Belgischer Symbolismus in der Alten Nationalgalerie: Der lustvolle Blick in den Abgrund, der übersteigerte Ästhetizismus einer übersättigten Gesellschaft, die sich zugleich in der Krise wähnte, der morbide Reiz zwischen Thanatos und Eros dies sind Themenfelder in der Kunst, die Ende des 19. Jahrhunderts insbesondere im belgischen Symbolismus ihren Ausdruck fanden. Ausstellungsbeginn: 18.09.2020
Gegen die Entwicklung des Oberflächenreizes von Naturalismus und Impressionismus formiert sich in den 1880er-Jahren eine neue Kunstströmung, deren Kennzeichen die Sinnlichkeit, Magie, tiefgründige Bedeutsamkeit wie auch die Irrationalität ist. Der Symbolismus enthält hierin bereits vielfach eine künstlerische Vorwegnahme der Traumdeutung von Freud, dessen gleichnamige Studie 1899 erschien.
![Belgischer Symbolismus Fernand Khnopff, Die Zärtlichkeit der Sphinx Musées royaux des Beaux-Arts de Belgique, Bruessel](https://www.kunstleben-berlin.de/wp-content/uploads/2020/08/Belgischer-Symbolismus-Fernand-Khnopff-Die-Zaertlichkeit-der-Sphinx-Musees-royaux-des-Beaux-Arts-de-Belgique-Bruessel.jpg)
Brüssel als Kulminationspunkt
Während der Impressionismus heute in nahezu allen Facetten und in den jeweiligen landesspezifischen Charakteristika erforscht und gewürdigt wurde, steht eine differenzierte Betrachtung des Symbolismus bis heute aus. Neben dem französischen Symbolismus, der als Ursprung und Inspiration gleichgearteter Bestrebungen auch in Deutschland betrachtet wird, stand die Ausprägung dieser Kunstströmung in Belgien bislang weniger im Fokus des Interesses. Dies zu Unrecht, denn von hier gingen viele Impulse für den Symbolismus aus: hierher kamen die in Paris erfolgreichen und einflussreiche Literaten wie Maurice Maeterlinck und Georges Rodenbach, während Brüssel zugleich die europäische Drehscheibe für Ausstellungen unterschiedlichster Kunststile war und an der Etablierung und Verbreitung des Symbolismus hohen Anteil hatte. Belgien fungierte in vielen Bereichen der Kunst als Scharnier zwischen England und dem Kontinent, ebenso war die Achse Paris-Brüssel besonders eng. Mit Les Vingt, dem Salon für zeitgenössische belgische und internationale Kunst, bot sich zwischen 1883 und 1893 in Brüssel eine neue Bühne, die unter anderen die Belgier Ensor, Khnopff, Rysselberghe mit so unterschiedlichen Künstlern wie Cezanne, Crane, Gauguin, Seurat, van Gogh, Klimt und McNeill Whistler zusammenbrachte.
Die Ausstellung will dieses Spektrum an bislang wenig bekannten belgischen Positionen einem breiten Publikum als eine wichtige Referenz für den europäischen Symbolismus von Gustave Moreau über Arnold Böcklin und Max Klinger bis zu Gustav Klimt und Edvard Munch vorstellen.
Eine Ausstellung der Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin, mit Unterstützung der Königlichen Kunstmuseen Belgiens, ermöglicht durch die Freunde der Nationalgalerie
Beitragsbild: © Fernand Khnopff, I lock my door upon myself, 1891, Öl auf Leinwand, 72,7 × 141,0 cm, © bpk | Bayerische Staatsgemäldesammlungen, bereitgestellt von der Alten Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin “Dekadenz und dunkle Träume
Der belgische Symbolismus”
Datum: 18.09.2020 – 18.01.2021