Prof. Arnd Joachim Garth über 3 Phänomene von NEW GENERATION.
„Meine Bilder bieten keine Lösungen, vielmehr versuche ich, Vergänglichkeit in einem bestimmten Zustand sichtbar zu machen.“ Zitat MASCH
Phänomen 1 Neues versus Gereiftes
MASCHs gereiftes Spätwerk heißt NEW GENERATION. MASCH selbst gehört zu einer Generation, die verschwenderisch gelebt hat in der Aura der Rolling Stones. Verschwenderisch in der Freiheit des Tuns, verschwenderisch in der Zeit des Augenblicks.
Es ist ein Diskurs aus Aufbegehren und erarbeiteter Reife, konserviert in einem völligen Wandel, im Spätwerk etwas Neues, Bleibendes zu schaffen. MASCH hat sich in der neuen Generation seiner Kunst noch einmal neu erfunden, neu entdeckt. Der Künstler schafft durch seine Oberflächen einen Blick hinter die Zeit und tief in sein Innerstes, dass ein Konstrukt aus Material-Kreativität und Zeit-Magie offenbart.
Phänomen 2 gefühlte Zeit als Netzhaut
Der Künstler MASCH entführt uns in seine geschaffene Zeitdimension, in der Zeit sich selbst anhält. MASCHs Bilder halten Vergängliches fest, Morbides wird aufbewahrt, Momente ausgehärtet. Er sammelt Sich Verlierendes ein und breitet damit die Netzhaut des Betrachters über sein Werk. Er macht Zeit als Haut, als Membrane messbar. Das Abgenutzte, das Verbrauchte wird manifestiert wie eine Oberflächenhaut, die durchlässig ist für Emotionen, für Momente des Innehaltens, für leise und schwere Nuancen. Die Farbe, die frisch aus der Tube gepresst wird, korrodiert im Schaffensprozess von MASCH in einer eigenen Metamorphose zur angehaltenen Zeit.
Phänomen 3 Leinwandgespannte Musik
Spannt man eine Membrane über einen Kessel entsteht eine Trommel. Verdichtet man Membranen, entsteht ein Geigenbogen. Spannt man Leinen über die Leinwand, entstehen eigene Melodien, die von der Zeit getragen, manchmal dissonant sind, bassig und dem Schwermut des Vergänglichem anhaften im Spiel der Leichtigkeit des Seins. Den Bildern der neuen Generation ist anzumerken, dass der Künstler ein musikalischer Mensch ist, der einige Instrumente beherrscht. Der selbst Zeit im Takt der Töne empfindet und in seinem Schaffen die Farbtöne in Zeittöne übersetzt.
MASCH selbst, Jahrgang 50, wird regelmäßig als Set Painter bei den Babelsberger Filmstudios gebucht.
Dort entstand diese Idee der NEW GENERATION, da MASCH gerade in historischen Filmen als Magier des Maroden, als Zeitraffer, als Konservator vergangener Augenblicke gefeiert wird.
Wenn Sie also ein Bild der NEW GENERATION von MASCH erwerben, besitzen sie die Oberflächenhaut der Vergänglichkeit und des Bestehens in einem. In den Verstrebungen, in der Materialität seiner Bilder offenbart sich alles, was das Leben bietet. Man kann es entdecken und zu seiner eigenen inneren Welt verschmelzen. Sie sind Zeitzeuge eines großartigen Augenblicks im Schaffensprozess des Künstlers im Ringen mit der Zeit, die sich selbst anhält. Sie schauen auf gelebte Zeit und im gleichen Moment auf ihre eigene Lebenschronologie aus Erinnerungen und der Strahlkraft des jetzt Seienden. Sie erwerben eine membrane Zeitmaschine.
Laudatio von Prof. Arnd Joachim Garth anlässlich der Ausstellung NEW GENERATION am 25. Juni 2016