
Johtingeaidnu – The Path Within
11. April 2025 - 13. Juli 2025

Die Ausstellung „Johtingeaidnu – The Path Within“ von Emilia Tikka, Oula A. Valkeapää und Leena Valkeapää vereint künstlerische Forschung, indigenes Wissen und epigenetische Wissenschaft.
Sie stellt die Fragen, wie Landschaften Erinnerungen bewahren können und wie Erfahrungen, die über Generationen weitergegeben wurden, in einer Zeit ökologischer und technologischer Umbrüche wieder an Bedeutung gewinnen.
In einer begehbaren Installation treffen alte Wanderrouten samischer Rentierherden auf Zukunftsvisionen und neue Erkenntnisse aus der Epigenetik. Die Ausstellung verbindet auf besondere Weise künstlerische Vorstellungskraft mit wissenschaftlicher Genauigkeit und lädt dazu ein, über Zeit, Erinnerung und das Zusammenleben von Mensch, Tier und Natur nachzudenken.
Dabei geht es auch um die Frage, wie Erfahrungen – etwa durch Umwelt und Lebensweise – in Körpern und Landschaften Spuren hinterlassen und weiterwirken können.
Die Besucher*innen können die Entwicklung der Rentier-Routen seit dem 16. Jahrhundert nachvollziehen, die sich bis Mitte des 19. Jahrhunderts über mehr als 500 Kilometer erstreckten, um dann immer weiter zu schrumpfen. Anfang der 2000er Jahre konzentrierte sich das Wandermuster auf einen nahezu statischen Punkt. Tikka, Valkeapää und Valkeapää visualisieren den Kollaps des Golfstroms, eine durchaus vorstellbare Katastrophe, die weite Teile Nordeuropas in eisige Kälte und schwere Stürme stürzen könnte. Während dies für viele eine Krise wäre, könnte es für die samischen Rentierhirten eine unerwartete Chance sein, auf längst verlorene Pfade zurückzukehren.
Dieses Klimaszenario bildet die Grundlage für Emilia Tikkas Kurzfilm, der im Jahr 2102 spielt.
Dabei beschäftigte sich Tikka zusammen mit Oula A. Valkeapää mit der Frage, wie das überlieferte samische Wissen mit biowissenschaftlichen Methoden kombiniert werden kann, um Erinnerungen an eine ferne Vergangenheit wieder lebendig werden zu lassen.
Begleitend zur Ausstellung finden Gespräche mit Wissenschaftler*innen, Führungen und Veranstaltungen statt, u. a. im Rahmen des Gallery Weekend Berlin und der Langen Nacht der Wissenschaften, um den interdisziplinären Austausch zwischen Kunst und Wissenschaft zu fördern.
Über die Künstler*innen
Emilia Tikka ist eine international profilierte, in Berlin lebende transdisziplinäre Künstlerin, Designerin und Forscherin. In ihrer Arbeit setzt sie sich mit den philosophischen und gesellschaftlichen Dimensionen biomedizinischer Technologien auseinander. Ihre künstlerische Praxis umfasst spekulatives Storytelling in Form von Film, Objektgestaltung und experimenteller Forschung im Labor.
Ihre Werke wurden international ausgestellt, u. a. im EMMA Museum of Modern Art (Finnland), bei Ars Electronica (Österreich), am New York University Arts Centre (VAE), im Gregg Museum of Art and Design (USA), beim Imagine Science Film Festival NYC, im STATE Studio (Berlin) sowie im Tekniska Museet (Schweden).
Ihre Arbeiten und Forschung wurden zudem in führenden Medien wie Nature, der Süddeutschen Zeitung, der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und auf ARTE vorgestellt.
Leena Valkeapää ist eine finnische Künstlerin und Forscherin und promoviert in Kunst. Seit 1988 stellt sie als bildende Künstlerin aus und hat mehrere öffentliche Umweltkunstwerke geschaffen, darunter das Felswandstück Ice Veil (1999) in Turku. In ihrer Dissertation von 2011, Luonnossa, vuoropuhelua Nils-Aslak Valkeapään tuotannon kanssa („In der Natur: Ein Dialog mit Nils-Aslak Valkeapääs Kunst“), untersuchte sie die Beziehung zwischen Mensch und Natur. Derzeit arbeitet sie als Mentorin im Ars Bioartica Residenzprogramm in Kilpisjärvi, Finnland.
Oula A. Valkeapää ist ein samischer Rentierhirte, der die Traditionen seiner Familie in der Rentierzucht fortführt. Er lebt mit den Rentieren in der Arktis von Sápmi und folgt der samischen Hirtentradition.
Seit 2011 arbeiten Leena und Oula A. Valkeapää zusammen an international anerkannten Kunst- und Forschungsprojekten. Ihre gemeinsamen Arbeiten konzentrieren sich auf natürliche Phänomene, lokale Rentierhaltungstraditionen und umweltbezogene Fragestellungen.