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Heide Pawelzik & Mara Loytved-Hardegg
9. Februar 2024 - 31. März 2024

Die Ausstellung zeigt Werke aus verschiedenen Schaffensperioden von Heide Pawelzik und Mara Loytved-Hardegg. Beide Künstlerinnen stellten zuletzt 2020 in einer Ausstellung in Bonn zum Thema Grundriss gemeinsam aus. Mara Loytved-Hardegg beschäftigte sich zudem künstlerisch immer wieder mit der Vorstellung von Zwischenräumen oder Lücken. Diese Begriffe, als Zwischenzeiten oder Zeitlücken gedacht, deuten auch auf Bezüge zur Geschichte hin. In vielen Arbeiten der beiden Künstlerinnen sind diese Bezüge, besonders die zur deutschen Vergangenheit des 20. Jahrhunderts, auf sehr unterschiedliche Weise deutlich zu spüren.
Beide Künstlerinnen wurden 1942 als Kriegskinder in Deutschland geboren und sind davon geprägt. Heide Pawelziks raumgreifende Installationen beeindrucken durch die Addition ähnlicher, meist einzeln handwerklich hergestellter, nie ganz gleicher Elemente, sei es aus Kohle, Asche, Leim, Blei, Wachs oder auch Fotos. Mara Loytved-Hardeggs Medium ist primär die Malerei. Doch experimentiert sie auch mit anderen Medien im Raum und mit Fotos.
Die Arbeiten der beiden Künstlerinnen berühren auch immer wieder durch ihre Vielschichtigkeit und Poesie.
Eine Fotoinstallation füllt eine ganze Wand mit Fotos von Rissen im Asphalt Berliner Straßen. Es ist die letzte Arbeit von Heide Pawelzik, von 2020. Zu Lebzeiten beeindruckte sie immer wieder durch ihre großen, raumgreifenden Installationen, z.B. im Frauenmuseum Bonn oder zuletzt in der Berliner Elisabethkirche mit der Bodeninstallation Ohne Sprache.
In der aktuellen Ausstellung ist eine an den Raum angepasste Variante ihrer letzten Arbeit sowie eine ihrer älteren Installationen zu sehen. Neben der Fotoarbeit Grundrisse wird die Arbeit Stadtwabe gezeigt, eine Bodeninstallation mit einer großen Anzahl von zu Röhren gerollten Fotos, deren visueller Inhalt uns teilweise verschlossen bleibt. Thema ist hier die architektonische Verdichtung ähnlicher Formelemente, die auszuufern drohen, ähnlich wie serielle Häufungen in der Natur oder im Stadtbild.
Mara Loytved-Hardegg (geb. 1942)
1962-69 Studium der Malerei an den Kunst-Akademien Nürnberg, Berlin (bei Prof. Bachmann), Paris an den Beaux Arts und München, Studium der Philosophie an der Uni München 1966 Stipendium des Deutsch-französischen Jugendwerkes für drei Monate Südfrankreich 1966-67 Stipendium des DAAD, Deutscher Akademischer Austauschdienst für Paris 1968 Preis für Malerei des Centre Culturel International de la Cité Universitaire, Paris 1977-78 Arbeitsstipendium des Kulturkreises im BDI (Bund Deutscher Industrieller) 2001 Zuschlag für Wandgestaltung in der Jakobskirche Nürnberg 2019 Mitgliedschaft beim Verein der Berliner Künstlerinnen 1867 2020 Nominiert für den Marianne Werefkin-Preis, Berlin
In ihrer künstlerischen Arbeit beschäftigte sich Mara Loytved-Hardegg viel mit Erinnerung und mit dem Abwesenden. In der aktuellen Ausstellung zeigt sie zwei große Bilder, hell und dunkel, mit dem Titel Windows, die erst beim wiederholten Hinsehen Farbspuren und Spalten erkennen lassen. Das zweiteilige Wandrelief Città del sole besteht aus getrennten dunklen Halbkreisen, die sichtlich einmal eine Form bildeten. Sie wirken wie Überreste der Utopie einer Stadt der Sonne, wie sie Tommaso Campanella 1623 als eine der ersten politischen Utopien formulierte. In der textilen Arbeit Città dell´ombra verläuft ein zugenähter Riss durch den gestickten Grundriss Berlins. Auch sind Fotos, Frottagen und Abdrücke der heute nur noch fragmentarisch existierenden Mauer zu sehen. Der Titel der kleinen Arbeit Leaping the Gap kann hier wie ein Motto gelten – vielleicht für die Hoffnung auf das Vermögen oder Kunststück, immer wieder über die Spalte oder den Abgrund springen zu können.
Heide Pawelzik & Mara Loytved-Hardegg
09. Februar 2024 – 31. März 2024