Knut Wolfgang Maron gilt als herausragender Vertreter der »Subjektiven Fotografie«, die er seit seinem Studium an der Folkwangschule Essen bei Otto Steinert und Erich vom Endt vertritt und immer wieder erneuert hat.
Knut Wolfgang Maron zählt zu den Pionieren der modernen Farbfotografie, insbesondere der Polaroidfotografie. Für seine Einzelausstellung in der Alfred Ehrhardt Stiftung hat er aus seinem mehr als 8.5000 Polaroids umfassenden Gesamtwerk mehrere Hundert Arbeiten ausgewählt.
Die politische Dimension, die Knut Wolfgang Marons Bildern innewohnt, wird vor dem Hintergrund des Klimawandels deutlich. Spätestens seit der Atomkatastrophe von Tschernobyl 1986 prägten ökologische Fragen Marons Blick auf die Natur: „Landschaftsfotografie mit der Polaroidkamera galt damals als schräge Avantgarde. Mir lag daran, die Dialektik einer schönen Neuen Welt und der veränderten Umweltbedingungen, besonders nach Tschernobyl mit seinen realen und mentalen Auswirkungen, in einem zeitgemäßen Medium auszudrücken. In den letzten 40 Jahren hat sich das allgemeine Bewusstsein erheblich verändert. Landschaft, Natur und Klimawandel finden vor allem bei der jüngeren Generation von Fotografen wieder große Beachtung.“
1978, als die künstlerische Farbfotografie in Deutschland gerade erst Einzug in die Kunstmuseen erhielt, war Maron solitär in seiner Auffassung. Fast alle Fotografen beschäftigten sich damals mit Street-Photography und Stadt-Landschaften, und in diese amerikanische Tradition wollte er sich nicht einreihen. Die Folkwangschule Essen, wo er bei Otto Steinert und Erich vom Endt studierte, besaß als erste deutsche Hochschule ein Farbfotolabor. Jedoch beherrschte der gelernte Fotograf anders als seine Studienkollegen die Farbverfahren bereits bis zur Perfektion. Durch diese Schule musste er also nicht mehr gehen, und als die Polaroidkamera SX-70 auf den Markt kam, entschied er sich gerade für diese „unperfekte“, schwer kontrollierbare Technik. Denn ihn interessierte nicht wie seine Zeitgenossen die objektive Wirklichkeit der Reportage- oder Dokumentationsfotografie, sondern eine Bildsprache, die, Otto Steinerts „Subjektiver Fotografie“ folgend, eine subjektive Interpretation des Betrachters erfordert. Maron war ein Rebell des Blicks. Mit der Polaroidfotografie bürstete er bewusst gegen den Zeitgeist. Damals war das ein unvorstellbarer Tabubruch und eine ungeheure Provokation gegen sämtliche Kunstparameter.
Bis heute übt dieses analoge Medium gerade für die jüngere, mit digitalen Produktionsweisen aufgewachsene Generation einen großen Reiz aus. Polaroids bestechen nicht nur durch ihre sofortige Bildproduktion, sondern verführen auch durch ihren spezifischen Oberflächenschmelz und ihre unkonventionelle Farbtönung. Die Ruhe des Quadrats erfordert präzise Kompositionsstrategien, und die Distanz zum Gegenstand bringt Unerwartetes und Überraschendes mit sich.
Marons Farbskala versetzt uns in eine andere Welt: wie in außerirdisches Licht getaucht, werden Sträucher und Bäume zur weißen Silhouette reduziert. Die Himmel erglühen gelb, die karstigen Felsen changieren ins Blau, die Böden werden lila und das Meer ertrinkt im Türkis. Die Natur wirkt wie von innen heraus erleuchtet und wird zum Spiegelbild eines Raums zwischen Traum und Erinnerung. Die warmen Tönungen, aber auch die konzentrierten, ruhigen Kompositionen zeugen von Marons Umgang mit Bildideen der Romantik, die eine zurückhaltende Erhabenheit transportieren.
Es erscheint ein Katalog im Verlag Kettler. Gefördert von der Kunststiftung NRW.