KaDeWe – Zehn Schaufenster für die Kunst

KaDeWe Kunst, Kolumne Andre Lindhorst für Kunstleben Berlin

Heute startet die neue Kolumne von Andrè Lindhorst und wir sind überglücklich, ihn im Kunstleben Berlin Team willkommen zu heißen. 22 Jahre war André Lindhorst Direktor der Osnabrücker Kunsthalle sowie der städtischen Galerie. Darüberhinaus war er zuständig für die Kunst im öffentlichen Raum der Stadt Osnabrück. Warum er jetzt in der Berliner Kunstszene mitmischt und weitere Details findest du in der Autorenbox unter dem Beitrag. Mit André werden wir in Zukunft einen verstärkten Fokus auf Themen legen, die im Kunstgeschehen auf konträre Meinungen treffen. Diese Kolumne wird also nicht immer so bequem, wie diese erste, in der uns der Autor zu einem kunstvollen Osterspaziergang in Richtung KaDeWe einlädt… wir sind sehr gespannt!

TIME TO SHINE ist in meterhoher Schrift auf einem farbenfrohen monumentalen Blickfang an der Fassade des KaDeWe Gebäudes zu lesen. In zehn Schaufenstern des Kaufhauses sind Installationen junger Künstler zu sehen. TIME TO SHINE wurde in Kooperation mit der Agentur Berlin Street Art realisiert und ist bereits das zweite große Projekt mit Künstlern, dass das Berliner Kaufhaus mit Kultstatus präsentiert.

KaDeWe Kunst

Living with the Art´s

Im vergangenen Jahr wurden unter dem Motto „Living with the Art´s“ (in Kooperation mit Berlin Masters Foundation) zehn Positionen junger Gegenwartskunst vorgestellt. Spannende Künstler waren dabei wie die Media-Art Künstlerin Carla Chan oder der Performer Isaac Chong Wai. Auch der prominente Berliner Galerist Johann König hatte ein Konzept entwickelt. Im Home Atelier des KaDeWe in der 5. Etage stellte der Popstar unter den Galeristen, wie es in einer Pressemitteilung heißt, auf einer „Pop-up-Fläche“ etablierte Künstler vor, darunter Werke von Jorinde Voigt und Norbert Bisky.

Der Schulterschluss mit der Kunst kam so gut an, dass die Zusammenarbeit mit Künstlern auf die KaDeWe Group mit ihren drei Luxuskaufhäusern in Berlin (KaDeWe), Hamburg (Alsterhaus) und München (Oberpollinger) ausgedehnt wurde und zwar auf alle Schaufenster der drei Stores. Das aktuelle Projekt unter dem Motto TIME TO SHINE wir in Berlin und Hamburg noch bis zum 4. April und in München bis 2. Mai zu sehen sein. Künstler waren aufgerufen, das Thema TIME TO SHINE mit je einem Fenster zu interpretieren. Dieses Mal waren es Urban-Art-Akteure, unter ihnen Street-Art-Stars wie Jim Avignon, DXTR (Denis Schuster); ZEBU und DYR Wandbrand (Damian Yves Rohde).

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Kunst hinter Kaufhausfenstern?

Hochrangige Kunst hinter Kaufhausfenstern oder gar innerhalb der Verkaufsflächen zu platzieren, daran scheiden sich zwar immer noch die Geister, nichtsdestotrotz hat das Thema eine lange Tradition. So gestaltete der Osnabrücker Künstler Friedrich Vordemberge-Gildewart 1950 die Schaufenster des Kaufhauses „De Bijenkorf“ – der exquisitesten Adresse Amsterdams. Spätestens seit Joseph Beuys` Performance-Aktionen hinter Schaufensterscheiben in den 1960er Jahren oder Keith Harings „Subway Drawings“ in den 80ern (der Künstler sprayte Motive auf leere Werbeschaukästen), galten Schaufenster für manchen Künstler durchaus als ein attraktives Medium, weil damit Kunst unmittelbar im Alltag verortet und von einem breiten Publikum wahrgenommen werden konnte. Schaufensterkunstprojekte hat es inzwischen in fast allen deutschen Städten gegeben. Zumeist waren sie vom Stadtmarketing oder von Kulturvereinen und Kulturämtern initiiert. Selten jedoch bewirkten solche „City-Art-Projekte“ mehr als ein regionales und temporäres Interesse.

Besonders in einer Zeit, in der viele Ausstellungen verschoben oder ganz gecancelt wurden, sind „Living with the Art´s“ und „TIME TO SHINE“ ambitionierte Projekte. Nicht nur, weil sie in Pandemiezeiten in Berlin lebenden Künstlern zugutekommen, sondern auch, weil sie vielleicht dazu beitragen, dass sich Menschen für Kunst begeistern lassen, die sich dafür bislang wenig interessierten.

KaDeWe Kunst

Dialog zwischen Kunst und dem Kaufhaus ist gelungen

Dass der Dialog zwischen der Kunst und dem Kaufhaus so gut gelungen ist, liegt zum einen daran, dass konsequent auf eine junge Generation mit spannenden Formensprachen gesetzt wurde. Beeindruckend ist zum anderen, wie sensibel kuratiert wurde. Die Kunst bleibt Hauptthema, obwohl Artikel des Konsums wie Bekleidungs- oder Lifestyle-Accessoires mitplatziert sind – das aber wohltuend zurückhaltend.

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Auf zu einem Osterspaziergang

Ein Osterspaziergang lohnt sich also. Empfehlenswert ist es, die Kunst in den Schaufenstern des KaDeWe in den späten Abendstunden zu betrachten. Da entfalten die ideenreichen einzelnen Beiträge der Künstler ihre stärkste Wirkung. Zudem sind die zehn Fenster hervorragend ausgeleuchtet und an den Scheiben sind dezent in Deutsch und englisch kurze Statements zu den Künstlern angebracht. Mehr über sie findet man zudem im Netz unter: Time to shine: Ausstellung der KaDeWe Group.

André Lindhorst

Beitragsbilder: ©KaDeWe/The KaDeWe Group

Veröffentlicht am: 01.04.2021 | Kategorie: Ausstellungen, Berlin Flaneur, Kolumne Andre Lindhorst, Kunst - was sonst noch passiert, Redaktion-Tipp, Top 3, | Tag: Kolumne Andre Lindhorst,

Eine Meinung zu “KaDeWe – Zehn Schaufenster für die Kunst

  1. Eva Poll sagt:

    “Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah?”
    Bereits im Jahr 2002 veranstaltete das KaDeWe einen “Kunstsommer” in beiden Lichthöfen und allen Schaufenstern mit den Künstlern Peter Herrmann, Joachim Schmettau und Hans Scheib und der Galerie Poll.

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