Leiko Ikemura arbeitet in einer Vielzahl an Medien, vorzugsweise Malerei, Skulptur und Zeichnung, aber auch Installation, Fotografie und Literatur. Sie versteht sich als Grenzgängerin zwischen japanischer und okzidentaler Kunst; die Charakteristika dieser Prägungen vereint Ikemura auf ihre ganz eigene Art und Weise. Auf Einladung von Leiko Ikemura erweitern Donata Wenders und Wim Wenders die Ausstellung mit filmischen und fotografischen Arbeiten.
Die in Japan geborene Schweizer Künstlerin Leiko Ikemura begann nach dem Studium der spanischen Literatur in Osaka und Spanien 1972 in einem Bildhaueratelier, plastisch zu arbeiten. Ihre künstlerische Ausbildung vertiefte sie im Studium der Malerei an der Escuela Superior de Bellas Artes de Santa Isabel de Hungria (später Teil der Universidad de Sevilla). Nach dem Abschluss 1979 siedelte sie für einige Jahre nach Zürich über. Von 1983-84 lebte Ikemura als Stadtzeichnerin in Nürnberg. 1985 verlegte sie schließlich ihren Lebens- und Arbeitsmittelpunkt nach Köln. 1991 folgte Ikemura ihrer Berufung als Professorin für Malerei an die Hochschule der Künste Berlin (heute die Universität der Künste) und war dort bis ins Jahr 2015 tätig. Seither lebt sie in Berlin und Köln.
Leiko Ikemura arbeitet in einer Vielzahl an Medien, vorzugsweise Malerei, Skulptur und Zeichnung, aber auch Installation, Fotografie und Literatur. Sie versteht sich als Grenzgängerin zwischen japanischer und okzidentaler Kunst; die Charakteristika dieser Prägungen vereint Ikemura auf ihre ganz eigene Art und Weise. In den 1980er Jahren in die Nähe der Neuen Wilden gerückt, entwickelte die Künstlerin eine selbständige Bildsprache und Motive. So finden sich immer wieder Hybridwesen zwischen Mensch, Tier und Pflanze in ihrem Œuvre. Ab den 1990er Jahren dominieren liegende, fliegende und träumende Mädchenfiguren Leinwand und Skulptur. Hier erneuerte sie die weibliche Figur als „Mädchen“ oder „girls“ in einer besonders eigensinnigen Bildsprache. Seit einiger Zeit befasst sich die Künstlerin verstärkt mit dem Raum-Bild als Motiv, mal in abstrakt anmutenden Darstellungen von Himmel und Meer, mal in Traum- oder Seelen-Landschaften, welche sie kosmische Landschaften nennt. Von Beginn ihrer Arbeit als Künstlerin an sind die menschliche Figur und insbesondere ihr Antlitz ein zentrales Thema, vorwiegend in Aquarellen, Pastellen und Blei- wie Farbstiftzeichnungen. Oftmals stellt Ikemura die Körper, Physiognomien, Haltungen und Emotionen ihrer Figuren reduziert dar, mithilfe von Abstraktion sind diese auf das Wesentliche heruntergebrochen. Auf diese Weise übersetzt sie auch klassische Porträts der Kunstgeschichte.
Für das Erdgeschoss der Ausstellung im Atelier Liebermann hat Leiko Ikemura eine experimentelle Installation konzipiert. Es geht um eine Auseinandersetzung von Malerei mit ihrem Entstehungsprozess. Im großen Raum werden die neuesten kosmischen Landschaften in einer ein Studio andeutenden Installation präsentiert, während in den kleineren Räumen des Erdgeschosses Papierarbeiten gezeigt werden, die sich mit dem menschlichen Antlitz auseinandersetzen und in Verbindung zu Landschaftsgemälden der jüngeren Zeit stehen.
Auf Einladung von Leiko Ikemura erweitern Donata Wenders und Wim Wenders die Ausstellung mit filmischen und fotografischen Arbeiten. Mit beiden pflegt die Künstlerin seit Jahren eine besondere Verbindung, und die Affinität zu Japan und zur japanischen Kultur bildet den gemeinsamen und verbindenden Horizont. Seit Langem ist die filmische Bildsprache und Poesie von Wim Wenders für Ikemura eine besondere Inspirationsquelle. So werden in der oberen Etage Fotografien und Filmausschnitte des Regisseurs und Fotografen sowie Texte präsentiert, die Ikemuras Arbeiten berühren. Donata Wenders fotografische Arbeiten schätzt Leiko Ikemura ebenfalls sehr. Die beiden Künstlerinnen haben bereits gemeinsam im Atelier gearbeitet, inspirierten sich gegenseitig und treten in dieser Ausstellung in einen künstlerischen Dialog.
Donata Wenders (geb. 1965) studierte von 1984-1989 Film und Theater in Berlin und Stuttgart. Anschließend arbeitete sie viele Jahre als Kameraassistentin und drehte selbst als Kamerafrau Spiel- und Dokumentarfilme. Seit 1995 ist sie ausschließlich als Fotografin tätig. Ihre Werke sind international in Museen und Galerien zu sehen, 2017 zeigte BTV FO.KU.S Foto Kunst Stadtforum in Innsbruck eine umfangreiche Ausstellung.
Ihre Fotografien erscheinen in internationalen Zeitungen und Zeitschriften wie The New York Times, Vogue, W, Deutsch, The Rolling Stone, Kult, Esquire, Pen, Egoistè, Let’ s Panic und Blau und prägen CD-Cover von Jon Hassell, Sam Phillips, BAP, ZweiRaumWohnung und Die Toten Hosen. 2006 erschien Donata Wenders‘ Bildband Islands of Silence, 2016 die Publikation Vanishing Point. Donata Wenders – Robert Bosisio. Gemeinsam mit ihrem Mann Wim Wenders hat sie viele Bücher veröffentlicht, wie PINA – Der Film und die Tänzer (2012), Journey to Onomichi. Photos by Wim & Donata Wenders (2008), Don’t Come Knocking (2005) und The Buena Vista Social Club (1999).
Wim Wenders (geb. 1945) ist als einer der Vorreiter des Neuen Deutschen Films der 1970er Jahre international bekannt geworden und gilt als einer der wichtigsten Vertreter des deutschen Kinos der Gegenwart. Neben vielfach preisgekrönten Spielfilmen wie Der Amerikanische Freund (1977), Paris, Texas (1984), Der Himmel über Berlin (1987) wurden alle seine jüngsten Dokumentarfilme, Buena Vista Social Club (1999), Pina (2011) und Das Salz der Erde (2014), für einen Oscar nominiert. Während der Berlinale 2015 wurde Wenders mit dem Goldenen Ehrenbären für sein Lebenswerk als Drehbuchautor, Regisseur, Produzent, Photograph und Autor geehrt.
Seit 1986 werden Wenders‘ Fotografien in Museen und Galerien auf der ganzen Welt ausgestellt; eine umfangreiche Retrospektive war 2015 im Museum Kunstpalast in Düsseldorf zu sehen.
Beitragsbild: © Leiko Ikemura, Genisis, 2014, Stiftung Brandenburger Tor, Max Liebermann Haus
Datum: 12.04.2018 – 28.05.2018