Die erste Einzelausstellung von Julia Gruner bei Taubert Contemporary umfasst drei Werkgruppen, die verdeutlichen, dass die Künstlerin konsequent das Medium Malerei hinterfragt. Die Basis dafür bildet ein genuines Interesse an verschiedensten Materialien, die Gruner akribischen Materialexperimenten und -analysen unterzieht.
Die wie Sitzkissen anmutenden „Lazy Paintings“ (2022), deren Oberflächen aus reiner Acrylfarbe bestehen, lümmeln behäbig in den Galerieräumen herum. Diese dreidimensionalen, von der Wand auf den Boden gebrachten Malereien, weisen im besten Sinne ungewöhnliche Farbkombinationen auf, die von Giftgrün über knalliges Pink und abgedunkelte Rottöne reichen. Die eigenwilligen Maserungen entstehen durch die Verbindung von wasserbasierter Acrylfarbe mit verschiedenen Ölen (in diesem Fall Erdnussöl), die sich durch ihre chemischen Eigenschaften voneinander abstoßen.
Die „Domestic Paintings“ (seit 2020) haben ihren Ursprung im ersten Corona-Lockdown. Abgeschnitten vom Atelier griff Gruner in dieser Zeit auf Materialien zurück, die in den eigenen vier Wänden vorhanden waren und zweckentfremdete sie als Malmaterial. Verschiedene Haushaltsflüssigkeiten wie Putzmittel, Speiseöl, Nagellack oder Honig vermengt die Künstlerin zu farbenfrohen Amalgamen, die sie auf eine Folie aufbringt, hochauflösend scannt und das so erzeugte Bild schließlich druckt. Angesichts der beispielsweise von Zahnpasta geschaffenen, schön geschwungenen „Pinselstriche“ und dem Eindruck abstrakter Malerei gegenüberzustehen, wird zugleich hintergründig die künstlerische Arbeit selbst thematisiert.
Nicht zuletzt wird das fortlaufende Projekt der „Malwasserkacheln“ in der Ausstellung präsentiert. Ausgangspunkt für dieses war die Frage nach der Umweltverträglichkeit von sogenannten Malwasser. Immerhin enthält diese Lösung, die beim Auswaschen von Malutensilien entsteht, durch den Farbbinder Acryl, flüssigen Kunststoff, wird aber üblicherweise einfach in den Haushaltswasserkreislauf eingespeist. Die Künstlerin musste feststellen, dass keinerlei Wissen oder Bewusstsein über eine alternative Entsorgung besteht. Also entschied sie sich, das Malwasser mit Gips zu mischen und es in leere Wurst- und Käseverpackungen zu gießen. Nach jedem Arbeitstag entsteht so eine neue Kachel, die auf viele Arbeitsstunden im Atelier verweist.
– Romina Dümler
JULIA GRUNER – Allergic to Peanuts
11. November 2022 – 21. Januar 2023
Taubert Contemporary