2017 in Stella Hambergs Atelier, einer Halle an der Skulpturengießerei in Berlin. Zwei bronzene Beine ragen 2,3 Meter hoch und unverbunden aus einer Sockelplatte in den Raum. Grobe Oberflächen und entschieden strukturierte wechseln sich ab.
Der Tonfall ist laut, fast roh. Die zwei Stelen enden in Bauchhöhe, nach oben ausufernd. Der Spalt zwischen den Säulen, eine schmale Lichtlinie, lenkt die Aufmerksamkeit auf den Um- und Innenraum der Figur. Sie steht sicher auf angedeuteten Füßen, die sich in alle Himmelsrichtungen verankern, und scheint sich dennoch als reiner Kontrast zum Umraum aufzulösen…
Das plastische Vokabular ist in den neuen Arbeiten vereinfacht, auf eine Essenz reduziert. Feine Ausarbeitung verschwindet zugunsten der Konstruktion als solcher, und mit der Entscheidung, Gips und Holz statt Ton und Eisen als Aufbaumaterial der Plastiken zu verwenden, ändert sich die Methode grundsätzlich.
Die Spannung im Aufeinandertreffen von schnellem und zeitintensivem Material – Bronze, Glas, Holz, Gips, Eisen, Pappe, Kunst und Naturstein sowie Alltagsgegenständen, gelebten, industriell produzierten und handwerklichen – thematisiert bereits Kernfragen der Kunst. Doch geht es hier nie ausschließlich um eine konzeptuelle Zusammenstellung, die auf Sensibilität für Materialien und formale Zustände setzt. Hambergs Arbeiten bleiben nahe an der Figur, der Erzählung, dem Gegenstand und erzeugen in der absolut gleichwertigen Behandlung der unterschiedlichen Formen, künstlicher und natürlicher Stoffe, intensiv bearbeiteter und roher Materialien, eine völlig eigenständige, rätselhafte Poesie.
à travers la tête
9. November – 20. Dezember 2017
Auguststraße 26
10117 Berlin