Mit der Ausstellung „Von Fleischpflanzerln, Kanarienmilch und anderen Tafelfreuden“ katapultiert Kerstin Serz die Besucher der Hilleckes Gallery in eine Welt voller surrealer Überraschungen und grotesker Ästhetik. Serz verwebt bayerische Kindheitserinnerungen mit einer rebellischen Auseinandersetzung über Konventionen und Schönheit – immer humorvoll, oft bissig und definitiv unvergesslich. Zwischen übergroßen Radicchios und Kanarienvögeln in Vanillesauce spielt die Künstlerin mit absurden Inszenierungen und erschafft dabei Szenen, die zum Staunen und Schmunzeln einladen. Serz’ Werke sind mehr als nur Malerei: Sie sind Erzählungen, die keine fertige Geschichte bieten, sondern Raum für eigene Fantasien und unerwartete Denkanstöße.
Die neue Ausstellung der Hilleckes Gallery trägt den klangvollen Titel Von Fleischpflanzerln, Kanarienmilch und anderen Tafelfreuden und entführt die Besucher in die surrealen Bildwelten der Künstlerin Kerstin Serz. Die talentierte Malerin erschafft auf der Leinwand Szenen, die auf den ersten Blick vertraut wirken, doch in ihrer ungewöhnlichen Kombination eine Palette von Eindrücken hervorrufen – mal seltsam, mal verspielt, oft bizarr. Ein Radicchio schwebt etwa über einer mit Tatzen und Hermelinschweif ausstaffierten Suppentasse, die ihn kaum zu fassen vermag. Derart geadelt zieht der zudem in Übergröße dargestellte Radicchio seine Betrachter in Bann. Die Darstellung zwingt einen geradezu, sich einen Plot auszudenken.
Serz greift mit Humor und Einfallsreichtum die eigentümlichen Namen der Speisen auf und verwandelt sie in skurrile Fantasien. Was mag sich wohl hinter dem Begriff “Kanarienmilch” verbergen? Automatisch denkt man an die leuchtend gelben Vögel. In einem ihrer Werke sieht man tatsächlich drei lebhafte Kanarienvögel, die sich in einer üppigen Schale voller Schlagsahne tummeln. Zwei Ausgüsse lassen eine goldene Flüssigkeit herausfließen, die unweigerlich an die “Kanarienmilch” erinnert – eine amüsantes und zugleich viel aufregendere Interpretation einer gewöhnlichen Vanillesauce, welcher sich hinter der Bezeichnung verbirgt.
Kerstin Serz schafft in ihren Bildern Arrangements von surrealem Zauber, in dem Drama und Ironie miteinander spielen. Ihr opulenter Malstil trägt eine tiefere, persönliche Symbolik in sich, die ihren Ursprung in der Kindheit der Künstlerin hat. Als ungetauftes Kind im katholisch geprägten Bayern entwickelte sie früh eine kindliche Rebellion gegen konventionelle Normen, die sich heute als spannungsgeladener Subtext durch ihr Werk zieht. Schönheit wird in ihren Bildern zelebriert, zugleich aber hinterfragt – nicht um sie zu zerstören, sondern um sie neu zu ordnen. Ihre Werke fordern die Aufmerksamkeit des Betrachters heraus, teils durch provokative Elemente, stets jedoch mit einer intensiven Kraft. Ein zentrales Motiv ihrer Kunst ist das rohe Fleisch, inspiriert von dem biblischen Vers „Alles Fleisch ist wie Gras“ (1. Petrus 1,24-25). Serz setzt Fleisch als Symbol für die Vergänglichkeit und Zerbrechlichkeit des Lebens ein, das unaufhörliche Werden und Vergehen. Selbst Kitschmotive wie Schmetterlinge finden als wesentliche Bestandteile in dieser Symbiose ihren Platz. Fleisch, das Grundelement menschlicher Kultur und Evolution, wird zur Metapher für die Freiheit und Fragilität der Existenz – gerade in einer Zeit, in der Sprache und Konsum mehr und mehr reguliert werden.
Serz’ Werke sind keine Illustrationen im klassischen Sinne; sie bebildern keine festgelegte Geschichte, sondern öffnen einen Raum, den jeder Betrachter mit seinen eigenen Erzählungen füllen kann. Ihre Bildwelten entziehen sich klaren Definitionen und fordern dazu auf, das Ungeklärte anzunehmen – voller Intensität und Unverblümtheit, dramatisch und manchmal verstörend, aber immer lebendig.
Kerstin Serz
16.11.2024 – 18.01.2025