Eine ungewöhnliche Perspektive: Die Fotografin Jenny Fitz macht bei 48h Neukölln die Emser Straße zum Ausstellungsraum. Drei Tage werden über 50 Porträts der “Emser Köpfe” großformatig in den Straßenfenstern von Bewohnern und Geschäften ausgestellt.
Schlagzeilen macht die Emser Straße im Berliner Nordneukölln meist mit Schießereien, steigenden Mieten oder wie jüngst mit dem Roma Hausverbot einer Ladenbesitzerin. Typisch für diese Neuköllner Straße mit ihren geschätzten 4.000 Anwohnern in 140 Häusern ist jedoch die große sozio-ökonomische und kulturelle Vielfalt, die das Zusammenleben bereichert, oft genug aber auch zu Spannungen und Konflikten führt. Wer sind die Menschen, die hier miteinander leben und arbeiten?
Die Fotografin Jenny Fitz, die selbst seit 6 Jahren in der Emser Straße lebt, hat sie fotografiert. Einzelporträts entstehen in entschleunigter Arbeitsweise – analog, in Schwarz-Weiß mit einer Mittelformatkamera – um die nötige Ruhe für eine persönliche Begegnung zu schaffen. Denn das Fotostudio ist der öffentliche Raum, der Bürgersteig vor der Hauswand des porträtierten Nachbarn. An die Stelle der Großstadtanonymität tritt das Individuum, die Straße erhält ein Gesicht.
In einem Zeitraum von vier Monaten entstanden intensive Porträts im Straßenraum und genau hier werden sie jetzt am Wochenende von 48h Neukölln gezeigt. Zahlreiche Bildpaten auf der Emser Straße haben sich bereit erklärt, das großformatige Porträt eines Nachbarn für diese Zeit zu beherbergen und ihr Fenster zum Bilderrahmen zu machen. Die Bewohner sind in den künstlerischen Prozess einbezogen, die Straße verwandelt sich mit ihren Gesichtern in einen öffentlichen Ausstellungsraum.
Höchste Zeit sich DIESE Emser Straße einmal anzusehen!
Fazit:
Nach tagelangen Spaziergängen, 150 Stunden Dunkelkammer und unzähligen Nachbarschaftsgesprächen sind die Fotografin und ihr Team, das unterdessen entstanden ist, begeistert von der Unterstützung und der Resonanz bei den Anwohnern. Eine Fortsetzung der “Emser Köpfe” ist in Arbeit.
Über die Fotografin Jenny Fitz
Die deutsche Fotografin Jenny Fitz (*1976) studierte an der Neuen Schule für Fotografie Berlin. Ihre Bilder hinterfragen Habitus und Rollenspiel ihres sozialen Umfeldes. 2013 beendete sie das 4-jährige Langzeitportrait „Kammerspiel“ über einen jungen Schauspieler. Im Zentrum ihrer künstlerischen Arbeit steht das soziale Porträt. Die Fotografin lebt und arbeitet in Berlin, sowie zeitweise in Neuseeland.
Emser Köpfe
24. bis 26. Juni 2016
48h Neukölln Kunstfestival
Berlin Neukölln