Schnell noch hin: das Bröhan-Museum wirft in seiner siebten „Blackbox“-Ausstellung mit Reaching Out for the Future. Zukunftsfantasien um 1900 einen Blick auf Zukunftsvisionen in der Kunst und populären Grafik um 1900. Retrofuturistische Bilder, Filme, Bücher, Kostümentwürfe und Filmplakate zeugen von dem unaufhaltsamen Optimismus und dem romantischen Wunsch nach fantastischen Welten.
Einer der größten Träume der Menschheit war es seit jeher, von der Erde in den Weltraum und zum Mond zu fliegen. Bevor dieser Traum Realität wurde, fand der erste Raketenstart auf der Kinoleinwand in Georges Méliès „Le voyage dans la lune“ (1902) statt. Expeditionen zum Mond, Besiedlung anderer Planeten, Unterwasserwelten und vollautomatisierte Städte – an der Schwelle zum 20. Jahrhundert schien die Welt voller Verheißungen. Das moderne Maschinenzeitalter hatte begonnen und hielt scheinbar unerschöpfliche Möglichkeiten bereit. Auch wenn der Mond die Fantasie vieler Menschen beflügelte, richtete sich der Blick doch auch immer wieder auf die Erde und deren Zukunft.
Dem Jahr 2000 aus der Sicht des 19. Jahrhunderts verschrieben sich Zeichner und Karikaturisten. Ihre futuristischen Zeichnungen waren beliebte Sammelbilder, die als Papierkarten in Zigaretten- oder Schokoladenpackungen in Umlauf gebracht wurden. Bei der Umsetzung utopischer Fantasien war die Fotomontage ein beliebtes Verfahren. Auf humoristische Weise zeigen einige der Ansichtskarten und Postkartenmotive überflutete Städte wie „Wenn Paris am Meer wäre“ oder „Ein Ausflug in der Zukunft“. Vieles, was die Menschen von der Zukunft erwarteten, ist bis heute nicht eingetreten. Zu große Hoffnungen setzte man beispielsweise in Stickstoffdünger: Turmhohe Kohlköpfe und tonnenschwere Kartoffeln würden den Jahresbedarf einer vielköpfigen Familie decken, so glaubte man damals.
Die Ausstellung „Reaching Out for the Future“ ist zugleich der Ausgangspunkt eines großen Outreach-Projektes am Bröhan-Museum, das individuelle und kollektive, gesellschaftliche und soziale Zukunftsentwürfe erforschen will. Im Rahmen einer Sommertour wird unser mobiles Zukunftslabor in verschiedenen Berliner Bezirken präsent sein und zum Nachdenken und Mitgestalten einladen. Visionen und Wünsche der Stadtgesellschaft, die hier Gestalt annehmen, finden als wachsendes Zukunftsporträt wiederum Eingang in die Ausstellung.
Künstlerische Interventionen, Workshops und Veranstaltungen hinterfragen Fact und Fiction und eröffnen Ideen für eine neue Welt. Am Ende der Ausstellung werden die gesammelten Zukunftsentwürfe in einer Zeitkapsel verschlossen und für die nächsten 100 Jahre im Museum archiviert.
Noch bis zum 27.10.2019