In „polyphon“ wirken 5 KünstlerInnen dialogisch, separat und konträr. Der Diskurs zwischen Zeichnung, Malerei, Druckgrafik und digitalen Fotoarbeiten sind nicht nur im Sujet als auch formal ein polygener Ansatz. Ausgehend von einem Strich, deren Verwendung bzw. Bedeutung für jede/n KünstlerIn sehr unterschiedlich ist, bildet das Ensemble in den Räumen von ep.contemporary ein polyphones Gesamtkonzept, wie es unterschiedlicher nicht sein kann.
Gehen Uschi Krempel, Jochen Schneider, Anna Roberta Vattes und Ophelia Beckmann von Wahrgenommenen aus und übersetzen diese in ihrem Werk, konfrontiert Joachim Griess „mit einer neutralen Gestaltung, die sich selbst genügt und von Gegenständlichem befreit ist“.
Würde das Gesamtbild dieser Ausstellung als hörbare Komposition verstanden, wäre es ein Werk, deren einzelne Melodien gleichzeitig, übereinander gespielt würden. Linien ziehen sich auf ihre sehr charakteristische Weise durch den Raum.
Anna Roberta Vattes zieht tief in Tinte getränkte Pinselstriche zu Flächen, die sich überlappen und miteinander verschmelzen, Räume bilden und dem Versuch unterliegen einer „vermeintlichen Realität andere Möglichkeiten entgegenzusetzen“.
Jochen Schneider zeichnet akribisch Strich für Strich „wie Welt sich anfühlen kann, nicht wie sie aussieht“. Er reduziert, verbindet, trennt und ordnet Gedachtes und Erinnertes. Dabei arbeitet der Zeichner mit Graphit auf Papier, enthält sich jeder Farbigkeit. Jedoch in seinen Lithographien gestattet er sich, eine weitere Farbe.
Joachim Griess besetzt hier eine besondere Position mit seinen sehr konkreten Kompositionen auf Papier. In Serie bearbeitet der Zeichner und Bildhauer mit Pastell, Bleistift und Kugelschreiber Kleinformate, die in ihrer Kompaktheit immer in Richtung Wandinstallation gehen. Linien bilden Flächen und Räume, die im Dialog zueinander aber auch als Einzelarbeit einen monumentalen Klang verbreiten.
Uschi Krempel druckt in verschiedenen Techniken. Mittels Radierungen und Monotypien spielt sie mit dem unfertig Offenen, dem Farbrausch, der spielerischen Freude am Tun. Formen, Farben und Linien sind essenziell für ihre Arbeit. Inspiriert durch abplatzende Putzflächen, Stadtansichten und deren Strukturen. Übereinander gelagerte Strukturen in der Natur und im Stadtraum inspirieren die ausgebildete Architektin und nun leidenschaftliche Druckkünstlerin.
Ophelia Beckmann arbeitet multidisziplinär. In ihren digitalen Arbeiten dekonstruiert sie Linien und Flächen zu pixelbasierten Punktbildern. Ein Foto oder eine Malerei werden digital zerschnitten und in einem Layering-Verfahren neu zusammengesetzt. Malerei und Fotografie verschwimmen zu einem neuen Ganzen, das in keinem gängigen Genre definiert werden kann.