Die kommende Ausgabe der transmediale trägt den Titel for refusal und wurde unter der neuen künstlerischen Leitung Nora O Murchú zu einem Einjahres-Festival umgestaltet. Das Programm findet an mehreren Veranstaltungsorten Berlins statt, zu denen auch der erste eigene Projektraum des Festivals – das transmediale studio – gehört.
Thema
Das Dilemma der Verweigerung hat zunehmend an Dringlichkeit gewonnen. Leicht missverstanden als Geste der Untätigkeit und Passivität, sollte Verweigerung vielmehr als das Beharren auf Alternativen oder eine Forderung nach Reformen gesehen werden. Die 34. Ausgabe der transmediale setzt sich unter dem Titel for refusal mit Positionen der Verweigerung und daran geknüpften Visionen von Hoffnung auseinander.
„Verweigerung ist ein Akt, der sowohl ein Risiko als auch ein Versprechen in sich birgt, der aber vor allem Möglichkeiten für Welten eröffnet, wie sie zukünftig sein könnten und womöglich sollten“, erläutert O Murchú, künstlerische Leiterin der transmediale.
Von kleinen Akten der Verweigerung im Alltäglichen bis hin zu sanften Formen des Widerstandes, die es ermöglichen kollektive Infrastrukturen zu überdenken, wird die transmediale 2021–22 politische Handlungsmöglichkeiten der Verweigerung entwerfen und ihr Potenzial untersuchen neue sozio-politische Realitäten zu formen, die auf Fürsorge, Hoffnung und Begehren beruhen.
Ein Einjahres-Festival
Während der letzten Monate hat die COVID-19-Pandemie durch ihre Auswirkungen auf Kunst und Gesellschaft Ungleichheiten verschärft und die Notwendigkeit eines nachhaltigeren Ansatzes in der Kulturarbeit verdeutlicht. Als Reaktion auf diese Umstände wurde das Programm des Festivals zu einem einjährigen Format erweitert, dessen Veranstaltungen in Berlin und online stattfinden werden. Als Festival, das sich stets mit der Kritik am Status Quo sowie innovativen Kulturformaten auseinandersetzt, will transmediale eine Plattform bieten, die nicht nur auf die Umstände der Pandemie reagiert, sondern Künstler:innen durch entschleunigte Prozesse und eine nachhaltige Auseinandersetzung mit ihren Arbeiten unterstützt. Das Einjahres-Festival beginnt am 28. Januar 2021 mit einer Ausstellung an zwei Veranstaltungsorten in Berlin. Zeitgleich wird auf der transmediale Webseite ein Online-Programm gelauncht, das sich im Laufe des Festivaljahres entwickeln wird.
Ausstellung
transmediale 2021–22 beginnt das Einjahres-Festival mit dem Launch der digitalen Plattform Almanac for Refusal und führt das Programm im Februar mit der Ausstellung Rendering Refusal in zwei Venues fort. Die Ausstellung erforscht Taktiken der Verweigerung und deren Potential für Hoffnung. Sie vereint künstlerische Positionen, die unser Verständnis überdauernder politischer Konflikte in Frage stellen und aus Widersprüchen und Differenzen Zukunftsperspektiven gestalten, queere Kosmologien etablieren und dem Alltäglichen neue Ideale zuschreiben.
Die Ausstellung zeigt Arbeiten von Anne Duk Hee Jordan, Bassam Al-Sabah, Bassem Saad, Danielle Brathwaite-Shirley, Eli Cortiñas, Jennifer Mehigan, Larry Achiampong, Laura Yuile, Madison Bycroft, Natasha Tontey, Patricia Dominguez, Sofia Caesar und Sung Tieu. Vom 15. Februar bis zum 28. März 2021 läuft die Ausstellung Rendering Refusal im Kunstraum Kreuzberg/Bethanien und der Betonhalle, silent green. Aufgrund der Pandemieregelungen ist die Ausstellung derzeit geschlossen. Daher hat transmediale ein digitales Besuchsprogramm, inspiriert von dem Konzept der Proxy Protests, für Rendering Refusal entwickelt. Für die Proxy Visits werden Besuchende per Videoanruf mit einer*m Proxy Host vor Ort in einer der Venues verbunden und erleben die Ausstellung so gemeinsam und in Interaktion.
Die Ausstellung wird von der Europäischen Union mitfinanziert und ist Teil des Kooperationsprojektes Artsformation.
Filmprogramm
Zum ersten Mal veranstaltet die transmediale einen Teil des Festivalprogramms im eigenen Projektraum, dem transmediale studio im Silent Green Kulturquartier. Das monatlich wechselnde Filmprogramm remote. response. request. findet ab April über drei Monate statt und präsentiert installativ eine Reihe von Filmvorführungen und Diskursveranstaltungen.
Das Programm setzt sich mit Praktiken des Filmemachens auseinander, die dominierende Narrationen ablehnen und stattdessen Ansätze verfolgen, die polyphone Ausdrucksformen der Realität stärken. remote. response. request. erkundet neue Beziehungsmöglichkeiten und Gesprächsformen zwischen Zuschauenden und dem bewegten Bild und bringt dabei Filmemacher:innen, Akademiker:innen, Schriftsteller:innen und Performer:innen zusammen, darunter Rhea Storr, Phanuel Antwi, Elsa Brès, Kamal Aljafari, Maud Craigie und Sam Hamilton. Die Veröffentlichung weiterer Künstler:innen erfolgt in Kürze.
Weitere Informationen
… zu den KünstlerInnen und dem Programm findet man auf der transmediale Website: https://transmediale.de/
Beitragsbild: Atmungsatmosphäre Anne Duk Hee Jordan 2020