Verein der Berliner Künstlerinnen 1867 zu Gast im Charlottenburger Käthe-Kollwitz-Museum: In der Sonderausstellung dominieren die Farben “Schwarz + Weiß” und erzeugen eine Atmosphäre der Einkehr und Besinnung. 22. August bis 25. Oktober 2020 stellen folgende Künstlerinnen des VdBK 1867 aus: Silvia Klara Breitwieser, Ines Doleschal, Hannah Dougherty, Friederike Klotz, Maja Rohwetter, Heike Ruschmeyer, Viola Schill und Nadja Siegl. Kuratorin der Ausstellung “Schwarz + Weiß” ist Dr. Anna Havemann.
Ein Nilpferd gegen eine Schlange gesetzt, ein Affe auf Filz, Naturformen, die zu japanischen Schriftzeichen werden, Linien, Reflexionen, Spiegelkästen, die das Leben in mechanischen Bahnen symbolisieren; Fotografien, die Abgründe eröffnen. Die 80-jährige Konzept- und Objektkünstlerin Silvia Klara Breitwieser zeigt in ihrem sechsteiligen Relief-Zyklus erstmalig Menschenbildnisse. Die BILDNISSE sind Menschenbilder als Meta-Portraits. Sie sind keine Individual-Portraits, aber Hinterfragungen von Antlitz und Gesicht im Bezug zu Gesellschaft, Umwelt, Schicksal und Geschichte. Ines Doleschal reduziert in ihrer Serie Form folgt konsequent Farbe und Form. Umgeben von einem Übermaß an flüchtigen und reizintensiven Bildern im Alltag und Großstadtleben ist die Konzentration auf ein Weniges – Kohleflächen, Architekturparaphrasen, Papierstreifen und minimale Farbigkeit – ein künstlerischer Gegenentwurf.
Ein Blickfang der Ausstellung ist Hannah Doughertys raumhohe Installation: Zeichnungen auf mehreren Lagen von Papierrollen. Die Künstlerin setzt sich mit Naturphänomenen auseinander und arbeitet u. a. mit Versatzstücken aus Comic und Popart. Friederike Klotz symbolisiert durch ihre Linien und Reflexionen, die ein Spiegelkasten entstehen lässt, das Leben in vorgegebenen, mechanischen Bahnen. Maja Rohwetter kommentiert mit ihren wie am Computer entstanden wirkenden Collagen die neuen Medien. Heike Ruschmeyer verwendet in ihren „Disaster Series“ Fotografien aus Zeitungen, die einen Blick in die Abgründe menschlicher Existenz eröffnen.
Skurril bis alptraumhaft wirken die Arbeiten von Viola Schill, die sich in der Plastik mit Nilpferd und Schlange und in der Filzcollage „Als der Affe sprechen lernte“ mit Rollenbildern in der Gesellschaft auseinandersetzt. Auf der Suche nach Zeichen und Spuren befindet sich Nadja Siegl, die in der Natur gefundene Gegenstände fotografiert, vergrößert und ihnen eine eigene Sprache gibt.
Die acht ausstellenden Künstlerinnen des Vereins der Berliner Künstlerinnen 1867 repräsentieren einen Querschnitt der Mitglieder dieses Traditionsvereins, dem Käthe Kollwitz einst selbst angehörte. In der Sonderausstellung „Schwarz + Weiß“ sind Alt und Jung vertreten, aus Berlin stammende Künstlerinnen wie auch aus dem In- und Ausland zugezogene. Der Verein der Berliner Künstlerinnen 1867 ist Motor, Netzwerk und Schaufenster für kunstschaffende Frauen. Viele bekannte Künstlerinnen der Moderne standen mit dem Berufsverband als Mitglieder, Schülerinnen, Lehrerinnen oder Teilnehmerinnen an den Vereinsausstellungen in enger Verbindung. Heute vereint der Verein 54 Künstlerinnen aus aller Welt, deren Lebens- und Arbeitsmittelpunkt Berlin ist.
„Da der Verein der Berliner Künstlerinnen 1867, obwohl er zu den ältesten Kulturinstitutionen Berlins gehört, keinen festen Ausstellungsort hat, sind wir sehr dankbar, dass wir bereits zum zweiten Mal im Käthe-Kollwitz-Museum zu Gast sind,“ sagt Ute Gräfin von Hardenberg, 1. Vorsitzende des VdBK.
Begleitprogramm Künstlerinnengespräch und Ausstellungsrundgang “Schwarz + Weiß”:
Sonntag, 6. September 2020 um 16 Uhr mit Hannah Dougherty und Maja Rohwetter
Sonntag, 13. September 2020 um 16 Uhr mit Viola Schill und Nadja Siegl
Sonntag, 20. September 2020 um 16 Uhr mit Ines Doleschal und Friederike Klotz
Familienworkshop Sonntag, 18. Oktober 2020, 11–13 Uhr
www.kaethe-kollwitz.de
Öffnungszeiten: Täglich 11 – 16 Uhr, Eintritt: 7 €, erm. 4 €, Telefon: 030 882 5210
Der Verein spielte auch im Leben von Käthe Kollwitz eine wesentliche Rolle und ermöglichte ihr in seiner 1868 gegründeten Zeichen- und Malschule eine professionelle Ausbildung. Die monochrome Arbeitsweise hat eine lange Tradition und fand in dem Werk von Käthe Kollwitz eine nie zuvor dagewesene Ausschließlichkeit. Waren es bei Kollwitz hauptsächlich schwarze Linien und Flächen auf weißem Papier, loten die zeitgenössischen Künstlerinnen die Möglichkeiten des Umgangs mit den Nichtfarben Schwarz und Weiß sowie allen dazwischenliegenden Grautönen in verschiedenen Techniken aus und wie bei einem Orchesterstück ergibt sich ein harmonischer und zugleich eindringlicher Gesamtklang. Vertreten sind Kohlezeichnungen, Collagen, Fotografien, Skulpturen, Installationen sowie Spiegelkästen.
Dr. Anna Havemann, Kuratorin der Ausstellung verspricht, „die Abstinenz der Farbe wird die Betrachtenden herausfordern, über ihre Wahrnehmungsmuster in unserer Welt der Farbenflut zu reflektieren.“
Dr. Josephine Gabler (Direktorin Käthe-Kollwitz-Museum Berlin): „Wir freuen uns sehr, den VdBK 1867 erneut im Käthe-Kollwitz-Museum zu Gast zu haben. Es wird nach dem Corona-Ausbruch die einzige Sonderausstellung des Museums im Jahr 2020 sein. Alle anderen auswärtigen Präsentationen wurden abgesagt oder verschoben. Es ist dem Kollwitz-Museum aber gerade in dieser schwierigen Zeit ein besonderes Anliegen, Künstlerinnen eine Öffentlichkeit zu bieten. Als weitere Unterstützung können während dieser Ausstellung im Museum erstmalig Werke der Mitglieder des VdBK 1867 von den Besucher*innen auch käuflich erworben werden. Wir hoffen sehr, dass von diesem einmaligen Angebot reger Gebrauch gemacht wird.“
Der VdBK 1867 ist der erste und älteste Berufsverband bildender Künstlerinnen im deutschsprachigen Raum.
http://www.vdbk1867.de
Es gelten die Hygiene- und Abstandsregeln, so dass wir Sie bitten, während Ihres Aufenthaltes in den Museumsräumen den vorgeschriebenen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Haben Sie bitte Verständnis, dass nur eine begrenzte Zahl von maximal 10 Besucher*innen gleichzeitig Einlass finden. Es besteht von Seiten des Museums eine Dokumentationspflicht.
Bild: “Schwarz + Weiß” © Viola Schill, Manchmal verändern sich die Größenverhältnisse (2019), Assemblage aus Modelliermasse, Porenbeton, Plastikfigur, 25 x 25 x 20 cm, Foto © Rainer Jordan
Datum: 22.08.2020 – 26.10.2020