Valentina Murabito – La donna del mare
Valentina Murabito entführt bei 68projects by KORNFELD in eine faszinierende Welt, in der Mythologie, Natur und Fotografie auf außergewöhnliche Weise verschmelzen.
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Zum Gallery Weekend Berlin zeigen drei Künstler:innen Plakate am Kottbusser Tor in Kollaboration mit Kunst aus Brasilien. Mit SÜDSTELLIUM initiieren die Künstler:innen Ana Hupe, Barbara Marcel und Matheus Rocha Pitta eine spannende Kooperation mit Brasilien und eröffnen den Berliner Stadtraum für eine außergewöhnliche künstlerische Intervention. Das Ausstellungsprojekt Südstellium umfasst künstlerische Interventionen an drei U-Bahntafeln, die sich am U-Bahnhof U1 Kottbusser Tor befinden und zum Gallery Weekend Berlin startet. Die in Berlin lebenden Künstler:innen Ana Hupe, Barbara Marcel und Matheus Rocha Pitta haben die Bahnsteigtafeln für 20 Tage angemietet, um dort Botschaften aus dem uns nicht sichtbaren Himmel des globalen Südens zu überbringen.
Ein Stellium ist eine Ansammlung von Sternen oder Himmelskörpern, der Begriff Südstellium ist eine Erfindung, der sich Begriffen aus der Astronomie, Astrologie und Geopolitik bedient. Als poetische Erfindung ist SÜDSTELLIUM ein eher zukunftsgewandter als ein deskriptiver Begriff: Wenn wir in den Himmel schauen, projizieren wir unsere irdischen Belange auf ihn, zum Beispiel durch die Zuschreibung von Figuren als Sternbilder. Diese Vermessung des Himmels spiegelt eine kulturelle Kartographie wider. Mit SÜDSTELLIUM wollen die Künstler*innen eine andere kulturelle Kartographie mit radikal anderen Figuren als die des Nordens darstellen.
Das Firmament der südlichen Welthalbkugel ist Thema und zugleich Metapher dieses Vorhabens: Von Berlin aus betrachtet, sind die gerade stattfindenden dringenden Aufbrüche aus der Ferne nicht einfach erkennbar. Den Ausdruck “Der Fall des Himmels” verwenden die Yanomami in Brasilien, um soziale Situationen der Begrenzung oder des Endes, aber auch des Neubeginns anzuzeigen. Die Krisen, die bisher fragileren Volkswirtschaften vorbehalten waren, fließen in die nördliche Hemisphäre. Um Ausschnitte aus dem Himmel in Brasilien zu enthüllen, arbeiten Ana Hupe, Barbara Marcel und Matheus Rocha Pitta mit Künstler*innen aus drei verschiedenen Regionen Brasiliens zusammen: Nordosten (Quilombo Conceição das Crioulas, Pernambuco); Norden (Borari Community, Alter do Chão, Pará-Amazon) und Südosten (São Paulo).
Ein Quilombo ist eine demokratische Struktur, die von versklavten Menschen geschaffen wurde, denen es gelang, den Plantagen zu entkommen. Diese Territorien sind bis heute aktiv. Wie in anderen Quilombos basiert auch das interne System von Conceição das Crioulas, das 1802 von sechs Frauen gegründet wurde, auf Solidarität und gleichem Anteil am Land. Viele ihrer 4000 Bewohner sind Künstler*innen, die mit lokalen Pflanzen, Naturton und Stickereien arbeiten. Ana Hupe kooperiert seit 2017 mit Maria de Lourdes da Silva, die im Quilombo Conceição das Crioulas lebt und arbeitet. Sie beschlossen, an einem gestickten Stück des Himmels zu arbeiten, das mit Sternbildern erfüllt ist, die von den älteren Menschen der Gemeinschaft benannt wurden. Auf einer der drei U-Bahntafeln wird ein Stück dieses handgefertigten Firmaments im Dialog mit dem Berliner Himmel zu sehen sein, an dem Maria de Lourdes da Silva zusammen mit Amanda Caroline Martins da Silva, Allyson Martins da Silva und Jocicleide Valdeci da Silva mitgewirkt haben.
Was wäre, wenn man, um den gefallenen Himmel von Alter do Chão im brasilianischen Amazonas zu sehen, auf den Erdboden schauen müsste – auf Ton und Keramik, die man an den Ufern des Tapajós-Flusses gefunden hat? Bei einem Besuch im Ethnographischen Museum Berlin im September 2019 hatte die als Künstlerin, Juristin und indigene Aktivistin tätige Vândria Borari auf Einladung von Barbara Marcel zum ersten Mal Kontakt mit der in Berlin ausgestellten Sammlung präkolumbischer Kunst. Inmitten der großen Sammlung südamerikanischer Stücke des Museums stieß Vândria auf tapajonische Vasen, Amulette und Keramikfragmente, also auf die materielle Kultur ihrer Vorfahren. Die Collage, die aus den Dialogen zwischen den beiden Künstlerinnen entstand, vereint eine der Vasen aus der Berliner Sammlung, Zeichnungen des deutsch-brasilianischen Ethnologen Curt Niemuendajú von einer der ältesten Höhlenmalereien im Amazonasgebiet, die sich an der archäologischen Stätte von Monte Alegre, Pará, befindet, und eine Fotografie von Barbara Marcel von Geiern, die sich am Strand von Carauarí in Alter do Chão sonnen. Nach der tapajonischen Kosmologie sind Geier Tiere, die in der Lage sind, die immanente Welt mit dem transzendentalen Raum zu verbinden. In verschiedenen Kulturen auf der ganzen Welt werden sie als Totengräber betrachtet und sind auch heute noch wichtige Hüter des ökologischen Gleichgewichts in den Amazonas-Biomen sowie heilige Tiere für das indigene Borari. In der tapajonischen Keramikvase, die 1932 vom ehemaligen Direktor des Berliner Museums, dem Kunsthistoriker Erich Wiese, erworben wurde, sehen wir weibliche Figuren von Karyatidenfrauen, die den Sockel der Vase stützen, und Geier auf der Oberseite des Stücks. Die Zusammenarbeit von Vândria Borari und Barbara Marcel ist Teil eines Langzeitprojekts über tapajonische Keramik in europäischen Museen, das unter dem Titel “Karyatiden” als Film erscheinen soll.
Matheus Rocha Pitta lud den in São Paulo lebenden Künstler Frederico Filippi ein, der für Südstellium einen “fossilen Himmel” schuf, ein sehr kritisches Statement zum Extraktivismus:
“In diesem Teil Südamerikas lässt das ständige Abbrennen der Wälder Rußwolken fliegen, die den Untergrund mit dem Himmel verbinden. So enthalten die Schichten der verschiedenen Himmel auch Fossilien, wie die Spuren von Sternen, die wir sehen, die schon tot sind.”
20.04.2021-20.05.2021
Ort: Kottbusser Tor (U) – Berlin
Mit Werken von:
Ana Hupe und Maria de Lourdes da Silva, Amanda Caroline Martins da Silva, Allyson Martins da Silva, Jocicleide Valdeci da Silva aus dem “Quilombo Conceição das Crioulas”
Barbara Marcel und Vândria Borari
Matheus Rocha Pitta und Frederico Filippi
Instagram: @sudstellium
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