Ernst Ludwig Kirchner, Gerhard Richter und Jonas Burgert: Der me Collectors Room Berlin widmet drei wichtigen deutschen Künstlern aus drei Generationen separate Künstlerräume. Schwerpunkt der ausgestellten Werke ist das Bild des Menschen als Motiv. Die Ausstellung mit Werken aus der Olbricht Collection wird im Rahmen der Berlin Art Week am 11. September eröffnet.
Schon seit Beginn seiner Jugend beschäftigt sich Thomas Olbricht mit den graphischen Blättern deutscher Expressionisten. Den Fokus legt er schon früh auf die Künstlergruppe „Die Brücke“, im Besonderen auf Ernst Ludwig Kirchner. Heute vereint die Olbricht Collection mit Akten und Portraits sowie den Berliner Straßenszenen zwei bedeutende Motivgruppen, die als sozialpolitische Zeugnisse ihrer Zeit gelesen werden können. Die Bildnisse aus Kirchners Zeit in Dresden spiegeln das Idyll eines irdischen Arkadien, das sich die Künstler zwischen 1909 und 1911 an den Moritzburger Seen schufen, während die in schneller Strichführung ausgeführten Berliner Straßenszenen, die nach Kirchners Umzug nach Berlin 1911 entstanden, zu Sinnbildern der Hauptstadt am Vorabend des ersten Weltkriegs geworden sind. Die berühmten Schaufensterszenen mit den Kokotten am Kurfürstendamm können symbolisch als Tanz auf dem Vulkan gedeutet werden.
Gerhard Richter, einer der bekanntesten deutschen Künstler der Gegenwart, wurde 1932, nur wenige Jahre vor Kirchners Tod, geboren. Er bildet ein wichtiges Standbein der Olbricht Collection, die als einzige Institution Richters Editionswerk in seiner Gesamtheit besitzt und so sein Schaffen über fünf Jahrzehnte hinweg abbilden kann. Neben den abstrakten Tapisserien wird auch hier der Blick auf Menschenbilder gelenkt – seit den 1960er Jahren eines der zentralen Themen der Editionen. Sowohl Fotografien aus dem Familienalbum, als auch Pressebilder berühmter Persönlichkeiten dienen Richter als Vorlagen, um künstlerische Techniken auszuloten. Gleichermaßen greift er auf einige seiner gemalten Portraits und Bildnisse zurück, die er als Drucke oder Fotografien reproduziert. Ein prominentes Beispiel für diese Vorgehensweise sind die
„48 Portraits“, die im me Collectors Room als Edition gezeigt werden. Die malerischen Vorlagen wurden 1972 im deutschen Pavillon auf der Biennale in Venedig gezeigt.
Neben arrivierten Positionen wie Ernst Ludwig Kirchner und Gerhard Richter begeistert sich Thomas Olbricht auch immer wieder für junge Kunst. So stieß er vor 15 Jahren auf die von geheimnisvollen Gestalten bevölkerten mysteriösen Szenerien des 1969 in Berlin geborenen Jonas Burgert, dessen Karriere er seitdem als Sammler begleitet. Seine monumentalen Gemälde und Skulpturen packen den Betrachter durch ihre Unmittelbarkeit. Bildnisse gedankenverlorener Persönlichkeiten bleiben unerklärlich, die Geschichten hinter den Figuren nebulös, während sie gleichzeitig eine ganze Klaviatur menschlicher Empfindungen aufrufen, die der Künstler durch archaische Symbole, irreal verzerrte Perspektiven oder eine grelle Farbpalette zu evozieren versteht. Burgerts Arbeiten entziehen sich einer sozialpolitischen Verortung ebenso wenig, wie sie verschiedenen Techniken erproben, vielmehr erarbeitet der Künstler menschliche Empfindungen und Empfindsamkeiten. Die Genese seines Schaffens und damit auch seiner Figuren lässt sich dank neuester Arbeiten direkt aus dem Atelier eindrucksvoll verfolgen.
Am Mittwoch, den 18.09. um 19 Uhr findet ein ART & DINNER mit dem Künstler Jonas Burgert statt. Die Menüfolge eines ART & DINNERS ist auf das Thema des Abends und die Ausstellung abgestimmt, kreiert von Joseph Cassar, Küchenchef im me Collectors Room. Durch die Vermischung verschiedener Sinneseindrücke sollen neue Horizonte des Kunsterlebnisses eröffnet werden.