Abgeschnittene Formen tauchen auf oder verschwinden, vereinzelt oder zusammen mit Erscheinungen, die von einer ähnlichen, mehr oder weniger ausgeprägten Instabilität zeugen. Transparenz- und Opazitätseffekte, Maßstabsverzerrungen und andere Abweichungen.
Weite Flächen, in denen sich gelegentlich unauffällige Architekturen oder Möbelstücke befinden. Ein blauer Himmel. Männliche oder weibliche Figuren, deren Gesichtszüge getilgt wurden. Sie deuten eine Bewegung an oder verharren träge. Manchmal kehren sie uns den Rücken zu. Sportler. Pferde. Vögel. Pflanzen. Verweise auf eine existierende Kunstgeschichte (Stubbs. Antike) oder eine imaginierte (abstrakte Malereien werden als „Bilder ins Bild“ gesetzt, zwei davon begegnen uns in einer der vom Künstler eher selten gemalten Innenansichten). Nicht identifizierbare Objekte lassen sich zuweilen durch Schatten erraten. Und schließlich sehen wir vor allem „malerische Zeichen“ in einem Schwebezustand, die sich jeder Repräsentationslogik entziehen. Es sei denn, die besagten Zeichen bringen die Kompositions- oder Dekompositionszustände zum Ausdruck, die den oben genannten Metamorphosen eigen sind. Das alles sind Elemente, durch die sich Marc Desgrandchamps’ Gemälde in die (Dis-) Kontinuität seiner bisherigen Arbeiten einreihen. Selten hat uns der Künstler in einer Reihe kurz hintereinander entstandener Werke mit einer solchen Komplementarität und Vielfalt von „malerischen“ Zeichen konfrontiert.
Desgrandchamps entwickelt wie gewöhnlich Szenarien, die voller Erzählmöglichkeiten stecken und zugleich, gemäß einer modernistischen Tradition, in einer Zeitlichkeit befangen sind, die gleichsam wie aus einem kontinuierlichen Strom gerissen ist, etwa wie bei einer verkratzten DVD oder einem Videospiel, oder auch wie bei einem dieser „Standbilder“, aus denen der Künstler eine Vielzahl von Details seiner Kompositionen ersinnt. Die daraus resultierende Spannung erreicht hier ein ebenso packendes wie eigensinniges paroxysmales Stadium.
Beitragsbild: Marc Desgrandchamps, o.T., 2017, Öl auf Leinwand, 162 x 97 cm, Foto: Studio Julien Bouvier
Standbilder
15. Februar – 7. April 2018
Auguststraße 26
10117 Berlin