2016 schenkte der Künstler Jonathan Meese der Berliner Galeristin und Sachverständigen für Alte und Zeitgenössische Ostasiatische Kunst, Claudia Delank, das kleine Buch „Unter Teufeln“ mit Texten u.a. von Heinrich Heine, das mit seinen Bildern von Teufeln bebildert ist. Hieraus entwickelte sich die gemeinsame Idee, Meeses Teufel mit japanischen Teufeln (Oni) auszustellen.
7 Jahre später wird aus der gemeinsamen Idee Realität: Claudia Delank zeigt während der Berlin Art Week in ihrer Berliner Galerie „Art Space“ in der Bleibtreustraße 15 aus einer Privatsammlung japanischer Farbholzschnitte zum Thema Teufel gemeinsam mit Meeses Teufeln.
Jonathan Meese, in Japan geboren, integriert Figuren aus verschiedene mythischen Welten in seinem Werk wie Humpty Dumpty, Helden aus Wagner Opern, Dr. No und seit vielen Jahren Teufel aller Art, sie sind eine wichtige Inspirationsquelle für seine künstlerische Praxis. Es ist eine Premiere: zur Berlin Art Week 2023 konfrontiert Meese zum ersten Mal seine Teufel mit japanischen Oni.
In der japanischen Ideen- und Märchenwelt gibt es im Gegensatz zum Westen eine Vielzahl verschiedener „böser“ Oni, die im Gegensatz zu westlichen Teufeln nicht unsterblich sind. Zur Auswahl japanischer Farbholzschnittte mit Teufeln und Dämonen aus einer Privatsammlung im Dialog mit Jonathan Meeses Teufeln gehören beispielsweise:
Oni wa Soto – ein Surimono, von Totoya Hokkei (ca. ca. 1830), es zeigt den bärenstarken Kintaro , der zu Neujahr Sojabohnen auf den Boden streut, damit die Oni ausrutschen und vertrieben werden.
Auf einem Blatt aus einem Kimono-Musterbuch lässt Kaigei Tennen den Donnergott Raijin im Zentrum eines Wirbelsturm sitzend eine Angel auswerfen. Ein Dialog entsteht mit Jonathan Meeses „Fugu Teufel“ (2023) sowie der großformatigen Malerei „Devil Outside“ (2022). Dazu kochen vier Oni-Teufel eine Rübensuppe, das Werk eines unbekannten japanischen Künstlers, Kintaro läßt einen Bären vor musizierenden Oni auf seiner Hand tanzen. Der auf einem Tiger reitende Dämonenaustreiber Shoki jagt eine Gruppe Oni und Utagawa Yoshitoras weibliche Hannya Maske einer Dämonin kontrastiert Jonathan Meeses mit vielen seiner Teufeln aus den letzten 10 Jahren.
Meese inszeniert das Zusammenspiel mit den Oni in der traditionellen japanischen Kunst in all ihren negativen, wilden und zerstörerischen Aspekten, sowie mit ihrer zeitgenössischen Präsentation in Anime und Manga, vor allem in ihrer Rolle als „Alien“.
Neben den Oni- Darstellungen in der Holzschnittkunst und Tuschemalerei werden in der Ausstellung auch Oni in Anime Videos präsentiert. Im Verständnis japanischer zeitgenössischer Filme, Manga und Anime ist ein Oni ein böser Dämon, Außerirdischer, ein Hybrid aus Erdbewohnern und einer anderen Spezies oder einfach eine andere Spezies auf der Erde aus der fernen Vergangenheit, der Zukunft oder, wenn er aus der Gegenwart kommt, aus einer anderen zeitlichen Dimension.
Aus Animes wie „Demon Slayer“, 2023 werden Videos im Garten des Art Space zusammen mit Skulpturen und Installationen von Jonathan Meese gezeigt. Die Ausstellung zeichnet einen Spannungsbogen der traditionellen japanischen Kunst hin zur populären Gegenwart im Spiegel von Meeses Kunst. Der Art Space befindet sich seit 11 Jahren in dem Haus, in dem auch der Kunsthändler Alfred Flechtheim von 1923 bis 1933 seine Berliner Galerie betrieben hat
鬼わ外
Jonathan Meese im Zusammenspiel mit japanischen Teufeln
13.09.2023 – 25.10.2023
Art Space Claudia Delank | Bleibtreustr. 15–16, 10623 Berlin
Nach Vereinbarung