Joan Fontcuberta – What Darwin Missed

Joan Fontcuberta - What Darwin Missed

Mit seiner Ausstellung “What Darwin Missed” nimmt Joan Fontcuberta das Publikum der Alfred Ehrhardt Stiftung mit auf eine spannende Reise zwischen Wissenschaft und Fiktion. Die rund 60 Arbeiten des international gefeierten katalanischen Künstlers stellen dabei Darwins Evolutionstheorie auf den Prüfstand und laden uns dazu ein, die Grenze zwischen Realität und Spekulation neu zu überdenken. Besonders faszinierend: Fontcubertas Entdeckung der Cryptocnidaria, einer Korallenart, die Fragen über genetische Anomalien aufwirft. Der Blick des Künstlers fordert uns auf, genauer hinzusehen – denn nicht alles, was wissenschaftlich aussieht, ist auch wahr.

Die Ausstellung Joan Fontcuberta: What Darwin Missed zeigt eine neue, eigens für die Alfred Ehrhardt Stiftung konzipierte Werkserie mit rund 60 Arbeiten des international renommierten katalanischen Fotografen, Kurators, Essayisten und Dozenten Joan Fontcuberta (*1955). Bekannt ist der Künstler für sein Spiel mit dem Publikum und den Grenzen zwischen Realität und Fiktion. In seinen Arbeiten reflektiert er die Rolle der Fotografie bei der Darstellung von Wirklichkeit. Wiederholt hat er sich kritisch, aber stets humorvoll provokativ mit dem Abbild in wissenschaftlichen Disziplinen wie Botanik oder Zoologie auseinandergesetzt.

Joan Fontcuberta beschäftigt sich seit den 1980er Jahren künstlerisch mit ungewöhnlichen und naturwissenschaftlichen Phänomenen. Für die aktuelle Ausstellung hat er sich intensiv mit dem Archiv der Stiftung auseinandergesetzt und einen Forschungsauftrag fortgesetzt, den Alfred Ehrhardt 1938 für das Naturhistorische Museum Hamburg begonnen hatte. Ehrhardts Fotografien von Korallen faszinieren ihn unter anderem, weil diese seltsamen zoologischen Gebilde fälschlicherweise für Hybridarten aus dem Pflanzen- und Mineralreich gehalten wurden. Besonders reizte ihn aber der Gedanke, die Expedition von Alfred Ehrhardt, die aufgrund historischer Ereignisse nicht stattgefunden hatte, zu unternehmen. Damals sollte Ehrhardt anlässlich des 100-jährigen Jubiläums von Charles Darwins Publikation The structure and distribution of coral reefs von 1842 nach Korallenarten suchen, die Darwin entgangen waren.

Seine Aufnahmen entstanden sowohl an diesen entlegenen Orten als auch in Sammlungen europäischer Naturkundemuseen. Sie zeigen verschiedenste Korallen, darunter eine neu entdeckte Art namens Cryptocnidaria, die extreme Anpassung an bestimmte Umweltbedingungen aufweist. Diese Cryptocnidaria lassen Spekulationen über anormale genetische Effekte zu, die möglicherweise durch Chemikalien oder Radioaktivität verursacht wurden. Die Geschwindigkeit und Komplexität dieser Anpassungen stellen Darwins Evolutionsmodell in Frage, demzufolge sich solche Veränderungen allmählich über viele Generationen und durch zufällige Mutationen und natürliche Selektion entwickeln sollten.

Hinter der exquisiten Eleganz der Formen der Natur, gesehen durch den Filter der Fotografie der Neuen Sachlichkeit und der Wissenschaftsfotografie, stellt Fontcubertas Entdeckung nicht nur eine große Herausforderung für Darwins Evolutionstheorie dar, sondern fordert zugleich die Betrachterinnen und Betrachter zu genauem Hinsehen auf.
Die Forschungsreise ist das erzählerische Moment, aus dem sich die Ausstellung entwickelt, die ganz auf dem Verhältnis von Fakten und Spekulation, Wissenschaft und Kunst basiert – nicht alles, was das Auge sieht, sollte ungeprüft als wahr hingenommen werden, und nicht alles, was sich als wissenschaftlich ausgibt, ist auch zwingend richtig. In der Ausstellung treten Fontcubertas Korallenfotografien in den Dialog mit Originalfunden aus dem Museum für Naturkunde Berlin. Die naturkundlichen Exponate der Korallen erhalten durch die vom Künstler eigens für diese Ausstellung angefertigten Fotografien eine neue Qualität.

Joan Fontcuberta – What Darwin Missed

14. September 2024 – 22. Dezember 2024

Alfred Ehrhardt Stiftung

Veröffentlicht am: 21.09.2024 | Kategorie: Ausstellungen, Kultur, Kunst,

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