Anfang Juni widmet das italienische Kulturinstitut dem herausragenden italienischen Maler, Aktions- und Objektkünstler und Kunsttheoretiker Michelangelo Pistoletto, der am 25. Juni 2018 85 Jahre alt wird, eine umfassende Veranstaltungsreihe. Geplant sind eine Ausstellung mit den wichtigsten Werken seines 50-jährigen Schaffens (u.a. Spiegelbilder, Venere degli Stracci, eines der Oggetti in Meno, Love Difference – Mar Mediterraneo und eine erstspezifische Version seines Terzo Paradiso), Künstlergespräche und ein Dokumentarfilm über den Künstler…
Michelangelo Pistoletto – Wie kaum ein anderer Künstler seiner Generation steht er für den Künstlertypus des Kulturrevolutionärs und propagiert mit seinen ästhetischen Strategien, Werken und theoretischen Schriften seit über fünf Jahrzehnten den sozialen und ökologischen Wandel. 30 Jahre nach seiner ersten Berliner Ausstellung 1978 als DAAD-Stipendiat kehren der Künstler und eine Auswahl seiner Werke auf
Einladung des Italienischen Kulturinstituts in die deutsche Hauptstadt zurück.
#DediKa (dt.: Widmung) – Mit diesem Veranstaltungsformat beleuchtet das Italienische Kulturinstitut Berlin jährlich eine herausragende Figur der italienischen Gegenwartskultur in all ihren Facetten. #dediKa18 ist eine Hommage an den italienischen Künstler Michelangelo Pistoletto, der im Juni dieses Jahres seinen 85. Geburtstag feiern wird.
Michelangelo Pistoletto und Cittadellarte. Spiegelungen und Widerspiegelungen (2. Juni – 29. September 2018) – Die Ausstellung im Italienischen Kulturinstitut verbindet Hauptwerke aus verschiedenen Schaffensperioden des Künstlers: von der Arte Povera in den 60er Jahren und als Wegbereiter der Konzeptkunst bis zur Gründung der Kultur- und Denkfabrik Cittadellarte 1998 und der Ausrufung und
weltweiten Verbreitung seines Terzo Paradiso (Drittes Paradies). Eine neue ortsspezifische Version des Terzo Paradiso setzt die Ausstellung bis in den Gartenhof der Italienischen Botschaft Berlin fort, wo diese den ganzen Sommer öffentlich zu sehen sein wird. Eine Veranstaltungsreihe mit Künstlergesprächen und Diskussionen, mit der Berliner Erstaufführung des Dokumentarfilms Michelangelo Pistoletto des italienischen Filmemachers Daniele Segre ergänzen die Ausstellung.
Veranstaltungen 1.-4. Juni
Freitag, 1. Juni, 18.00 Uhr | Vernissage & Eröffnung
„Michelangelo Pistoletto und Cittadellarte. Spiegelungen und Widerspiegelungen“ Italienisches Kulturinstitut, Hildebrandstr. 2, 10785 Berlin Die Ausstellung läuft bis zum 29. September 2018.
Samstag, 2. Juni, 19.00 Uhr | Artist Talk
Gespräch zwischen Michelangelo Pistoletto und Nike Bätzner (Professorin für Kunstgeschichte an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle) Akademie der Künste, Pariser Platz 4, 10117 Berlin
Sonntag, 3 Juni, 11.00 Uhr | Film-Matinée
Berliner Erstaufführung des Dokumentarfilms “Michelangelo Pistoletto” (2013) von Daniele Segre im LichtSpielTheater KLICK – O- TONART Kulmer Str. 20, 10733 Berlin
Montag, 4. Juni, 19.00 Uhr | Gespräch
Gespräch zwischen Michelangelo Pistoletto und Georg W. Bertram (Professor für Philosophie an der FU Berlin) Italienisches Kulturinstitut, Hildebrandstr. 2, 10785 Berlin
Ausstellung fokussiert auf Kunst als transformativer Prozess – vom Progetto Arte zur Cittadellarte. Von Anfang an weist das Schaffen von Michelangelo Pistoletto über die bloße ästhetische Geste hinaus. Sein Werk ist durchdrungen von einer starken gesellschaftspolitischen und philosophischen Haltung, die er in einer Fülle von Texten und Manifesten zum Ausdruck bringt.
Im Progetto Arte Manifesto von 1994 fixiert der Künstler seinen Anspruch, die Kunst in eine aktive Beziehung zur Gesellschaft zu setzen und so eine verantwortungsvolle Transformation der Gesellschaft herbeizuführen. Im Laufe der 90er Jahre entwickelt Pistoletto hierfür eine ganz eigene, für Materialien, Formen, Dimensionen und Mittel offene Gestaltung und verbindet im Progetto Arte verschiedene Disziplinen und Gattungen wie Mode, Architektur und Design.
Er entwickelt einen integrativen Ansatz, der u. a. die Zusammenhänge zwischen Kunst, Gesellschaft, Wissenschaft, Philosophie, Religion, Musik und deren spezifische Produktionszusammenhänge untersucht. In konsequenter Folge gründet Pistoletto vier Jahre später, 1998, in einer ehemaligen Wollspinnerei seiner Geburtsstadt Biella die Cittadellarte, wo er schließlich auch seine Università delle Idee ansiedelt – eine künstlerische Plattform, die in Theorie und Praxis die Austauschbeziehungen zwischen Kunst und Öffentlichkeit untersucht. Die Ausstellung im Italienischen Kulturinstitut Berlin stellt dieses interdisziplinäre Zentrum mit seinen verschiedenen Projekten vor.
Zentral gewürdigter Werkkomplex:
Terzo Paradiso – ein kollektives Kunstwerk | ortsspezifische Version in Berlin, 2018 Die jüngeren Arbeiten Michelangelo Pistolettos entstammen einem kollektiven Prozess durch Vernetzung, Kooperation und Interaktion von verschiedensten Akteuren des gesellschaftlichen Lebens. „Um etwas zu erschaffen, muss man zu zweit sein“ titelt schon 1974 eine seiner Arbeiten und verweist damit nicht nur auf die Einbeziehung des Betrachters im Spiegel, sondern auch auf die in Pistolettos Werken angelegte Einladung, sich aktiv in das Entstehende einzumischen, Ideen einzubringen und somit Teil des Kunstwerks zu werden. Dieser partizipative Ansatz führt den Künstler nach der Jahrtausendwende zu seiner jüngsten noch anhaltenden Schaffensphase, dem in der Berliner Ausstellung zentral gewürdigten aktuellen Werkkomplex Terzo Paradiso.
Basierend auf dem gleichnamigen Manifest von 2003 entwickelt sich dieser Werkkomplex stetig weiter. Im Zentrum steht die Vereinigung von Natur und Kunst, als zwei, immer weiter auseinanderdriftende Pole. In der Cittadellarte verleiht Michelangelo Pistoletto dieser Utopie mit dem auf drei Schleifen erweiterten Unendlichkeitszeichen erstmals ein dauerhaftes Symbol. Seitdem reist es in multiplen Formen um die Welt und wurde an verschiedenen Orten in unterschiedlichen Versionen realisiert, z.B. 2010 als Land-Art-Projekt aus 160 Olivenbäumen im italienischen Assisi, 2013 in Paris auf der Glaspyramide des Louvre, 2014 als monumentale Installation im öffentlichen Raum, auf dem Meer, vor der Küste Havannas mit zahlreichen Fischerbooten, 2015 auf dem Platz der Vereinten Nationen in Genf und 2017 wurde es zum Symbol der internationalen Raumfahrtmission VITA.
Die für die Berliner Ausstellung ortsspezifische Ausformulierung dieses Projektes wird der geschichtsreichen Umgebung des historischen Botschaftsgebäudes am Tiergarten Rechnung tragen: Die dreigliedrige Endlosschleife des Terzo Paradiso entsteht hier aus dem Kopfsteinpflaster, das in der heute wiedervereinten Hauptstadt den einstigen Verlauf der Berliner Mauer markiert. Stein für Stein fügt sich daraus ein einzigartiges und für Pistoletto emblematisches, neues und temporäres Gesamtkunstwerk.
Zu den in Berlin ausgestellten Werken gehören darüber hinaus u. a. die Ikone der Arte Povera, Michelangelo Pistolettos Venere degli stracci (Lumpenvenus), seine Quadri specchianti (Spiegelbilder) sowie die 2005 entstandene Installation Love Difference – Mare Mediterraneo .
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