Schnelllebigkeit charakterisiert den Modekonsum von heute. Große Ketten bringen alle zwei Wochen neue Kollektionen auf den Markt, mit Gewinn: Im Durchschnitt kauft jede*r Deutsche pro Jahr 60 Kleidungsstücke – mehr als eines pro Woche. Doch viele davon werden erst gar nicht oder viel zu selten getragen, bevor sie in der Altkleidersammlung landen. Die Sonderausstellung „Fast Fashion. Die Schattenseite der Mode“, konzipiert vom Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, wirft einen kritischen Blick auf die Folgen dieses Handelns für Produzent*innen und Umwelt und regt die Besucher*innen an, sich engagiert mit ihrem eigenen Konsumverhalten auseinanderzusetzen. Das Museum Europäischer Kulturen (MEK) ergänzt die Auseinandersetzung mit der Fast Fashion um Einblicke in die Berliner Slow Fashion Szene: Als Dreh- und Angelpunkt der internationalen fairen Modewelt entstehen in Berlin zahlreiche innovative Ideen, wie Mode nachhaltig produziert und genutzt werden kann und gleichzeitig Spaß machen kann.
Noch bevor Kleidungsstücke im Handel landen, werden die größten „Modesünden“ begangen: Allein für ein T-Shirt aus Baumwolle werden 2700 Liter Wasser verbraucht, welches nach chemischen Färbeprozessen nicht selten mit Giftstoffen belastet in Flüsse gelangt. Unter dauerhaften Umweltverschmutzungen und verseuchtem Grundwasser leiden die Menschen vor Ort in Ländern wie Bangladesch. Dort verdienen zumeist Frauen ihren Lebensunterhalt als Näherinnen in der Bekleidungsindustrie. Ihre Arbeitsbedingungen und ihr Lohn werden von immer mehr Konsument*innen als unfair eingestuft: Wie kann es sein, dass ein T-Shirt weniger kostet als ein Cappuccino? Der Ausstellungsbereich „Fast Fashion“ erläutert, wie die globale Fast Fashion-Industrie funktioniert und wie Produzent*innen und Konsument*innen zusammenhängen.
Durch die Auseinandersetzung mit den Folgen der Fast Fashion für Mensch und Umwelt steigt das öffentliche Interesse an fairer Mode. Der Ausstellungsbereich „Slow Fashion“ bietet Einblicke in die Berliner Szene der fairen Mode. Mit „Neonyt“ findet in Berlin jedes Jahr die weltweit größte Messe für faire Mode statt. Designer*innen und kreative Köpfe setzen Trends und entwickeln innovative Ansätze und Materialien und entschleunigen den Kreislauf der Mode. Das MEK stellt Berliner Pionier*innen der fairen und nachhaltigen Mode vor. Sie erzählen, was für sie faire und nachhaltige Mode ist – vom umweltschonenden Upcycling überfaire Produktionsbedingungen bis hin zu Kleidungsstücken aus zertifizierten Stoffen und Kleidertauschpartys.
Zur Ausstellung ist bereits ein umfangreicher „Magalog“ (ISBN 13978-3-923859-82-5) erschienen. Ein umfassendes Veranstaltungs- und Vermittlungsprogramm mit regelmäßigen Repair-Cafés und kreativen Workshops ergänzt die Ausstellung während ihrer gesamten Laufzeit.
Kleidung gilt als zweite Haut. Jeder kann mit Second-Hand-Klamotten mit Spiegeln sein eigener Designer werden.