Wir sind es gewohnt, so wie wir es auch im Leben erfahren, in Bildern ein Nacheinander, eine zeitliche Abfolge zu lesen. Bei Anna Leonhardt könnte man zunächst denken: Es gibt einen Bildhintergrund, der die Folie des Erscheinens für den Auftritt von glänzenden, schimmernden Farbformen ist. Auf den Flächen des Hintergrunds spielt sich ein Ereignis von Malerei ab, das viel über Anna Leonhardts Verständnis von Kunst aussagt. Wir haben es mit der Materie Farbe in ihrer schönsten Form zu tun, weil sie als solche wirkt und zugleich Assoziationen hervorruft. Darauf befinden sich abstrakte Formen, in denen sich ein ungeheures Miteinander abspielt, ein innerer und äußerer Dialog der Farbe, mit sich und dem Betrachter. Geredet wird hier, wie beim sogenannten Bildhintergrund selbst, über das Dazwischen, über das Pathos und die Wichtigkeit der Beiläufigkeit. Manchmal, so scheint es, kommt es in einem Bild nur auf diese kleine Farbspur, auf diese Differenz an, die fast in Vergessenheit gerät angesichts all der wohlüberlegten Details des präzise komponierten Ganzen. Bemerkt man also den ständigen Wechsel, wird auch selbstverständlich, dass wir es entgegen unserer Gewohnheit nicht mit einem Nacheinander von Bildformen, sondern mit einem Bild zu tun haben, das all diese Fragen für obsolet erklärt. Es zieht uns in seinen Bann, weil wir mit ihm Erfahrungen über Malerei machen, und gleichzeitig auch über das, was diese Malerei an Emotionen und Gedanken auslöst. Das Bild ist einfach und komplex zugleich und bringt uns und unser Leben zum Reden.
Anna Leonhardt, 1981 in Pforzheim geboren, studierte an der Hochschule für Bildende Künste Dresden und war Meisterschülerin bei Ralf Kerbach. Sie lebt und arbeitet seit einigen Jahren in New York. Die Ausstellung „SOULVA“ ist Annas erste Einzelausstellung in der Galerie Friese. Sie zeigt neue Werke, die alle in Berlin entstanden sind, wo sie ebenfalls ein Atelier hat.
Beitragsbild: Anna Leonhardt, WEL, 2024, Öl auf Leinwand, 70 x 60 cm, Foto: Lars Wiedemann
SOULVA – Anna Leonhardt
08. Februar 2025 – 05. April 2025
Eröffnung: Freitag, 07. Februar 2025, 18 Uhr
Galerie Friese