Feiko Beckers wird als Philosoph beschrieben, der sich auf das Konzept der Banalität spezialisiert. In seinen Arbeiten beschäftigt er sich mit banalen Fragen, die er sich selbst stellt. ‘Warum besitze ich kein Sofa? Wie lange dauert es, einen Donut zu essen? Soll ich meinen Freund zu meinem Lieblingsitaliener in Paris einladen?’…
Diese Fragen bilden die Basis für Diskussionen, die der Künstler mit verschiedenen Gesprächspartner*innen führt, wie etwa mit der unsichtbaren Stimme in „Maintenant“, mit seinem Freund in „A conversation is a risk to lose your own opinion“, oder mit den unbekannten Betrachter*innen seiner Werke. Diese Gespräche enthüllen letztlich die Tragweite der zunächst banal erscheinenden Ermittlungen. Nämlich: Ist diese Aktion meine Zeit wert? Wie strukturiere ich meinen Tag? Was legitimiert meine Handlungen?
Albert Camus konstatierte, dass Individuen die Absurdität menschlicher Existenz akzeptieren sollten, allerdings ohne sich dabei von der Suche und Erkundung von Sinnhaftigkeit abbringen zu lassen. In seiner Arbeit sucht Beckers nach logischen Lösungen für die absurden Probleme, die sich im Alltag ergeben. Seine Argumentation erscheint solide, ist aber letztendlich irrwitzig. Doch vielleicht liegt gerade darin die Logik: Ein absurdes Problem erfordert eine absurde Antwort. In „Maintenant“ untersuchen sein unbekannter Gefährte und er zum Beispiel das Wort „jetzt“ und fragen sich, ob es nicht etwas geben kann, das die Unmittelbarkeit des Jetzt besser beschreibt als das Wort „jetzt“.
Die künstlerische Welt von Beckers scheint einem strikten Regelwerk zu unterliegen. Unterschiedliche Handlungen sollten unterschiedliche Konsequenzen haben, so Beckers in „A conversation is a risk to lose your own opinion“. In „Why I don’t own a sofa“ erklärt er, dass er am liebsten immer dafür sorgt, dass der schwierigste Teil einer Handlung hinter ihm liegt. Das führt dazu, dass er in einem Tal lebt, sodass seine Radfahrt nach Hause einfacher ist als der Weg aus dem Tal heraus und in die „Außenwelt“ hinein. Diese Regel erklärt auch, warum er kein Sofa besitzt. Denn: Das Aufstehen von einem Sofa ist viel schwieriger als das Hinsetzen.
Beckers Sprechen ist ausdruckslos. Außer eines gelegentlichen Stirnrunzelns oder eines kurzen Anhebens der Augenbrauen findet man kaum eine Spur von Emotionen. Die Kameraführung scheint von sogenannten „Infomercials“ beeinflusst zu sein. Monoton und doch verführerisch ziehen die Stühle in „Why I don’t own a sofa“, oder die von der russischen Avantgarde inspirierten Kostüme aus „A conversation is a risk to lose your own opinion“ im Panorama vorbei. Als Überreste einer Vergangenheit erinnern die Kostüme letztlich auch an eine Zeit, in der es noch Hoffnung auf eine künstlerische und politische Revolution gab.
Feiko Beckers APPLESAUCE
Während der Eröffnung wird Beckers einen Pop-Song mit dem Titel „Good with Girlfriends“ aufführen. In diesem Ohrwurm listet er alle Personen und Situationen auf, mit denen er nicht so gut klarkommt, so wie all jene, mit denen er wiederum ganz gut zurechtkommt.
Am Samstag, den 30. März, wird Beckers einen Workshop mit dem Titel „A disappointment you can rely on“ geben: Ein weiterer Abstieg in die Absurdität des Alltags, mit einer besonderen Verbindung zu Pfannkuchen.
Opening: Sat, 23 Feb, 6 – 9 pm
Performance: Sat, 23 Feb, 7.30 pm
Duration: 26 Feb – 13 April 2019
Opening Hours: Tue – Sat, 2019
Datum: 23.02.2019 – 14.04.2019
Beitragsbild: Feiko Beckers mit Applesauce in der EFREMIDIS GALLERY, @Maintenant (mit Feiko der etwas isst): Maintenant, 2017, HD Video, 9´56”, Edition 2/3 + 2 AP. Courtesy Feiko Beckers and Efremidis Gallery.