Nick Gross nimmt seine tägliche Pendelfahrt von South London nach Elephant and Castle als Ausgangspunkt der neuen Serie Dolphin Express. Siebdrucke auf Stoffen, die aus dieser Gegend Londons stammen verweben Szenen miteinander, nur um sie später wieder aufzutrennen. Imaginierte und tradierte Bilder verschmelzen, wenn Berufspendler über geometrischen Verwirbelungen schweben und in ätherischen Innenräumen unvermittelt Siebdruckfotos auftauchen. Als aufmerksamer Leser von W.G. Sebald und Virginia Woolf ist auch Goss davon inspiriert, wie ein Spaziergang auf der Straße Fragen zur Weltgeschichte und der menschlichen Erfahrungswelt aufwerfen kann…
Contemporary Fine Arts freut sich, Dolphin Express zu präsentieren, Nick Goss‘ erste Ausstellung in dieser Galerie.
Die Psychologie von Orten widerspiegelt sich in Dolphin Express, einer neuen Serie von Nick Goss´ großformatigen Gemälden in Pigment, Öl und Siebdruck auf Leinwand, begleitet von einer Gruppe von Aquarellarbeiten auf Papier. Die Ausstellung entlehnt ihren Titel dem Namen eines lokalen Taxiunternehmens und widmet sich Menschen, die unterwegs sind. Imaginierte der Künstler in seiner letzten Serie mit dem Titel „De Ramp“ ein überflutetes London, so griff er dabei teilweise auf Bilder der Überschwemmung zurück, die seine Familie 1953 zur Flucht aus ihren Häusern in Holland zwangen. Auch in Dolphin Express schreibt sich diese Flut als Erinnerung in die Bilder mit ein, gleichzeitig aber auch als eine Möglichkeit, Momente des Übergangs und der Zwangsbewegung aktuelleren Datums zu beschreiben.
Goss nimmt seine tägliche Pendelfahrt von South London nach Elephant and Castle als Ausgangspunkt der neuen Serie Dolphin Express. Siebdrucke auf Stoffen, die aus dieser Gegend Londons stammen verweben Szenen miteinander, nur um sie später wieder aufzutrennen. Imaginierte und tradierte Bilder verschmelzen, wenn Berufspendler über geometrischen Verwirbelungen schweben und in ätherischen Innenräumen unvermittelt Siebdruckfotos auftauchen. Als aufmerksamer Leser von W.G. Sebald und Virginia Woolf ist auch Goss davon inspiriert, wie ein Spaziergang auf der Straße Fragen zur Weltgeschichte und der menschlichen Erfahrungswelt aufwerfen kann.
Olivia Langs Kommentar Derek Jarmans Modern Nature scheint besonders resonant: “Für Jarman gab es Zeiten, in denen die Vergangenheit sehr nah zu sein schien, fast berührbar.” Durch Gegenüberstellung z.B. einer dokumentarischen Fotografie von der Zeeland- Flut mit einem Aquarium im Wartezimmer eines Arztes in dem Bild Aquarium oder einem Standbild aus einem Film aus Theo Angelopoulos’ Trilogie: Die Erde weint mit einer Szene aus der Londoner U-Bahn, komprimiert Goss in Dolphin Express Bilder zu einer fragmentierten Traumlandschaft.
Goss lässt in banalen Umgebungen Erinnerungen Raum einnehmen und macht so die Vergangenheit haptisch erlebbar, ihre Präsenz wird in Momenten des Wartens und des Übergangs greifbar. In Morley’s Mirror, einer eher trostlosen Innenansicht eines Fast-Food-Ladens, bricht bei näherem Hinsehen ein Diamantspiegel Blättermuster und geflutete Häuser. Diese reflektierten Formen, die die Szenerien in ein warmes blaues Licht tauchen, setzt Goss seit einigen Jahren ein. Sie demonstrieren auf eine poetische, persönliche und politische Art, wie ein Ort Erinnerungen wachhalten kann.
Wie die immer wiederkehrenden reflektierenden Oberflächen von glitzerndem Geschirr oder glasigen Pfützen sind auch Leerräume ein wiederkehrendes Stilmittel im Werk von Goss. Diese Lücken zwingen den Betrachter, sich in das Werk hineinzutauchen, da Lücken durch Momente der Identifizierung, der Erinnerung gefärbt werden. Vielleicht erkennt (oder erinnert sich) der Betrachter, wie die Vergangenheit nicht nur an Goss’ Traumlandschaften haftet, sondern auch unser eigenes beobachtendes Auge.
Contemporary Fine Arts is pleased to present Dolphin Express, Nick Goss’ first exhibition with the gallery.
The psychology of place echoes through Dolphin Express, a new series of largescale paintings in pigment, oil and screen print on linen, accompanied by a group of watercolour works on paper. The exhibition borrows its title from a local cab company and pays attention to people on the move. In the wake of his last series of paintings which imagined a Ballardian, flooded London, Goss continues to draw upon images of the floods that forced his family to flee their homes in Holland in 1953. Here, the flood is a memory, a way of considering moments of transition and people forced to move.
Goss takes his daily commute from South London to Elephant and Castle as a starting point. Screenprints of fabrics found in the neighbourhood stitch together scenes, only to let them unravel. Imagined and inherited images coalesce as commuters hover above geometric swirls, ethereal interiors stand ajar from screen printed photographs. A careful reader of the likes of Sebald and Woolf, Goss is drawn to the way a walk down the street broaches broader questions of history and human experience. Images and ideas from John Berger and Jean Mohr’s A Seventh Man and Derek Jarman’s Modern Nature also drifted into Goss’ painting process.
Olivia Lang’s commentary on Modern Nature is particularly resonant: “To Jarman, there were times when it seemed the past ran very close, almost touchable.” Juxtaposing a documentary photograph from the Zeeland flood with an aquarium from a doctor’s waiting room in Aquarium or a film still from Theo Angelopoulos’ Trilogy: The Weeping Meadowwith a scene from the London tube in Dolphin Express, Goss compresses distant images into a fragmented dreamscape. Allowing memories to take up space in banal settings, Goss renders the past tactile, envisions its sharpened presence in moments of waiting and transition. In Morley’s Mirror, a vaguely desolate scene at a fast food joint, a diamond mirror refracts leafed patterns and waterlogged homes. Drawn from the last five years of his studio practice, these reflected shapes bathe the scene in a warm, blue light. Goss gets at the way place holds memory; this is poetic, personal and political.
Like the recurrent reflective surfaces of glinting tableware or glassy pools of water, empty spaces on lightly primed linen are also present throughout Goss’ oeuvre. These lacunae compel the viewer to bring herself into the work, as gaps are colored by moments of recognition, recollection. Perhaps the viewer then too recognizes, recalls, the way the past clings not only to Goss’ dreamscapes, but also to the body and its observing eye.