Der japanische Maler Futo Akiyoshi malt große, offene Serien von Bildern, bei denen er sich strenge Regeln vorgibt, denen er dann mit Hingabe folgt. Dabei sind diese Regeln kein Selbstzweck, vielmehr führen sie zu einem stärkeren Fokus, sowohl für Futo Akiyoshi wie auch für den Betrachter.
Bei seiner neuesten Serie „something too much“ malt Futo Akiyoshi auf 105 x 80 cm messenden Leinwänden jeweils mit nur einer ungemischten Ölfarbe, dies jedoch mit so vielen unterschiedlichen Malwerkzeugen wie möglich, jeweils mit mehr als zwanzig Werkzeugen pro Bild.
Auf den ersten Blick scheint dies eine Umkehrung seiner bisherigen minimalistischen Vorgehensweise. Seit 15 Jahren malt Akiyoshi zum Beispiel leere Räume mit Goldfarbe, bei denen die Raumwirkung sich nur aus leichtesten Farbunterschieden und der Anzahl der Malschichten ergibt. In „something too much“ geht Akiyoshi nicht von einer Beschränkung aus, sondern von einem Zuviel. Über zwanzig verschiedene Typen von professionellen Malwerkzeugen nutzt Akiyoshi für jedes Bild. Die Arbeiten sind abstrakt, allerdings machen sich die Werkzeuge durch ihre sich überlagernden Malspuren selbst zum Thema.
Fragt man Futo Akiyoshi nach seinen Vorbildern, so nennt er Auguste Rodin. Dessen Umgang mit dem Material beeindruckt ihn. Futo Akiyoshi interessiert an der Malerei vor allem das Haptische und die Textur. Dadurch, dass die vielen Malwerkzeuge nicht der Abbildung von etwas Figurativem dienen, sondern nur dem Farbauftrag, werden vor allem die verschiedenen Texturen betont, die durch den Gebrauch von Pinsel, Spachtel, Spritzpistole, Malmesser, Klebeband, Sieb, Schwamm, Rolle und dergleichen entstehen. Durch die Betonung der Texturen werden die Werkzeuge zum Thema der Malerei selbst. Das Interessante dabei ist, dass nur der Kenner, der Kurator oder der Kollege die Herstellungsweise sofort erkennen. So haben die Bilder etwas Narratives, jedoch nur für den mit den Malwerkzeugen Vertrauten. Fast könnte man von einer ironischen Geheimbotschaft sprechen. Dem Laien wird der Gebrauch der Vielzahl der Werkzeuge zunächst einmal nicht auffallen, denn Akiyoshi schafft es, den Bildern trotz des Zusammenspiels von Disparatem eine große Harmonie zu verleihen.
Die Frage, die sich ein solches Spiel fragen lassen muss, ist: Was soll das? Reines l´art pour l´art? Die Frage lässt sich nicht eindimensional beantworten. Das Programm von Futo Akiyoshi ist Spiel (kein Spiel ohne Regeln), Versuchsanordnung und Pluralitätsexperiment zugleich. Die Malerei selbst wird zum Thema gemacht. Aber es geht um mehr. Es ist auch ein Befreiungsschlag, denn grundsätzlich folgt die Kunst – besonders die asiatische – einer Ökonomie der Mittel. Dagegen rebelliert Futo Akiyoshi. Er nutzt so viele unterschiedliche Malwerkzeuge wie möglich. Die Rebellion ist jedoch vom Ergebnis her betrachtet nur scheinbar. Denn tatsächlich arbeitet auch Akiyoshi letztlich ökonomisch: würde er auch nur auf ein Werkzeug verzichten, sähe das Bild anders aus und verlöre – so Akiyoshis Überzeugung – an Schönheit.
Futo Akiyoshi sagt von sich selbst, er setze sich in seiner Kunst zunächst strenge Regeln. Die Ausführung dieses selbst verpflichtenden Programms bereite ihm dann aber größte Lust. Diese Lust sieht man den Arbeiten an. Futo Akiyoshi verbindet in seiner Kunst Konzeptionell-Geistiges mit lustvoller Hingabe und Spiel.
All for one
20. Januar – 24. Februar
Streustraße 90
Berlin 13086