Die Galerie Max Hetzler präsentiert die Einzelausstellung von Werner Büttner, Malerei 1981–2022 in Berlin. Dies ist die zehnte Einzelausstellung des Künstlers in der Galerie. In Werner Büttners Malereien, die Ende der 1970er Jahre unter dem Stichwort ‘Bad Painting’ bekannt wurden, nehmen Absurdität, Ironie und Ambivalenz eine zentrale Rolle ein…Motive der klassischen Moderne werden, auch mit Hilfe sprachlicher Elemente, neu verarbeitet und so zu unerschrockenen Kommentaren auf die Gesellschaft und die condition humaine. „Die Generation vor uns – die Konzeptkünstler –hatten die Malerei als überlebtes, bürgerliches Medium für abgeschafft erklärt. Dieses Verbot musste von uns Nachkömmlingen gebrochen werden, aus Trotz, zur Distinktion, und weil die Generationengesetze solches verlangen. Und so vergriff ich mich in juveniler Vermessenheit an nahezu allen bekannten malerischen Kategorien – Stillleben, Selbstbildnissen, Tierbildern, Seestücken, Historienmalerei, religiösen Sujets etc.“1, so der Künstler selbst.
Seine aktuelle Ausstellung in der Galerie umfasst Arbeiten aus einer Schaffensperiode von über 40 Jahren und bietet dadurch einen eindrucksvollen Einblick in die Arbeitsweise Büttners. Die pastose Malerei, in schnellen Pinselstrichen und alla prima (nass-in-nass) aufgetragen, verleiht den Werken eine Grobheit, die durch die typischen Künstlerrahmen aus Holzlatten noch unterstrichen wird. Vereinzelte Farbspritzer und -fäden, die durch die explosiven Bewegungen des Pinsels entstehen, verstärken die Dynamik und Kraft der Bilder. In den späteren Werken wird der schnelle Malstil zu Gunsten eines präziseren Malduktus abgelöst, der zu intellektuell und visuell subtileren Bildern führt. In der Bleibtreustraße 15/16 werden außerdem ein Block von Zeichnungen und eine Skulpturengruppe des Künstlers gezeigt.
Die Werke der Ausstellung sind vielfältig in ihren Sujets, sie reichen von Tierbildern über Gegenstände, Nahrungsmittel und Körperteile und beinhalten mit Düsenjäger, Kind und Seevogel, 1981, auch ein Seestück, sowie ein Memento mori, Moderne Kunst I, 1981. Die pointierten und oftmals ironischen Titel spielen dabei eine wesentliche Rolle. Das war’s dann also, 1998, zeigt einen liegenden Frauenakt, der im Vergleich zu dem sich im Vordergrund ausbreitenden comicartigen Hirschfell fast nebensächlich wirkt. Den Hintergrund des Bildes füllen rot-weiße Streifen, die an die US-amerikanische Flagge erinnern. In Stalin, 1985, einer eher untypischen Historienmalerei, werden nur die vermeintlichen Stiefel des Diktators dargestellt. Die kommunistischen Symbole Hammer und Sichel tauchen in dem Bild Düsterer Nachruf von 2022 wieder auf. Offen für Interpretation, aber immer auch ein Stück weit abseits des Rationalen, erlauben diese Arbeiten einen Einblick in Werner Büttners komplexe Schaffenswelt. Letztendlich sind sie, trotz ihrer vielfältigen allegorischen Deutungsmöglichkeiten, primär als Ausdruck eines Lebensgefühls zu verstehen: „wenn es ein gutes Bild ist, enthält es immer auch einen nicht-rationalisierbaren Rest. Das sollten wir freudig akzeptieren”, so Büttner.
1 W. Büttner, zitiert in Zuweilen ist Ehrlichkeit die eleganteste Maske. Thomas Eller im Gespräch mit Werner Büttner, Fürth: Starfruit Publications, 2022, S. 36
2 W. Büttner, zitiert in Zuweilen ist Ehrlichkeit die eleganteste Maske. Thomas Eller im Gespräch mit Werner Büttner, Fürth: Starfruit Publications, 2022, S. 28
WERNER BÜTTNER: Malerei 1981–2022
23. Juni 2023 – 19. August 2023