Mit der Ausstellung „Luma“, 15. Dezember 2023 bis 10. März 2024 in der galerie probst, wird erstmals das gesamte Spektrum der Interdisziplinarität des Künstlers Stefan Reiss präsentiert. Die Sichtbarmachung seines künstlerischen Grundthemas – die multidimensionale Transformation – stand dabei im Mittelpunkt der Kuration der galerie probst. Dabei treffen seine digitalen Zeichnungen und Projekte direkt auf seine analogen Gemälde und Plastiken, eine analoge Installation verschmilzt mit einer digitalen Projektion. Fast alle in „Luma” ausgestellten medial unterschiedlichen Kunstwerke sind im Jahr 2023 entstanden. Sie stehen in einem konzeptuellen Austausch und bilden in den daraus resultierenden gestalterischen Überschneidungen ein Gesamtbild für sein unverwechselbares Œuvre.
Seit dem Jahr 2010 arbeitet Stefan Reiss an seinem Archiv, das mittlerweile über eintausend digitale und analoge Zeichnungen, Gemälde, Plastiken und Installationen umfasst.
Stefan Reiss, „O.T. 1041”, Malerei, Ölfarbe, Sprühfarbe & Acrylmarker auf Leinwand, 120 x 160 cm, 2019 „Grundsätzlich geht es in meinen Arbeiten für das Archiv – neben dem Thema der wechselseitigen Transformation – um eine sehr formale Auseinandersetzung mit simplen, geometrischen Elementen, wie der Geraden. Während die ersten Zeichnungen entstanden, ging es zuallererst darum, die künstlerischen Mittel zu beschränken und sich im Ausdruck zurückzunehmen. Interessant ist, dass diese simplen Elemente trotzdem komplexe Räume und Welten erschaffen können und gar nicht beschränkend sind.”
Stefan Reiss, O.T. 912, Digitale Zeichnung, Variable Größe, 2017 Seine digitalen Zeichnungen bilden den ursprünglichen Ausgangspunkt seiner Forschung über die Transformation in andere Medien. Sie bestehen ausschließlich aus Geraden und werden in verschiedenen, komplexen Schritten aus der digitalen Datei, die zur Visualisierung eine Form von Screen benötigt, in Malerei, Plastiken und Installationen übersetzt und umgekehrt: Die Transformation vom virtuellen zum realen Raum sind keine linearen Übersetzungen in eine Richtung, sondern multidimensionale, sich wechselseitig anregende Prozesse, die eine Neuordnung beider Räume zur Folge haben. Stefan Reiss erschafft intermediale, interdisziplinäre Kunstwerke, in denen sich beide Welten nicht nur verknüpfen, anstoßen und überlagern, sondern auch widersprechen und abstoßen dürfen. „Seit ich 2010 mit meiner interdisziplinären Forschung angefangen habe, stoßen verschiedene meiner Arbeiten immer wieder neue Arbeiten in anderen Medien an. Eine Zeichnung wird in eine plastische Arbeit übersetzt, was wiederum eine Idee einer multimedialen Installation beflügelt und dann ihren Weg in die Malerei und Zeichnung findet.”
Das Farbalphabet
Seit jeher beschäftigen sich Künstler mit Farbphänomenen, entwickeln Farbharmonien und Farbordnungssysteme. Im Mittelpunkt steht dabei oftmals die Wirkung auf den Betrachter und die Theorien über das Zusammenspiel der Farben, deren gegenseitige Beeinflussung und die Zuordnung zu Formen.
Seit 2017 arbeitet Stefan Reiss an seiner eignen Farbenlehre – einem System zur Ordnung von Farben der besonderen Art – in dem er einzelnen Buchstaben des lateinischen Alphabets einzelne Farbtöne zuordnet. Mit Hilfe des Linguisten Dr. Oliver Herbst untersuchte er die verschiedenen Laute der deutschen Sprache und gab den Konsonanten Farben, je nachdem, wo der Laut im Mundraum gebildet wird und wie er klingt. Die Vokale stellte er zunächst in verschiedenen Grautönen dar. Wir sind gespannt auf das noch im Schöpfungsprozess befindliche „Farbalphabet” von Stefan Reiss – einem Künstler, dem es neben der Ästhetik um die Erforschung von multidimensionalen Transformationsprozessen in der Kunst geht und das tiefe Begreifen der Dinge, die alles im Ganzen zusammenhalten.
Beitragsbild: Stefan Reiss, „Transformation XYZ”, Installation (Sound: Steffen Krebber), „Die Blaue Nacht”, Nürnberg, 2023 Foto: Dieter Zeitler
Stefan Reiss – Luma
15. Dezember 2023 – 10. März 2024