In den 1960er bis 1980er Jahren machte Christian Rickert Schlagzeilen. Mehrfach wurde der Berliner für seine virtuos-furiosen Zeichnungen mit ihren sozialkritischen Themen ausgezeichnet. 1970 erhielt er den renommierten Ruhrpreis. Bald galt er im Kontext der kritischen Berliner Realisten in der Gruppe so exzellenter Zeichner wie Wolfgang Petrick, Peter Sorge oder Hans Jürgen Diehl als eines der größten Talente der Metropole.
Schon in den 1960er Jahren stand Rickert auch international im Rampenlicht. Der junge Künstler stellt „auf Augenhöhe“ mit Weltstars aus. Seine Zeichnungen hingen neben Werken von Künstlern, die allesamt im Who´s Who der modernen Kunst festgeschrieben sind: Baselitz, Beckmann, Beuys, Chagall, Chillida, Hockney, Hrdlicka, Janssen, Matta, Mirò, Picasso, Pollock, Richter, Tàpies, Vasarely, Wols.
Dann die Zäsur! Nach mehr als zwanzig erfolgreichen Jahren zog sich Christian Rickert 1986 sich aus dem öffentlichen Kunstgeschehen zurück. Doch seine Kunst entwickelt er in seinem Grunewalder Atelier aber kontinuierlich weiter. Er malt und zeichnet, fertigt Druckgrafiken und Collagen an, ist weiterhin Foto- und Objektkünstler. Doch bis heute ist die Zeichnung Christian Rickerts primäres Gestaltungsmittel geblieben. Sie steht gleichberechtigt neben allen anderen Gattungen seines Œuvres.
In jüngster Zeit zeigt Christian Rickert seine Kunst wieder im größeren öffentlichen Kontext. 2013 zunächst in der Kommunalen Galerie Berlin und ein Jahr später in der Galerie Villa Köppe. In seiner aktuellen Ausstellung in der Galerie Köppe Contemporary präsentiert er Zeichnungen und Fotografien, die dokumentieren, dass die Lust am Menschenbild und am pointierten kritischen Realismus geblieben ist.
Rickerts Kunst ist heute mehr und mehr von den Massenmedien inspiriert. Die Realitätsaussagen seiner Motive sind im Alterswerk direkter und härter geworden. Manche Bilder entstehen, wie der Künstler selbst sagt, aus Angstvisionen. „Die Macht und der Missbrauch der Macht durch Autoritäten, das ist für mich mehr und mehr zu einem wichtigen Thema geworden und das entspricht auch meinen heutigen Erfahrungen von anonymer Macht und Gewalt“, sagt er.
Die Anonymität und Verletzlichkeit des Menschen in einer hochdifferenzierten und hochtechnisierten, jedoch auch konfliktvollen Zivilisation, sowie die Folgen ökologischer Katastrophen und die Tragik des Umgangs mit der Natur bilden Schwerpunktthemen in der neuen Ausstellung ‚Christian Rickert – Meister der Lichtdramatik‘, die die Galerie Köppe Contemporary dem Künstler mit Zeichnungen und Fotografien ausrichtet. Die Ausstellung legt einen Fokus auf Arbeiten, die zwischen 1984 und 2018 entstanden sind.