Salka-Valka Schallenberg, Enkelin des Berliner Malers Otto Nagel (1894-1967), liest aus ihrer Publikation „Erzähltes & Ungesagtes meiner Großeltern Walentina und Otto Nagel“.
In einer Ausstellung entdeckt Käthe Kollwitz 1919 Zeichnungen eines „Arbeiterkünstler[s], ein sehr begabter Mensch“. Ein Jahr später begegnen sich der junge, autodidaktische Maler Otto Nagel (1894-1967) und die bekannte Künstlerin anlässlich einer Kollwitz-Präsentation der Arbeiter-Kunst-Ausstellung wieder und „ (…) hier entstand das schöne, freundschaftliche Verhältnis, das bis zu ihrem Tode im Jahre 1945 bestehen blieb.“ (Otto Nagel, Käthe Kollwitz, 1971, S. 40)
Otto Nagel, der Autodidakt aus dem Wedding mit seinem Berliner Freiluftatelier, sah seine künstlerischen Vorbilder in Käthe Kollwitz, Hans Baluschek und Heinrich Zille. Seine vielfachen politischen Tätigkeiten verhinderten ein Studium an den Berliner Kunstschulen, also nahm er Zeichenkurse an der städtischen Abendschule und zeichnete draußen die Menschen in ihrer Umgebung. In den 1920er Jahren engagierte er sich ebenso wie Käthe Kollwitz in vielen Aktionen gegen Hunger, Krieg und Armut. Nagel organisierte für die Internationale Arbeiterhilfe viele Ausstellungen und brachte große Werkschauen von Käthe Kollwitz bis nach Russland. Nach 1933 brachen für beide Künstler schwere Zeiten an. Sie blieben dennoch im regen Austausch miteinander bis kurz vor dem Tod der Künstlerin im April 1945. Otto Nagel hielt den Kontakt zu Käthe Kollwitz‘ Sohn Hans auch über die deutsche Teilung hinweg und initiierte als Präsident der Akademie der Künste Ost in der DDR viele Ausstellungen ihres Werkes, verfasste Publikationen über sie und bereitete ein Werkverzeichnis ihrer Handzeichnungen vor.
Wie war Otto Nagel jenseits von Künstlertum und Akademiepräsident? Die Enkelin Salka-Valka Schallenberg begibt sich ein halbes Jahrhundert nach dem Tod ihres Großvaters, den sie selbst nicht mehr kennenlernte, auf die Spur Otto Nagels und seiner russischen Frau Walentina, von allen Walli genannt. Sie geht die Lebensstationen ihrer Großeltern nach, von der Weimarer Republik über den Nationalsozialismus bis hin zu den ersten Jahren in der DDR. In fiktiven Begegnungen gibt die Autorin Erzähltes und Ungesagtes von Otto und Walentina Nagel wieder, stützt sich dabei auf intensiv recherchiertes Archivmaterial sowie Aufzeichnungen, Briefe und Publikationen ihrer Großeltern und setzt sich mit ihrer bewegten Familiengeschichte auseinander.
Bernd Schallenberg an der akustischen Gitarre begleitet die Lesung mit moderner Konzertmusik.
Salka-Valka Schallenberg arbeitet freiberuflich als Autorin, Journalistin und ist Moderatorin und Redakteurin bei kulturmdTV (Magdeburger Stadtfernsehen).
„Erzähltes & Ungesagtes“ erschien ebenso wie „Der Fall Otto Nagel. Kunstraub in der DDR“ im Eigenverlag EDITION Schallenberg.