Der historische Beginn der Gegenwartskunst wird oftmals auf den Zeitpunkt des Abwurfs der ersten Atombombe und dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 datiert. Vor dem Hintergrund dieser Zäsuren entstanden verstärkt performative, prozesshafte und ephemere Kunstpraktiken, die heute ganz neue Herausforderungen an ihre Erhaltung stellen. Zunehmend wichtig sind dabei die Weitergabe von Handlungswissen und die Überlieferung von Kontextinformationen. Doch wie lässt sich dies über lange Zeiträume hinweg praktizieren? Was sind Ansätze zum Aufbau kollektiver Strukturen für diese Prozesse und welche Rolle spielt das materielle Zeugnis dabei? Und schließlich: Was folgt für den Erhalt zeitgenössischer Kunst aus der Qualität, Genossin der Zeit zu sein?
Susanne Hauser ist seit 2005 Professorin für Kunst- und Kulturgeschichte im Studiengang Architektur an der UdK. Schwerpunkte ihrer Forschung und Lehre sind kulturwissenschaftliche Architekturforschung sowie die Geschichte und Theorie der Stadt und der Landschaft. Seit den 1980er Jahren beschäftigt sie sich zudem mit dem Verhältnis von Atommüll und Langzeitkommunikation. Zuletzt herausgegeben hat sie hierzu „Und in alle Ewigkeit … Kommunikation über 10000 Jahre: Wie sagen wir unseren Kindeskindern, wo der Atommüll lieg“ (Zeitschrift für Semiotik, Band 43, Heft 3-4/2021, Tübingen 2022).
Mit ihrer künstlerischen Praxis untersucht Susanne Kriemann das Medium Fotografie im Kontext von Sozialgeschichte und archivarischer Praxis. Mit einem erweiterten Begriff des fotografischen Dokuments reflektiert sie die Welt als analoges „Aufzeichnungssystem” für von Menschen verursachte Prozesse. Dies führte zu ihrer Beschäftigung mit Radioaktivität und Bergbau, aber auch mit Archäologie und dem Begriff der langsamen Gewalt. Zuletzt erschien „10%: Das Bildarchiv eines Kernforschungszentrums betreffend“ (hrsg. mit Judith Milz, Friederike Schäfer u.a., Leipzig 2021).
Die Forschung von Anna Schäffler zum zeitgenössischen Erhalt von Kunst und Kulturgut umfasst Theorie und Praxis an der Schnittstelle von Kunstgeschichte, Restaurierung und Kuratieren. Sie berät Künstler:innen sowie private und öffentliche Institutionen beim Langzeiterhalt ihrer Bestände und Praktiken. Basierend auf ihrer langjährigen kuratorisch-wissenschaftlichen Praxis mit dem Nachlass von Anna Oppermann publizierte sie „Die Kunst der Erhaltung. Anna Oppermanns Ensembles, zeitgenössische Restaurierung und Nachlasspraxis im Wandel” (München 2021).
Talk: „Wie ist das mit der Ewigkeit Deiner Kunst?“
22. Februar, 18.30 Uhr
Die Veranstaltung wird auf der Instagram-Seite von der Galerie Barbara Thumm gestreamt.