Intensive Farben sind Schumachers mutige Manifestation. Im Ausstellungsraum leuchten Glasobjekte, die mit blauer, orangefarbener oder rosafarbener Flüssigtinte befüllt sind. Die Skulpturen fangen Sonnenlicht ein und erstrahlen. Die Transparenz des Materials der Objekte vermischt sich Vibrant mit der Lichtgeschwindigkeit und verführt so das Auge des Betrachters.
Minimalismus in Farbe kommt uns in den Sinn, wenn wir Martina Schumachers Kunst erleben. Sie ist Meisterschülerin von Georg Baselitz, der als figurativer Expressionist gilt. Ein solcher Expressionismus ist jedoch in Martina Schumachers konzeptuellen Arbeiten nicht präsent. Der Grund liegt gerade im Ratschlag ihres weisen Mentors während ihrer Berliner Akademiezeit: „Malen können Sie! Wenn Sie hier etwas lernen wollen, müssen Sie neue Wege gehen – indem Sie reduzieren…“, so Baselitz zu seiner jungen Schülerin.
Auf der Suche nach ihrer eigenen künstlerischen Sprache konnte Schumacher aus einem grenzenlosen Spektrum an Möglichkeiten schöpfen, um frei eine neue Richtung einzuschlagen – ein großes Privileg und eine außergewöhnliche Inspiration für eine junge Künstlerin.
Kurvenlinien suggerieren Bewegung mit femininem, organischem Charme. Für Schumacher sind sie im Vergleich zu geraden Linien oder Dreiecken „freiere, tänzerische Linien und offerieren einen sinnlichen Blick“.
Jede Linie ist mit einer Entschlossenheit gesetzt, die Konzentration und Präzision erfordert. Schumacher zitiert Wassily Kandinsky „Punkt und Linie zu Fläche“ und geht dann in ihrem Werk vom Punkt zur Linie zur Kurve über, was zu einer spiralförmigen Bewegung führt. Wie wirbelnde Tänzerinnen mutet die neue Skulpturen-Serie der „Spiral-Karyatiden“ an.
Solche Linien finden sich in multikulturellen Ornamenten, welche Fließendes und Kontinuität in organischen Formen darstellen. Diese betrachtet man als Inspiration in Kunst, Design und Architektur. In der Natur gibt es keine geraden Linien.