Der Mensch als „Krone der Schöpfung“ ist kein weiser Regent. So lange er auf diesem Planeten umherzieht – und das ist in Anbetracht des Alters der Erde noch gar nicht so lange – hinterlässt er eine Spur der Verwüstung. Die Ära des Homosapiens ist ein Drama in vielen Akten, das sich seit der industriellen Revolution zuspitzt und auf einen Plotpoint oder das Ende zusteuert.
Manchmal spiele ich Vogel Strauß, stecke den Kopf in den Sand und bin froh, dass ich nicht in die Zukunft schauen kann. Dass mir erspart bleibt, was die Generationen nach mir erwartet. Gleichzeitig gibt es in mir eine Stimme, die Hoffnung verbreitet, die immer wieder daran erinnert, dass wir Erdbewohner alle Trümpfe in der Hand halten, um das Blatt zu wenden. Wir verfügen über Wissen, über geeignete Technologien und über Kreativität. Wir müssen nur wollen. Und nicht nur einer oder eine, sondern möglichst viele. Fragt sich nur: Wie erreicht man die Menschen? Wie schaffen wir wieder eine Verbindung zwischen Menschen und Natur, die auf Respekt und Wertschätzung und nicht auf Ausbeutung beruht? Wie befreien wir uns aus dem Wahn, die Erde beherrschen zu wollen, während Bildung, Wirtschaft und Politik auf Leistung, Konkurrenz und Wachstum drillen?
Es ist nicht weniger als eine Mammutaufgabe, vor der wir stehen. Nicht nur, weil Verzicht und Verbote wenig anziehend sind, sondern weil es darum geht, etwas zu vermitteln, was uns verlorengegangen ist: die Verbindung zur Natur, die Einsicht, dass wir die Verantwortung tragen und das Vertrauen darin, dass wir auch als einzelner etwas bewegen können.
Letztendlich sehe ich hier nicht nur die Politik als Taktgeber, sondern vor allem auch die Kunst in der Verantwortung. Sie vermag uns wachzurütteln, Wege aufzuzeigen, zu motivieren. Für meinen Geschmack tut sie das leider noch zu verhalten. Dabei drängt das Thema und es wäre in unser aller Sinne, wenn sich mehr Künstler*innen diesem Komplex widmen.
Ansätze gab und gibt es bereits. Filme, wie „Das Salz der Erde“ oder Aktionen, wie der Wal aus Plastik, den das belgische Künstlerkollektiv „Captain Boomer” am Ostseestrand von Zingst drapierte und der mahnend auf die Verschmutzung der Meere hinwies. Oder die Fotografien von Suzanne Jongmans, auf denen wir die Werke alter Meister zu erkennen glauben, bei näherer Betrachtung aber entdecken können, dass die Kleidung ihrer Modelle aus Recycling-Materialen besteht.
Es war Karl Marx, der mal gesagt hat, dass Kunst nicht die Wirklichkeit abbildet, sondern der Hammer ist, mit dem man die Wirklichkeit gestalten kann. Wenn dem so ist, dann wünsche ich mir für die Zukunft viele Kunstaktionen, Ausstellungen und Kunstprojekte, die den Klimawandel nicht nur thematisieren oder Endzeitszenarien propagieren, sondern die Hammer sind: Mut machen und uns anstacheln, einen Beitrag zu leisten. Ich weiß, dass das im Widerspruch zu der Ansicht steht, dass Kunst nichts will, dass Künstler zu sein, bedeutet, frei in seinen Entscheidungen zu sein. Trotzdem glaube ich, dass man Kunst auch etwas widmen kann.
Der NABU zeigt in naher Zukunft, dass das geht. Er veranstaltet vom 11.-21.09. 2019 das Festival of Nature im Kühlhaus Berlin. Es wird eine Ausstellung – Planet Art – geben, Begegnung zwischen Kunst und Natur. Über 30 Künstlerinnen und Künstler aus Spanien, Russland, Norwegen, Kirgistan, Simbabwe, Deutschland und vielen anderen Ländern werden zeigen, wie einmalig, wunderschön aber auch zerbrechlich die Natur unserer Erde ist.
Ein Grund mehr, den Kopf nicht in den Sand zu stecken und die Stimme der Hoffnung lauter werden zu lassen.
Politiker geben Rahmen vor, in denen wir handeln – dürfen. Es ist in Berlin u.a. verboten, Pflanztöpfe an Hausränder zu stellen, auch wenn sie nichts behindern. Selbst bestimmte, aber anerkannt gemeinnützig orientierte Arbeit wird nicht als Arbeit anerkannt –
Grundrecht auf Solidarisches Grundeinkommen für selbst bestimmte, aber anerkannt gemeinnützige Arbeit würde Bürgern Mitspracherecht, Mitwirkung über gesellschaftliche Entwicklung ermöglichen.