Flexibilität tut Not – auch in der KSK (Künstlersozialkasse)

Flexibilität tut Not – auch in der KSK (Künstlersozialkasse)

Von uns Menschen wird stets mehr Flexibilität gefordert. Sehr gern, aber dann muss das System bitte auch mitziehen und nicht wie ein manövrierunfähiges U-Boot im Wasser dümpeln.

Fast ein Jahr ist es her, als uns das Corona-Virus zum ersten Mal in den Lockdown gezwungen hat. Für mich hieß das damals zunächst, dass meine jüngste Tochter nicht mehr in die Schule gehen konnte, die Uni der mittleren Tochter erst ausfiel und dann auf digital umgestellt wurde, Veranstaltungen, die ich geplant hatte, abgesagt wurden und hier und da kleinere Aufträge wegfielen. Insgesamt kein riesiges Drama, aber eine Situation, die uns allen bis heute Flexibilität abverlangt. Natürlich hofften wir wie die meisten auf den Sommer und insgeheim darauf, dass sich die Situation auch bald wieder ändern würde.

Heute, knapp ein Jahr später hat sich für viele Menschen, allen voran für Künstler*innen und Freie, die wie ich aufgrund ihrer Tätigkeit in der Künstlersozialkasse versichert sind, nichts geändert. Jedenfalls nichts zum Positiven. Die schmalen Hilfen sind bei den meisten aufgebraucht, ein Ende des Lockdowns ist nicht in Sicht. Das zusätzliche Kindergeld für die die Kinder haben, war ein Tropfen auf den heißen Stein, der die Mehrkosten, die anfallen, nicht deckt. Das Kinderkrankentagegeld wird nur für Kinder bis 11 Jahren gezahlt. Wieso Kinder, die älter und von zuhause lernen, weniger Aufmerksamkeit und Zeit benötigen sollen und damit ihre Eltern weniger in Anspruch nehmen, erschließt sich mir nicht. Aber das nur am Rande.

Starre Regeln in der KSK

Für viele von uns ist der größte Brocken, dass sie – wenn sie in der KSK versichert sind – nur bis zu 450 Euro mit einem anderen Job dazuverdienen dürfen. Rechtlich gesehen, ist das natürlich richtig, weil sich über dieser Bemessungsgrenze die Sozialversicherungsfrage neu stellt. Trotzdem ist es ein zusätzlicher Schlag, gerade weil man doch nicht auf zusätzliche Sozialleistungen vom Staat zurückgreifen will, sondern sich selbst um Beschäftigung kümmert. Da schlägt sich das System leider mit seinen eigenen Waffen. Wer arbeiten will, um selbst für seinen Lebensunterhalt zu sorgen, wird ausgebremst.

Neue Wege

Ich bin ja sehr dafür, dass es zeitnah einen radikalen Rundumschlag gibt und vieles auf den Prüfstand gestellt wird. Unsere Bürokratie regelt so manches, aber sie lähmt eben auch an vielen Stellen, was besonders jetzt in solchen Ausnahmezeiten deutlich wird. Aber wenn wir realistisch in die Zukunft schauen, dann wird es wahrscheinlich nicht die letzte Pandemie bleiben und auch der Klimawandel wird früher oder später zu Ausnahmesituationen führen. Dafür braucht es praktikable Lösungen, die davor schützen, dass Menschen auf der Strecke bleiben. Jetzt einfach nur Schritt für Schritt alles wieder hochzufahren, reicht nicht.

Der Scherbenhaufen, den die Pandemie und der damit verbundene Lockdown gerade in der Kunst- und Kulturszene hinterlassen hat, ist gewaltig und ruft nach einem Runden Tisch mit all jenen, die an den Schalthebeln sitzen. Auch nach jenen, die die Gesetze der KSK schreiben. Von uns Menschen wird stets mehr Flexibilität gefordert. Sehr gern, aber dann muss das System bitte auch mitziehen und nicht wie ein manövrierunfähiges U-Boot im Wasser dümpeln.

Veröffentlicht am: 11.02.2021 | Kategorie: Kolumne Jeannette Hagen, Kultur - was sonst noch passiert, Kunst - was sonst noch passiert, Redaktion-Tipp,

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