In der Einzelausstellung PREFERRED CONDITIONS stellt die Malerin Katharina Arndt ihre neue Serie Julia vor und verhandelt mit uns im sommerlichen Côte d’Azur Setting Hedonismus, Melancholie und lustvollen Feminismus. Arndts Blick richtet sich oft auf Szenen des flüchtigen Exzesses und spielerischen Genusses: eine nackte Frau, die eine Zigarette raucht und sich mit einem Glas Wein am Strand räkelt; ein Paar in einer Kneipe, dass sich eine Flasche Champagner teilt und Social Media auf dem Smartphone checkt; Stillleben von Tischen mit Aschenbechern und leeren Biergläsern, die von einer Partynacht erzählen mit pulsierender Musik und reichlich Alkohol. „Ich schaue eben gern. Nennt man das voyeuristisch?“
Die Rolle als außenstehende Beobachterin, die auf Momente des genussvollen Überschwangs blickt, ist Arndt bestens vertraut. Die Freuden, die uns in dieser oft trostlosen Welt Entlastung verheißen, sind ihr keineswegs unvertraut, während sie gleichzeitig sanft an den verhedderten Knoten aus Wünschen, Widersprüchen und Spannungen zerrt, die eben diesen Versuchungen zugrunde liegen.
In ihre farbenfrohen Szenen Instagram-tauglicher Extravaganzen webt Arndt die Spuren einer ungefilterten Realität ein: Tiefe Bräunungslinien lassen einen schmerzhaften Sonnenbrand erahnen; die Beine, Leisten und Achselhöhlen ihrer Protagonistinnen sind mit Stoppeln übersät, während ihnen die Werbeanzeigen in Hochglanzmagazinen verkünden: „Du riechst nicht gut.“ So erkennt Katharina Arndt einerseits an, dass uns solcherlei (Online-)Erfahrungen Vergnügen bereiten, doch zugleich erinnert sie uns auf subtile Weise daran, wie holprig reale Begegnungen oft verlaufen. Dafür eignet sie sich für den Massenkonsum festgehaltene Augenblicke an und inszeniert diese sorgfältig gecroppten, geglätteten und mit den „Followern“ oder „Friends“ geteilten Schnipsel aus dem Kontext gerissen neu.
Die aktuelle Serie Julia basiert auf Instagramfotos einer Freundin der Künstlerin, welche in Nizza gelebt hat. Sie zeigt starke und selbstbewusste Frauen, die sich vermeintlich männliche Attribute wie Rauchen und Trinken angeeignet haben. Die Idee der starken, machtvollen Frau widerspricht der traditionellen Auffassung des weiblichen Geschlechts als gut und rein, friedfertig und harmoniebewusst, das Leben schenkt und umsorgend erhält. Stärke und Macht werden eher als typisch maskuline Eigenschaften assoziiert. Es geht also um das Andere, das Geheimnis, Rätsel, Mysterium.
Im Kontext der überwiegend patriarchal dominierten Kulturgeschichte ist das Konzept der Mutter und Amme ebenso ein Konstrukt normativer Sichtweise wie das gegenteilige Prinzip der Verführerin und Hure, der Femme fatale. Und doch sind diese klassischen Geschlechterrollen trotz Gleichberechtigung immer noch spürbar und erzeugen die Spannung in Arndts Frauenportraits.
Katharina Arndt – PREFERRED CONDITIONS
13. September 2024 – 31. Oktober 2024
the map gallery