Re/Konstruktion Karin Kneffel und Willi Baumeister Form und Figur sind zwei parallele Ausstellungen zum Gallery Weekend Berlin in der Galerie Friese, die wir empfehlen möchten. Das gemeinsame Thema beider Künstler ist die Auseinandersetzung mit Ikonen der jüngeren Kunst- und Kulturgeschichte: mit Mies van der Rohes Architektur, in der Zitierung von Lehmbruck Skulpturen, Gemälden von Schlemmer und Baumeister, oder in der Bearbeitung von Gerhard Richters berühmten Kerzenbildern. Kneffels Bildräume fungieren als Schauplätze der Konfrontation mit der Frage der Aktualität des in der Kunst verhandelten Stoffs: Welche Bedeutung haben diese Bilder damals und heute, wie verändern Kontexte ihre Wahrnehmung?
Karin Kneffel bespielt mit der Ausstellung Re/Konstruktion drei Räume der Galerie Friese mit Gemälden aus unterschiedlichen zentralen Werkserien, die zwischen 2015 und 2020 entstanden sind.
Baumeisters (1889–1955) rätselhaft zeitlos wirkende Kompositionen der 1930er-Jahre stehen im Zentrum der Ausstellung Willi Baumeister. Form und Figur, die in Zusammenarbeit mit der Willi Baumeister Stiftung in der Galerie Friese gezeigt wird.
Anknüpfend an sein konstruktivistisch geprägtes Frühwerk der 1920er-Jahre, für dessen geometrische Kompositionen stets die menschliche Figur als Ausgangspunkt galt, erfand Baumeister um 1930 eine organischere Formensprache, die von seiner intensiven Beschäftigung mit prähistorischen, außereuropäischen und indigenen Ausdrucksformen zeugt. Diese bildete er in verschiedensten thematischen Werkgruppen mit jeweils eigener stilistischer Ausprägung bis in die 1940er-Jahre weiter. Die dabei konzipierten Typen von Formen und Figuren erscheinen wie Protagonisten seiner immer neuen Auslotung des Spannungsfelds von Figuration und Ungegenständlichkeit.
Sie offenbaren Baumeister, der durch sein ikonisches Spätwerk und seine programmatische Schrift „Das Unbekannte in der Kunst” als Verfechter der Abstraktion und Impulsgeber für die informelle Kunst der Nachkriegszeit in die Geschichte eingegangen ist, als einzigartigen Erfinder lebendiger Bildwelten und wahrhaften Pionier der Avantgarde.
Das gemeinsame Thema beider Künstler ist die Auseinandersetzung mit Ikonen der jüngeren Kunst- und Kulturgeschichte: mit Mies van der Rohes Architektur, in der Zitierung von Lehmbruck Skulpturen, Gemälden von Schlemmer und Baumeister, oder in der Bearbeitung von Gerhard Richters berühmten Kerzenbildern. Kneffels Bildräume fungieren als Schauplätze der Konfrontation mit der Frage der Aktualität des in der Kunst verhandelten Stoffs: Welche Bedeutung haben diese Bilder damals und heute, wie verändern Kontexte ihre Wahrnehmung?
Präzise und mühelos zugleich erkunden Kneffels Bilder – einen Plakatentwurf von Willi Baumeister mit dem Titel „Wie wohnen?” zum Ausgangspunkt nehmend – den Zustand der Kunst. Wenn Kneffel die Skulptur des Window Washers von Duane Hanson als auferstandenes Mahnmal vor den Glaskubus des Lehmbruck Museums in Duisburg stellt, ist die Frage nicht nur „Wie malen?” sondern unvermeidlich auch „Wie leben?”. Kunst kann, das führen uns Willi Baumeister und Karin Kneffel vor Augen, ohne den Zwang der Aktualität in vielen Fragen uns alles bedeuten, sinnlich vergegenwärtigen.
Mittwoch, 09. September, 10–19 Uhr
Donnerstag, 10. September, 10–20 Uhr
Freitag, 11. September, 10–21 Uhr
Öffnungszeiten am Gallery Weekend:
Samstag, 12. September, 12–19 Uhr
Sonntag, 13. September, 12–19 Uhr
Bild/Text:
Galerie Friese, Bild: Karin Kneffel, Ohne Titel, 2020, Öl auf Leinwand, 120 x 150 cm, Foto: Achim Kukulies
Datum: 9.09.2020 – 25.10.2020
Galerie Friese