Am Himmel ziehende Wolken stellen das ausdrucksvollste und wandelbarste Schauspiel dar, das die Natur den Menschen bietet. Wolken können die Phantasie der Betrachter anregen und Segen ebenso wie Unheil bringen. Ihre Wiedergabe in Bildern steht in einer langen kunstgeschichtlichen Tradition. Früher vor allem als göttliche Erscheinungen gedeutet, gibt es seit 1802 die noch heute gültige, wissenschaftliche Klassifikation mit Begriffen wie Cirrus, Cumulus, Nimbus und Stratus. Neben den ästhetischen, metaphysischen und meterorologischen Aspekten weist das Motiv auch eine politische Dimension auf: Wolken stellen Zeichen der Freiheit dar, sie sind in ihren Formen universal und kennen keine nationalen Grenzen.
Am 26. April 1937 wurde die baskische Stadt Gernika durch Bomben der deutschen Legion Condor, unterstützt von italienischen Streitkräften, im Zuge des Spanischen Bürgerkriegs (1936–1939) in Schutt und Asche gelegt. Dass die Erinnerung daran lebendig bleibt, ist auch ein Verdienst der Kunst: des berühmten Bildes »Guernica«, das Pablo Picasso 1937 für die Weltausstellung in Paris malte.
Im Spanischen Bürgerkrieg, in dem rechtsgerichtete Putschisten unter General Franco mit der Unterstützung des deutschen und italienischen Militärs die demokratisch gewählte republikanische Regierung beseitigten, wurden neue Waffen und Techniken erprobt, die auch im kurz darauf ausbrechenden Zweiten Weltkrieg (1939–1945) zum Einsatz kamen. In seinem Verlauf erlitten viele weitere Städte Zerstörungen aus der Luft, so auch die deutsche Hauptstadt Berlin, von der aus die Nationalsozialisten seit 1933 ihre verheerende Politik betrieben.
Das Projekt »Himmelstausch« sieht vor, Berlin und Gernika auf künstlerische Weise zu verbinden. Über Berlin soll, gezogen von Flugzeugen, ein Banner mit einem Wolkenhimmel aus Gernika, und über Gernika und Umgebung soll ein Wolkenhimmel aus Ber- lin schweben – eine künstlerische Invasion, ein Beitrag zur Erinnerungskultur, eine Botschaft des Friedens und eine die Menschen versöhnende Aktion, die in Zeiten sich erneut zuspitzender nationaler Differenzen besonders wichtig erscheint.
Die Motive werden nach vor Ort aufgenommenen Fotos in kleinen, internationalen Künstlerteams gemalt, deren Zusammen- arbeit die Verbindung zwischen den Städten anschaulich macht.
Da von Flugzeugen gezogene Banner vor der Landung über dem Flugplatz abgeworfen werden müssen, setzen die Aktionen nicht nur durch das grenzüberschreitende Motiv der Wolken, sondern auch durch das friedliche Hinabsegeln der Banner ein Zeichen, das als poetischer Gegenentwurf zu den Zerstörungen aus der Luft verstanden werden kann.
Flugroute, 21. April 2019
Flugroute, 26. April 2019
Organisation Gernika
Centro de Investigación por la Paz Gernika Gogoratuz
Friedensforschungszentrum Gernika Gogoratuz (Einrichtung der Baskischen Regierung) Calle de Artekalea 1,
48300 Gernika-Lumo, Spanien
Andreas Schäfter
Malort Gernika
Edificio Astra (ehemalige Waffenfabrik, jetzt Kulturzentrum)
Während der Malaktion gleichzeitig Ort einer Ausstellung zu Akt I des Projekts (Flug des Gernika-Himmelsbanners
über Berlin)
Initiative Lobak (künstlerisch tätige Gruppe der Enkelgeneration)
Internationales Malteam Gernika
• Maik Sinz
• Michael Klant (s.o.)
• N.N. Baskische/r Künstler/in
• Schirmherr des Malteams: Luis Iriondo, 95-jähriger Überlebender des Bombardements 1937,
Künstler (angefragt, gesundheitszustandsabhängig)