Navine G. Khan-Dossos “No Such Organisation” in der Galerie NOME

Navine G.Khan-Dossos, NOME, Berlin, 2020. Courtesy the Artist and NOME Photo Billie Clarken

Navine G. Khan-Dossos wird mit “No Such Organisation” noch bis zum 20.11. 2020 in den neuen Räumen der Galerie NOME in der Potsdamer Straße 72 präsentiert. Es ist die zweite Einzelausstellung von Navine G. Khan-Dossos in der Galerie.

No Such Organisation (2018-2020) ist eine Serie von einhundert Gemälden, die die Folgen der Ermordung des saudiarabischen Dissidenten, Kolumnisten und Nachrichtenredakteurs Jamal Khashoggi im Jahr 2018 darstellen. In Navine G. Khan-Dossos’ charakteristisch lebhaftem, anikonischem Malstil zeichnet der Werkzyklus, von dem zwanzig Werke zu sehen sind, die journalistischen und juristischen Untersuchungen in ihrer Reihenfolge nach, die das Ereignis auslöste. Die Künstlerin empfand den Fall und die damit verbundenen Themen wie Cyberwaffen, Spyware und zeitgenössische Beteiligung des Journalismus als ein Kaleidoskop von zusammenfallenden Details. Und doch bleibt der Fall ohne eine zentrale visuelle Figur, da Khashoggis Leiche nie gefunden wurde. In dieser Abwesenheit von Bildern setzt die Serie symbolische Elemente ein, um die Akteure des Geschehenen- Nationalstaaten, Behörden und Technologien – zu repräsentieren, die sich mit jeder Iteration neu ausrichten und sich einem endgültigen Urteil widersetzen.

Silent Latitude (2019), das sich auf eine Kombination von Struktur, Form und Farbe stützt, um komplexe Erzählungen auszudrücken, und das ebenfalls durch ein 3×3-Raster organisiert ist, ist ein Quilt, der von vielen Frauen an verschiedenen Orten in Zusammenarbeit hergestellt wurde. Die Arbeit begann mit einer Reihe von Aquarell-Entwürfen, die in Athen mit der griechischen Transgender Support Association (GTSA) angefertigt und dann von den Frauen von MIA-H, einer belgischen Textilwerkstatt, überarbeitet und angefertigt wurden. Der Titel Silent Latitude bezieht sich auf die Poesie von Hadewijch, einer flämischen Laien-Nonne aus dem 13. Jahrhundert, die in einer Linie mit der Textilproduktion der Beginen-Gemeinschaften steht, sowie auf die offensichtliche Kluft zwischen dem europäischen Norden und Süden, den beiden Produktionsstätten des Werkes. Der Quilt befindet sich im gemeinsamen Besitz der Künstlerin und der GTSA, wobei der Erlös in Anerkennung der gemeinsamen Arbeit zu gleichen Teilen aufgeteilt wird. In beiden Serien können die einzelnen Quadrate für sich allein stehen und auch miteinander interagieren, um größere Konfigurationen von Mustern und Bedeutungen zu bilden.

Navine G. Khan-Dossos ist eine zwischen London und Athen ansässige bildende Künstlerin. Ihre Gemälde, die sich sowohl auf die traditionellen Techniken der islamischen Kunst als auch auf die Ästhetik des digitalen Zeitalters stützen, entspringen einer Philosophie des Bildes, die sich über das Ikonische und Dekorative hinaus auf die politischen Einsätze des zeitgenössischen Lebens erstreckt. Unserer Übersättigung mit Bildern von Gewalt und Trauma entgegen sucht sie nach symbolischen Äquivalenzen für die Darstellung von Ereignissen. Sie hat in verschiedenen Institutionen ausgestellt und mit ihnen zusammengearbeitet, darunter The Showroom (London), SALT (Istanbul), The Museum of Islamic Art (Doha), Witte de With (Rotterdam), The Delfina Foundation (London), The Library of Amiens (Amiens), Leighton House Museum (London) und die A.M. Qattan Foundation (Ramallah). Sie hat Arbeiten in The White Review und The Happy Hypocrite veröffentlicht.

Bild-Credit: Installationsansicht No Such Organisation von Navine G.Khan-Dossos, NOME, Berlin, 2020.
Courtesy the Artist and NOME. Foto: Billie Clarken

 

Datum: 24.10.2020 – 21.11.2020

Galerie NOME

Veröffentlicht am: 10.11.2020 | Kategorie: Ausstellungen,

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