Dresscodes kommen überall in der Kulturwelt zur Anwendung. Doch was zum Opernball als angemessen eleganter Look gilt, wirft in einer modernen Galerie eher Fragen auf. Wir verraten, welches Outfit sich für Veranstaltungen rund um Vernissagen, Finissagen und Ausstellungen an sich eignet und was gar nicht geht.
Das kleine Schwarze oder doch der geschlossene Businesslook? Als Mann im lässigen Sakko oder mit Seidenkrawatte und Manschetten erscheinen? Wer selten Kunstausstellungen und Veranstaltungen in Galerien besucht, stößt auf viele Fragezeichen, wie locker ein Outfit sein darf. Und tatsächlich gibt es Tabus, die auch in der vermeintlich hippen Künstlerszene nicht gebrochen werden. Die verwirrend einfache Antwort jedoch vorweg: Das eine passende Kunstoutfit, das zu jedem Anlass passt, kann es nicht geben.
Dresscode? Das entscheidet die Kunst.
Die gute Nachricht für alle Künstlerinnen zuerst: Der Gastgeber bestimmt auch in der Kunstwelt den Dresscode. Doch während man bei einem besonders festlichen Bankett auf die Abendgarderobe der Gäste zählen kann, legen Kunstinteressierte den Begriff gern eigenwillig aus. Welche Kleidung angemessen scheint, entscheidet sich oft am Image der ausstellenden Künstler. Junge, peppige Kunst mit verspielten Formen zieht auch eher junge, flippige Gäste an. Wer gemeinsam mit Modebloggern Fashionfotos ausstellt, wird sich dagegen auf ein Publikum mit teuren, modernen, aber eher schlichten Outfits freuen können.
Das passende Outfit zusammenstellen
Ausgehend von einer durchschnittlich speziellen Ausstellung moderner Kunst lässt sich sagen, dass alles was als “casual business Look” durchgeht, auch für den Abend geeignet ist. Dieser Look umfasst alle Kleidungsstücke, die in der Freizeit und beim Treffen mit Geschäftspartnern gleichzeitig funktionieren und in Agenturen und freien Berufen gern getragen werden. Für Frauen bedeutet das, nicht zu prunkvolle Kleider und weite Röcke. Elegant, aber zurückhaltend, nicht zu kurz und nicht zu lässig. Im Sommer darf es auch ein leichtes Sommerkleid sein – wenn es denn zum Ambiente passt. Herren tragen auf einer Vernissage für gewöhnlich keinen Dreiteiler und Krawatte, sondern lassen es lässig angehen. Wer ein lockeres Freizeitsakko mit einer hochwertigen und klassisch geschnittenen Jeans kombiniert, ist genau richtig. T-Shirt und Jeans sind vor allem im Sommer erlaubt, kurze Hosen allerdings ein No-Go. Das Schuhwerk sollte in jedem Fall zum Tanzen und Bewegen geeignet sein. Wer den Abend aktiv auf Stilettos bewältigt, muss sich natürlich nicht einschränken.
Neben dem richtigen Outfit sind auch Accessoires und Make-Up nicht zu vernachlässigen. Durch einen tollen Lippenstift lassen sich farbliche Tupfer setzen. Ansonsten ist auf Kunstausstellungen jedoch zumeist Natürlichkeit gefragt. Von daher eignet sich der Natural Look perfekt dafür.
Richtig auftreten oder komplett daneben benehmen
Es gibt keinen Verhaltenscodex für Kunstveranstaltungen, nach dem Gäste ihr eigenes Auftreten überprüfen können. Wichtig ist es jedoch, sich vor Augen zu halten, dass man selbst an diesem Abend als Besucher nicht im Mittelpunkt steht. Auch auf Kunstpartys sollte bekannt sein, auf wessen Veranstaltung man sich befindet. Die Kunst sollte zumindest einiger Blicke gewürdigt werden, bevor gefeiert wird. Für laute Kritik an der Künstlerin und ihrer Arbeit ist an diesem Abend nicht der richtige Rahmen gegeben. Fragen zu der Arbeit sind dagegen bei Kunstschaffenden sehr gerne gesehen und signalisieren Interesse an Bildern und Kunstwerken. Auch bei Aktionskunst darf hinterher diskutiert und gefragt werden, untereinander oder bei den Veranstaltenden selbst. Bei Vernissagen ist es zudem üblich, ein kleines Geschenk mitzubringen, das weder viel Platz in Anspruch nimmt, noch Mühe beim Überreichen verursacht.
Die Kunstausstellung und der Veranstaltungsrahmen geben viele Möglichkeiten her, mit Menschen ins Gespräch zu kommen, Kultur zu genießen und einen schönen Nachmittag oder Abend zu haben. Das gelingt am besten in lockerer, freundlicher Atmosphäre. Wer anzieht, worin er sich wohlfühlt, ohne zu dick aufzutragen, kann wenig falsch machen. Im Zweifelsfall gilt: Einfach auf die Einladung hin kurz Rücksprache halten, ob es einen besonderen Dresscode gibt. Dann haben alle Spaß an der Veranstaltung.
Beitragsbilder: @ Stephan Röhl für Kunstleben Berlin
Zitat: “Und tatsächlich gibt es Tabus, die auch in der vermeintlich hippen Künstlerszene nicht gebrochen werden. ” Würde mich interessieren, welche Tabus Sie denn namentlich meinen?
…Für laute Kritik an der Künstlerin und ihrer Arbeit ist an diesem Abend nicht der richtige Rahmen gegeben… Warum nicht? Laute Kritik würde die Kunst und Vernissage lebendiger machen.
Toller Beitrag und wichtig.Ich selbst habe schon einige Ausstellungen als Künstlerin veranstaltet.Mir ist es ein Anliegen das besonders weibliche Besucherinnen darauf achten, Ausstellungen nicht als Selbstdarstellungsbühne für ihre neuesten Mode Ideen zu benutzen. Männliche Besuchern rate ich so lässig sie auch gekleidet sind nicht zu sehr dem Wein zugetan zu sein. Ich habe dies peinlich erlebt.
Vielen Dank für einen tollen Beitrag zum passenden Outfit für eine Kunstausstellung. Ich bin mit Ihnen einverstanden, dass es sich oft am Image der ausstellenden Künstler entscheidet, wie man sich bestens anziehen soll. Das wichtigste ist, dass man sich in dieser Kleidung bequem fühlt. Dann kann man die Ausstellung in einer lockeren Atmosphäre in vollen Zügen genießen.