Kunstleben Berlin Kolumne von Jeannette Hagen. Vor nicht allzu langer Zeit habe ich meinen ersten Text mit Hilfe des Chatbots ChatGPT geschrieben. Auf LinkedIn begegnete mir dann ein paar Stunden später ein Erklärvideo, das eine Frau in 20 Minuten mit einem eigens von ChatGPT geschaffenen Avatar erstellt hatte. Wer verfolgt, wie sehr KI jetzt schon in unsere Lebensräume vordringt und wie rasant schnell diese Entwicklung vonstattengeht, der wird vielleicht neugierig sein, möglicherweise wird ihm oder ihr aber auch ein bisschen mulmig werden.
Das ist nicht abwegig, denn KI wird unser aller Leben radikal verändern und das wohl schneller als gedacht. In welche Richtung diese Veränderung gehen wird, liegt auch in unseren Händen – wer sich dem Wandel öffnet, hat es sicher leichter als jene, die aus Angst vor Veränderung die Augen vor den neuen Möglichkeiten verschließen. Fakt ist, dass sich die Entwicklung nicht aufhalten lässt. Was vor einigen Jahren noch Science-Fiction oder spannende Unterhaltung war, ist längst Realität. Und diese Realität wird tief in unsere Arbeitswelt eingreifen. Gut, wer da gerüstet ist.
Natürlich stellt sich für viele Unternehmen heute schon die Frage, wie die Führungskräfte auf diesen Wandel vorbereitet werden. Wie agiert man, wenn plötzlich ein Roboter mit im Team-Meeting sitzt? Wie nutze ich das Metaverse für Präsentationen? Kann ich mit einer KI Prozesse optimieren, Personal einsparen oder ganze Abteilungen umstellen? Neben diesen ganz praktischen Fragen geht es auch darum, den emotionalen Zugang zu dem Wandel zu finden. Bei vielen Menschen löst der Begriff KI sofort Unbehagen aus oder Ängste stellen sich ein. Angestellten vieler Berufszweige steht in der Tat eine ungewisse Zukunft bevor, denn wozu brauchen wir zukünftig noch Lehrer, wenn Schüler*innen mittels KI alles selbst lernen können? Wozu muss jemand ein Team leiten, wenn die KI sagt, was zu tun ist?
Besonders Führungskräfte sind angehalten, sich für die digitalen Transformationsprozesse zu öffnen. Von ihnen wird jetzt schon erwartet, sich ein neues Set an Skills anzueignen – KI-Skills, aber eben auch kommunikative Skills, um die Mitarbeitenden mitzunehmen und sie für die neuen Wege zu begeistern. Und genau an dieser Stelle kommt die Kunst ins Spiel, denn Kunst kann dazu beitragen, diesen Weg zu erleichtern. Zu diesem Zweck haben sich Kunstleben Berlin, das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz, DFKI und die Akademie für Leadership und Digitaltransfer, ADi zusammengeschlossen. Gemeinsam wollen sie Führungskräfte dahingehend unterstützen, über den Tellerrand hinauszuschauen, sich von Kunst inspirieren zu lassen, neue Kräfte zu entfachen und selbst wieder kreativer zu werden.
Kunst war schon immer Katalysator für Entwicklungen. Vielfach geht Kunst voraus und andere Bereiche folgen. Viele Künstler*innen nutzen schon KI, um neuartige Werke entstehen zu lassen. 2018 wurde bei Christie’s in New York erstmals ein mittels KI produziertes Kunstwerk angeboten. 2016 gab es auf der Art Basel ein Experiment, bei dem Bilder, die mithilfe von KI generiert waren, neben ganz normalen Kunstwerken hingen. Man befragte die Besucher*innen, ob sie unterscheiden können, welches Werk von Menschenhand und welches von der KI produziert ist und in 75 Prozent der Fälle lagen die Befragten daneben und hielten die KI-Bilder für handgemachte Kunst. Gleichzeitig schwärmten viele über die „visuelle Struktur“ der Bilder, bezeichneten sie als „inspirierend“ und „kommunikativ“.
Das ist eine Seite. Aber es geht noch weiter. Mit den NFTs öffnen sich komplett neue Möglichkeiten, Künstler*innen sichtbarer zu machen und Urheberrecht auf besondere Art zu fixieren. NFT wurde nie anfassbarer, öffentlichkeitswirksamer, plakativer, sympathischer, demokratischer inszeniert als über die Kunst. Auch wenn das erst die Spitze des Eisbergs ist. Im Grunde begegnen sich Kunst und Digitalisierung schon länger in einem wechselseitigen, sich gegenseitig befruchtenden Prozess, von dem unterm Strich alle profitieren.
Kunstleben Berlin möchte diesen Prozess weiter mitgestalten und so entstehen gemeinsam mit dem DFKI und ADi neue Formate, die besonders auch Führungskräften helfen werden, den Schritt hin zu den neuen Technologien mutig und zuversichtlich zu gehen.
Geplant sind unter anderem:
- Kunst-Workshops:
Hier geht es darum, im eigenen kreativen Schaffensprozess den Transfer zur Arbeit herzustellen. Bewährtes darf bleiben, Neues kommt hinzu. Und alles frei von dem Druck, etwas erreichen zu müssen. - Kunstspaziergänge: Durch den Besuch von Galerien (z.B. Digitale Kunst) wird Kunst erlebbar und regt zum Nachdenken über die eigene Arbeits- bzw. Lebenssituation an.
- Interne Firmenveranstaltungen: Unterstützung von Change-Prozessen und Teambuilding mittels Kunst.
Geplant ist auch, für diese Formate und Ausstellungsobjekte Künstler*innen und Kreative von kunstleben.ART einzubinden, die sich bereits mit diesem Thema beschäftigen. Interessant ist das deshalb, weil die meisten sich mittlerweile in verschiedenen Genres – von klassischer Malerei bis zu Digital Art – bewegen und diesen Transfer vermitteln können. Ebenso wichtig für das gesamte Projekt ist die Einbindung des Engagements über den DFKI-Kurs: KI und Leadership, der auf dem KI-Campus – die Lernplattform für Künstliche Intelligenz durchgeführt wird.
Wir dürfen gespannt sein auf die neue Kooperation und halten Dich hier auf dem Laufenden.
Weitere Informationen und Kontakt findest du hier: https://www.ki-leadership.org/changeundkunst.html