Vom 19. Mai bis zum 24. Juni 2023 zeigt die Galerie Schwind Berlin die neusten Arbeiten der Künstlers Leif Borges (*1988). In seinen Gemälden changiert der Künstler immer zwischen Realität und Fantasie, wobei zumeist der Mensch im Zentrum der Arbeiten steht. In der für Borges typischen präzisen Malweise konstruiert er Situationen, die wie Träume erscheinen: Mit einem unterschwelligen, ganz eigenen Witz, der oft durch eine gewisse Bedrohlichkeit ergänzt wird, spielt der Künstler mit alltäglichen Bildern und irritiert gleichzeitig mit gekonnt inszenierten Brechungen.
So zeigt das großformatige Gemälde Hard cut vor einer idyllischen Seenlandschaft ein sich innig umarmendes Paar, mit geschlossenen Augen schmiegt sich eine Frau in die Arme eines Mannes.
Gebrochen wird die Szene durch den Umstand, dass die untere Körperhälfte der Frau fehlt. Verschwindet sie aus den Armen des Mannes und somit aus dem Bild? Oder war sie nie da?
Auch das Gemälde Rooftop spitter, das eine elegant gekleidete Frau vor einer detailliert ausgeführten Großstadtkulisse zeigt, irritiert die Sehgewohnheit der Betrachtenden: Zwischen ihren rot bemalten Lippen blitzt ein Faden Spucke hervor, der gerade seinen Weg nach unten bahnt. Der erzeugte Widerspruch zwischen ästhetischer Erhabenheit und bizarrer Bedrückung, der eine nahezu hypnotische Faszination auf die Betrachtenden ausübt, wird insbesondere in diesen beiden Werken deutlich.
Während in früheren Arbeiten von Leif Borges in erster Linie erdige, naturalistische Farben vorherrschten, sind in den neueren Arbeiten immer öfter intensive Farbtöne zu finden, die der Künstler nebeneinander und zusammen inszeniert. In dem kleinformatigen Gemälde I feel blue stellt der Künstler sich beispielsweise selbst mit azurblau gefärbtem Kopf dar, Timothy tritt den Betrachtenden vor einer weiten Landschaft mit erhobenem Mittelfinger und magentafarbenem Haar leicht provozierend entgegen.
Wie gewohnt bestechen die neuen Arbeiten von Leif Borges durch die immense Bandbreite an Einfallsreichtum und das malerische Können. In der inzwischen fünften monografischen Ausstellung in der Galerie Schwind lässt sich Borges Handschrift deutlich erkennen, die sich in seinem relativ jungen Œuvre stetig weiterentwickelt.
Leif Borges wurde 1988 in Hannover geboren und begann 2009 sein Malerei-Studium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig in der Klasse von Annette Schröter. Von 2015 bis 2017 absolvierte er sein Meisterschülerstudium ebenda. Der Künstler lebt und arbeitet in der Mecklenburgischen Seenplatte.
Beitragsbild: Leif Borges, Rooftop spitter, 2023, Acryl und Öl auf Leinwand, 40 x 40 cm
Leif Borges “Neue Gemälde”
19. Mai 2023 – 24. Juni 2023