Gutes Geld – böses Geld

Gutes oder böses Geld

Bleiben wir bei Thema Geld. Viele Künstler*innen oder Kunstprojekte sind auf Förderungen, Preisgelder, Gönner oder andere Einnahmequellen angewiesen, damit sie ihre Tätigkeit überhaupt finanzieren und ausüben können. Das bringt sie zuweilen in eine Zwickmühle, nämlich immer dann, wenn die Geldquelle oder der Geldtopf aus einer Richtung kommen, die mit den eigenen Werten, die man vielleicht sogar durch die künstlerische Tätigkeit transportiert, nicht übereinstimmt.

Ein Beispiel. Die Philip Morris GmbH verleiht alljährlich den „The Power of Arts“ Award – ein Award, der verbunden mit einem Preisgeld von 50.000 an vier künstlerisch tätige Organisationen verliehen wird. Die Kritik an dem Konzern ist keine Lappalie. Nicht nur, dass sein Produkt tödlich sein kann, auch die Umstände unter denen der Tabak produziert und geerntet wird, geraten immer wieder in den Fokus, weil sie gegen die Kinderrechtskonvension und die Gesetze des Landes verstoßen. Kann man sich da ohne schlechtes Gewissen für einen Award bewerben?

Was sagt Banksy?

Beispiele wie dieses gibt es viele. Banksy kann ein Lied davon singen. Auch er steckt in dem Konflikt, dass er die Kommerzialisierung eigentlich ablehnt, den Run auf seine Kunst aber kaum steuern kann. An der Stelle verschwimmen Kunst und Kommerz. Kunst wird zur Ware und führt damit oft den ideellen Gedanken, der hinter den Werken steckt, auf gewisse Weise ad absurdum. Nun hat nicht jeder die Reichweite wie Banksy. Das schützt aber nicht davor, in dieses Dilemma zu rutschen.

Geld nehmen oder ablehnen?

Projizieren wir das Problem mal in die Arbeitswelt, würden die meisten Personalberater*innen sagen, dass es seelisch krank macht, für einen Arbeitgeber zu arbeiten, mit dessen Werten man nicht übereinstimmt. Es ist die Sinnfrage, die es so schwer macht. Auf der anderen Seite ist es aber so, dass viele ihre Arbeit gar nicht ausüben, gar nicht kreativ sein könnten, würde der Geldfluss versiegen. Also, was tun?

Ich persönlich würde es ansprechen. Das ändert vielleicht an der Haltung des Geldgebers nichts, aber es gibt dir noch mal die Möglichkeit für dich zu reflektieren, ob die Verbindung zwischen dir und dem Geldgeber wirklich tragbar ist. Transparenz hilft. Und manchmal bietet sich sogar die Möglichkeit, Einfluss zu nehmen. Für die Geldgeber ist es ja meist eine Imagefrage. Sie schmücken sich nicht nur mit den Werken, sondern auch mit den Werten der geförderten Projekte. Weichen die zu sehr von den eigenen ab, wirkt das in der Regel aufgesetzt und unglaubwürdig. Es ähnelt dem Phänomen des Greenwashings.

Und die Lösung?

Am Ende muss jeder selbst entscheiden, wie weit er seine eigenen Werte verkauft oder nicht. Die Frage bleibt schwierig und hat viel mit der eigenen Haltung zu tun. Manch einer verzichtet lieber, als dass er sich vor irgendeinen Karren spannen lässt. Ein anderer ist froh, wenn er überhaupt arbeiten kann. Ich denke, dass es einmal mehr die große Baustelle zeigt, die sich bei kreativer oder künstlerischer Arbeit auftut: Es mangelt grundsätzlich an Fördertöpfen, die mit niedrigen Hürden zugänglich sind. Aber das ist wieder ein neues Thema.

Veröffentlicht am: 19.10.2019 | Kategorie: Kolumne Jeannette Hagen, Kunst, Redaktion-Tipp,

Eine Meinung zu “Gutes Geld – böses Geld

  1. Kunstlandschaft Spandau sagt:

    Politiker arbeiten ihrem Gewissen verpflichtet und dürfen sich finanziell hoch dotierte Grundabsicherungen zusprechen. Grundabsicherungen gemeinnützig orientierter Arbeit in Höhe des Pfändungsfreibetrages würden allen Bürgern gewissenhafte Entscheidungen, eine freiheitlich-demokratische Grundorientierung der Gesellschaft ermöglichen. Korruption verhindert es. Verfassungsrichter werden parteipolitisch ausgewählt. Verfassungsgerichte funktionieren nicht als Schutzmechanismus. Was tun?

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