Unser Video zur wundervollen Magic Beans Ausstellung. Eine Soloshow des litauischen Künstlers Andrius Zakarauskas. “Was ist Malerei? Ein Genuss! Nur noch bis zum 24.02.2018. Absolute Empfehlung von uns!
Charakteristisch für Zakarauskas´ Arbeiten ist eine ganz spezielle Spannung: Obwohl seine Bilder gegenständlich und figürlich sind, ist das Portraitierte nicht konkret, nicht klar definiert. Die Mehrheit von Zakarauskas´ Bildern zeigen Selbstportraits des Künstlers in seiner charakteristischen Pose und sogar Kleidungsstil. Doch die Figuren sind gesichtslos, selbst die Muse des Künstlers.
Die früheren Gemälde Zakarauskas´ versprühten einen Hauch Fantasie, mit von grotesken Tiermasken bedeckten Gesichtern der Figuren. Jetzt entsteht die beklemmende Atmosphäre aus einem anderen Ansatz. Die nur schwach umrissenen Figuren erscheinen flüchtig. Menschen werden zu durch den Raum flatternden Schatten oder vermischen sich mit ihnen, verwandeln sich in dunkle Spuren auf der Erdoberfläche. Die Figur im Selbstportrait ist gespiegelt oder vervielfacht, bis eine Formation oder sogar eine Menge erscheint. Die Intensität von Realität und Illusion wird durch das Motiv des Bilds im Bild noch verstärkt. Der Künstler malt sich selbst in einem Atelier oder einer Galerie, vor seiner bemalten Leinwand stehend. Er ist Autor und Publikum zugleich.
Der Maler zielt darauf ab, den Betrachter zu provozieren, indem er ihn dazu bringt, seine Kunstwerke anzuzweifeln: ob die Motive lebendig oder leblos sind, ob die Arbeiten selbst Motive sind, oder ob beides zutrifft. Das Verschwimmen der Grenze zwischen Wirklichkeit und Einbildung ist ein zentrales Thema in Zakarauskas´ Bildern. Die Farben, die der Künstler wählt, ebenso wie sein Malstil, bestimmen die Vagheit von Bildern und Ideen. Seine gedämpfte monochrome Palette ist voller nuancierter matter Grau- und Blaugrautöne, tiefer dunkler Schattierungen von Schwarz und Braun.
Aufgehellt wird diese Skala durch leuchtende Akzente von Weiß, Rosa, Grün, Blau oder Hellbraun. Der Künstler zielt ab auf einen eloquenten Kontrast zwischen tiefer Dimension, die durch Glasierung entsteht, und flachen Figuren und Objekten, in expressiven breiten Strichen gemalt. Weitere maßgebliche Ausdrucksmittel in Zakarauskas´ Gemälden sind fragmentierte Motive wie inneres “Framing”, ein Hereinzoomen und Vergrößern der ausgewählten Details. Manche Fragmente werden cinematographisch vergrößert, andere verschmelzen durch den Einsatz bestimmter Malwerkzeuge fast mit ihrer Umgebung. Zakarauskas beschreibt es wie folgt: “Zuerst frage ich was Malerei ist… Die Farbe ist die Hauptsache. Die Farbe, die Leinwand, ich als Maler. Dann stelle ich dieselbe Frage wieder, mit jedem neuen Bild. Ich beantworte sie nie vollständig, aber die Frage allein ist meistens genug. Vielleicht antworte ich mit meinem Ergebnis. Tja, was Malerei ist…für mich bin ich selbst Malerei”.
Zakarauskas löscht die Grenzlinie zwischen sich und dem Gemälde aus. Er portraitiert einen Zustand der Verwirrung und Unsicherheit, in dem es keinen Referenzpunkt gibt, weil eine genauere Richtung nicht kristallklar ist. Doch diese Leere voller Melancholie und Beklemmung pulsiert vor Leben und dem Zauber der Malerei.
Text: Professor Raminta Jurenaite