Impressionismus im Museum Barberini – hier ist jetzt die umfangreiche Sammlung impressionistischer Gemälde des Museumsgründers Hasso Plattner als Dauerleihgabe. Sie umfasst über 100 Werke von Malern des Impressionismus und Nachimpressionismus. Dies zum Anlass genommen, bringen wir eine kleine Reihe: Acht Folgen mit Bezügen zur Sammlung im Barberini, immer montags. Heute 3/8 Ein neuer Realismus:
Ein neuer Realismus
Die Motive der Impressionisten sind betont unspektakulär: Kornfelder, Pappelreihen, Feldwege, Wiesen und Getreideschober. In den Feldern an ihren Wohnorten fingen sie für ihr Pariser Publikum Aspekte französischer Landschaft ein, die weder nostalgischen noch nationalen Klischees entsprachen. Lebendig werden ihre neuartigen Naturausschnitte durch die bewegte Pinselführung. So offen die Malweise auch ist, so exakt ist doch die Topographie wiedergegeben. Wege versinnbildlichen nicht mehr den Lauf des Lebens wie in der klassischen Landschaftsmalerei, sondern laden den Betrachter ein, Licht und Luft, Tages- und Jahreszeiten mit allen Sinnen zu empfinden.
Als Städter nahmen die Impressionisten das agrarisch geprägte Frankreich mit anderen Augen wahr als die Bauern ihr Ackerland. Während Camille Pissarro und Alfred Sisley sich in ihren Bildern mit der Landbevölkerung in Beziehung setzten, inszenierte Claude Monet sich und seine Familie als Außenstehende. Aus dieser Distanz entschied er sich, in seinen Gemälden von Getreideschobern das Werk der Bauern und nicht die Bauern selbst ins Bild zu nehmen.
Mit wechselnden Licht- und Wetterbedingungen erfassten die Maler atmosphärische Erscheinungen, wie sie die Wissenschaft im 19. Jahrhundert erforschte. Auch die Künstler setzten auf genaue Beobachtung der Phänomene. Dabei entstand keine willkürliche Stimmungsmalerei, sondern ein Protokoll unmittelbaren Erlebens: jeder Pinselstrich eine Information.
Das Museum Barberini erhält jetzt die umfangreiche Sammlung impressionistischer Gemälde des Museumsgründers Hasso Plattner als Dauerleihgabe. Sie umfasst über 100 Werke von Malern des Impressionismus und Nachimpressionismus, darunter 34 Gemälde von Claude Monet. Außerhalb von Paris sind nirgends in Europa mehr Werke dieses Künstlers an einem Ort zu sehen. Ebenfalls einzigartig in Deutschland ist der Bestand der Gemälde von Caillebotte, Pissarro, Signac, Sisley und de Vlaminck. So präsentiert das Museum Barberini künftig neben seinen Wechselausstellungen in internationalen Kooperationen eine in Deutschland einmalige Sammlung, und Potsdam wird eines der weltweit wichtigsten Zentren impressionistischer Landschaftsmalerei (Tickets müssen online vorbestellt werden).
Bild: Claude Monet Getreideschober, 1890, Öl auf Leinwand, 73 x 92,5 cm, Sammlung Hasso Plattner