Lucio Fontana
Retrospektive Musée d’Art moderne de la Ville de Paris, Mai 2014
Ein Bericht von Klaus Weidner
Anlässlich unserer Parisreise besuchten wir die umfassende Fontana Retrospektive im Musée d’Art moderne, die von ART mit der Überschrift „Malen mit dem Messer“ überschrieben wurde.
Lucio Fontana (1899 -1968) hat die Malerei des 20. Jahrhunderts mit seinen radikalen Gedanken, Arbeitsweisen und bewussten Schnitten und Verletzungen stark beeinflusst. Der in Argentinien geborene Künstler studierte in Mailand, begann seine Künstlerkarriere mit eher konventionellen Skulpturen und Keramikarbeiten, die auch bei der Retrospektive gezeigt werden. Diese wenig bekannten Frühwerke zeigen eine uns bisher unbekannte Seite des Künstlers.1939 endete diese Arbeitsperiode mit seiner kriegsbedingten Rückkehr nach Argentinien.
1947 kehrte ein anderer Fontana nach Italien zurück, der dort eine neue Kunstperiode gründete und Concetti Spaziali nannte – diese Raumkonzepte, bei denen die Leinwände zuerst durchlöchert und später mit Messern aufgeschlitzt wurden, machten Fontana zu einem der revolutionärsten Künstler der Nachkriegszeit.
Ab 1949 bestimmten Buchi (Löcher) seine Arbeiten, von1958 bis zu seinem Tod im Jahr 1968 entstanden dann seine Bilder mit Tagli (Schnitten), die ihn weltberühmt machten. Monochrome Leinwände in allen Größen und Formen, in lebhaften Farben rot, gelb, blau, pink etc., wurden von ihm mit dem Messer kunstvoll ein- oder mehrfach aufgeschlitzt. Die Längs- oder Querschnitte wurden oft mit andersfarbigen Textilien hinterlegt oder von hinten beleuchtet, so dass ein mehrdimensionaler Eindruck entstand – ein Versuch „abstrakte Kunst in die dritte Dimension des Raums zu erweitern.“
„Er integrierte Glasstücke in seine Ölgemälde, spielte mit organischen Formen wie dem Ei, benutzte Metallplatten anstelle von Leinwand oder ließ Tonskulpturen in Bronze gießen, damit ihre Öffnungen und Wunden noch deutlicher wurden. In seinen letzten Lebensjahren betonte er die Spiritualität seiner Werke durch Benutzung neuer Formen wie der Spirale und einer zunehmenden Konzentration auf Weiß“ (ART, Mai 2014)
Die Pariser Ausstellung bietet mit über 200 Kunstwerken aus allen Werksperioden einen umfassenden Überblick des Schaffens dieses bedeutenden Künstlers. Die folgende Fotogalerie fasst die Hauptwerke der verschiedenen Schaffensperioden zusammen. In jedem Fall empfehle ich jedoch den Besuch der Ausstellung, die noch bis zum 24.8.2014 dauert und fast allein ein Grund für eine Parisreise darstellt.
Klaus Weidner, Juni 2014
Den vollständigen Bericht mit allen Bildern finden Sie hier.