Wild Frictions: Politische Poesien der Störung erforscht kleine Unterbrechungen, überraschende und unvorhergesehene Eingriffe, Zögerungen und Wiederholungen und deren Potenzial, alternative Formen des Seins und Handelns aufzuzeigen. Anstatt auf heroische, wortgewandte Figuren oder impulsgebende kollektive Momente zu blicken, verortet diese Ausstellung Emanzipation in subtilen, eigensinnigen Gesten im alltäglichen Leben, in spielerischen Ausrutschern oder auch in Zwischenräumen zwischen Lauten und Silben.“…wildness as a provocation, a retreat from the conventional, an affront to the normal and the expected, and an environmental condition.”
(Jack Halberstam, Wild Things: The Disorder of Desire , 2020, p. 28)
Die subversiven künstlerischen Ansätze/ Aktionen/ Handlungen rufen gleichzeitig Gefühle der Entfremdung und des Kontrollverlusts hervor, die wiederum mit der Pandemie und den sozialen Aufständen verbundene Ängste und Anspannungen des vergangenen und dieses Jahres widerspiegeln – den persönlichen Stillstand, die zahlreichen Proteste und noch zahlreicheren Quarantäneverordnungen, sowie wirtschaftliche und gesellschaftliche Pausen.
Durch Text, Video, Sound, Installation und Performance wenden die Künstler:innen von Wild Frictions Strategien der Unterbrechung und Blockierung/ Obstruktion/ Widerstand an, um allgemeingültige Narrative, Unterdrückungssysteme und unbewusste strukturelle Routinen zu kritisieren, die unseren Alltag charakterisieren.„Gesucht: die Lücke im Ablauf, das Andre in der Wiederkehr des Gleichen, das Stottern im sprachlosen Text, das Loch in der Ewigkeit, der vielleicht erlösende Fehler.“
(Heiner Müller, Shakespeare‘s Factory 1 , 1985, S. 13)
Diese störenden künstlerischen Gesten mögen Unbehagen oder Verwirrung erzeugen, beinhalten jedoch gleichzeitig/ dadurch ein immenses Potenzial: die Fähigkeit, zu untergraben und sanft zu korrumpieren, Risse auf der Bedeutungsebene zu erzeugen und neue Realitäten zu eröffnen. Wild Frictions lädt zu einer poetischen Analyse und möglichen Überschreitung der Grenzen ein, die heutzutage allgemeingültige Modi des Seins, Sprechens und Wissens bilden.“When the facts change, I change my mind.”
(Nora Turato, from the series “I’m on the verge of TOTAL VICTORY”, 2021)
Teilnehmende Künstler:innen: Félicia Atkinson, Trisha Baga, Cameron Downey, Anna Ehrenstein, Nikita Gale, keyon gaskin, Birgit Hein, Steffani Jemison, Kahlil Joseph, Ani Kasten, Christine Sun Kim, Janette Laverrière, Ouecha, Laure Prouvost, Lili Reynaud-Dewar, Jimmy Robert, Pilvi Takala, Banu Ciçek Tülü, Nora TuratoKuratorinnen: Sandra Teitge und Amara Antilla
Recherche und Textarbeit: Linnéa Meiners, Jorinde Splettstößer
Projektmanagement: Sofia Pfister
Technische Produktionsleitung: Kristoffer Holmelund
Projektassistenz: Dani Hasrouni, Markus Hemann
Design: Louise Borinski
Der Kunstraum Kreuzberg/ Bethanien ist eine Einrichtung des Bezirksamts Friedrichshain-Kreuzberg. Leiter: Stéphane Bauer
Das Projekt wird gefördert aus Mitteln der Senatsverwaltung für Kultur und Europa: dem Hauptstadtkulturfonds, dem Fonds für Kommunale Galerien und dem Fonds Ausstellungs- vergütungen fur Bildende Künstlerinnen und Künstler.
– Wild Frictions wird zusammen mit dem Contemporary Arts Center Cincinnati produziert, wo eine Version der Ausstellung vom 9. April bis zum 19. September 2021 zu sehen ist.