Es mag ja in Berlin kulturpolitisch betrachtet vieles nicht so gut funktionieren wie anderenorts, was die Unterstützung der Kulturschaffenden anbelangt, muss man jedoch sagen: Hut ab! Gut gemacht. Gerade wurde die Soforthilfe IV auf den Weg gebracht, die vor allem Theatern, Clubs, Kleinkunstbühnen und Kinos unter die Arme greift. Denn während Restaurants schon seit Wochen wieder ihre Stühle vor die Tür stellen konnten, Flugzeuge wieder abheben, sind die meisten Bühnen noch immer geschlossen, weil sich ein Abstandskonzept häufig einfach nicht realisieren lässt. Seit gestern nun öffnen die Kinos nach und nach wieder – ein Lichtblick am Pandemiehimmel.
Leider einer, der schnell verglimmen kann, denn obwohl schon die nächsten Konjunktur- und Stipendienprogramme beschlossene Sache sind, so fehlt doch – und da glänzt auch Berlin leider nicht – das klare Konzept, mit dem die Häuser planen können, wie es weitergeht. Da ist Geld eben nicht alles, zumal sich bei vielen ein beträchtliches Defizit angehäuft hat, das auch mit Gutscheinen nicht so schnell wieder abzuarbeiten ist. Nach den momentan geltenden Abstandsregeln könnte man einen Theater- oder Konzertsaal nur zu 20 Prozent besetzen. Du darfst Dir ausrechnen, was das bedeutet. Da darf schon die Frage erlaubt sein, wieso das so streng gehandhabt wird, während die Menschen im Ferienflieger, die jetzt wieder abheben, über viele Stunden dicht nebeneinandersitzen. Irgendwann ist das einfach nicht mehr darstellbar. Gerade, wenn und weil es um Kunst geht.
In einem Beitrag im Tagesspiegel vom 01.07. 2020 ruft Antonia Grunenberg, Politikwissenschaftlerin und Gründerin des Hannah-Arendt-Zentrums an der Universität in Oldenburg die Zivilgesellschaft dazu auf, Bios – also das Denken, wonach Leben mehr wert ist als die Freiheit – zu hinterfragen, zumindest jedoch sich mit dem Thema kritisch auseinanderzusetzen. Was ist uns unsere Freiheit wert? Die Freiheit, ein Theaterstück zu besuchen, Kleinkunst oder große Konzerte zu genießen? Grunenberg schreibt:
„Es ist höchste Zeit, dass wir Bürgerinnen und Bürger uns darauf besinnen, wie sehr die freiheitliche Zivilisation und Demokratie unseres Schutzes und der Regeneration bedarf. Der Sieg über die Pandemie und die Eindämmung der Klimaschäden kann nicht oberste politische Maxime sein. Es gibt eine Freiheit, die über Bios und das individuelle Leben hinausreicht. Die haben wir bisher für geschenkt genommen. Ist sie aber nicht.“
Für mich eine Forderung, die ohne ethische Betrachtungen einzubeziehen, nicht diskutiert werden kann. Darf ich den Tod wählen, auch wenn andere wollen, das ich lebe? Darf der Staat mir verbieten, meinen Beruf auszuüben? Darf eine Regierung alles bestimmen? Hier wäre die Kunst gefragt und Berlin hat nicht umsonst einen großen Topf bereitgestellt, aus dem Kunst im öffentlichen Raum gefördert werden soll. Auch das ein guter Ansatz. Hoffen wir also, dass die Gelder helfen und es der Berliner Kreativszene gelingt, nicht nur zu überleben, sondern Gestalter und Wegweiser zu sein.
SPRECHPUPPE: Deutsche Regierung ermöglicht Waffenexporte! Gewinne aus Waffenexporten werden privatisiert, Folgeschäden vergesellschaftet. https://www.bpb.de/mediathek/206604/gangsterlaeufer Berlin verweigert Künstlerischer und Kultureller Bildungsarbeit in sozialen Brennpunkten Festbetragsfinanzierungen, Bürgergeld für Bürgerarbeit – http://www.kunstlandschaft-spandau.de/downtown-film.htm Jugendliche waren z.T. Intensivstraftäter oder hatten Suiziderfahrung, sie baten, dass das u.a. dieses Projekt fortgesetzt wird – OHNMACHT DES KÜNSTLERS VOR DER POLITIK.