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Doomscrolling — Maria Naidyonova

10. April 2025 - 24. Mai 2025

Maria Naidyonova ist eine Könnerin des großen Formats mit einem Feingefühl für die Linie und der ihr innewohnenden emotionalen Kraft. Ihre Leinwandarbeiten sind mehr Zeichnung als Malerei: mal tastend und nachspürend, mal kraftvoll und raumgreifend lesen sie mit Kohle, Bleistift und lasierend aufgetragenem Pinselstrich den Gefühlsraum der dargestellten Figuren. Nach einer zweijährigen Zeit der konzentrierten Arbeit im Atelier präsentiert die Künstlerin erstmals ihre neuen Werke der Öffentlichkeit.

Es geht Naidyonova darum, diejenigen Momente einzufangen, in denen verborgene Bedeutungen des Alltags hervorleuchten. Serientitel wie „Friends & Lovers“ oder „Berliners“ weisen darauf hin, wie eng ihre Kunst mit dem unmittelbaren sozialen und urbanen Umfeld Berlins verknüpft ist, der Stadt, in der die in Kiew geborene Künstlerin seit 2014 lebt und arbeitet. Wie in anderen Großstädten verdichten sich in Berlin täglich mehrere Millionen Lebenswege, Krisen und ständige Umgestaltungen. Jeder Tag kann ein neuer Sturz oder eine neue Chance sein. Dieses pulsierende Spannungsfeld bildet den Erfahrungshintergrund, aus dem sich ihre Bilder emanzipieren.

Das für die Ausstellung titelgebende Bild „Doomscrolling“ zeigt auf einem Format von 180 mal 160 Zentimetern einen voluminösen sitzenden Frauenakt, das traurige Schmollgesicht auf einem Arm gestützt und sich im Display ihres Handys spiegelnd. Inbegriff einer zeitgenössische Narcissa? In Psychologie und Kommunikationswissenschaften etabliert bezeichnet „Doomscrolling“ den exzessiven Konsum negativer Nachrichten über digitale Medien. Populär wurde der Begriff seit der COVID-Pandemie und den seit 2020 zunehmenden global-politischen Verunsicherungen — „Doom“ englisch für Schicksal, Verhängnis, Verderben. Der wahl- und grenzenlose Konsum unzuverlässiger Informationen in den „sozialen Netzwerken“ kann zur Sucht werden und, gepaart mit dem Drang nach Selbstbestätigung, ein sich selbst verstärkender narzisstischer Kreislauf.

Den überwiegenden Teil der Bilder nehmen weibliche Akte ein. Dass für Naidyonova die Arbeit vor dem realen Modell sehr wichtig ist, begründet sie mit der Notwendigkeit, im künstlerischen Prozess zur Individualität jedes Menschen vorzudringen und etwas Innerliches festhalten zu können. Aus diesem Grund spricht sie nicht von „Modellen“ sondern von „ihren Musen“. Diese betrachtend untersucht sie, wo und wie der Körper etwas offenlegt, das berührt und etwas über den Menschen erzählt. In nur einer Geste, einem Blick, einer Bewegung können Intimität und Zwiesprache entstehen.

In der Zeit einer zunehmend unreflektierten Medienabhängigkeit vor allem jüngerer Leute zu leben, beschäftigt Naidyonova sehr. Interessanterweise sind ihre künstlerischen Ergebnisse jedoch nicht reißerisch, provozierend oder chaotisch bunt sondern ganz im Gegenteil mit einer klassischen Ästhetik verbunden. Die Künstlerin, die in den letzten Jahren auch mit Animationsfilmen einigen Erfolg hatte, betont ihre Wertschätzung für traditionelle Techniken als Ausgangspunkt für Weiterentwicklung und neue Wege. Wie Leo Kuelbs treffend sieht, ist sie „ein Beispiel dafür, dass Vergangenheit und Zukunft im Jetzt zusammen existieren.“ Ihre Bilder bewegen sich zwischen träumerischer Fantasie („Midday Dream“ 2023), der Begeisterung für die erotische Dramaturgie der Linie („Lovers“ 2024) und leisem Humor („Picnic on the Lake“ 2024). „Klassisch und doch zeitgenössisch, so wie Berlin selbst, ist Naidyonovas Werk tief in der Kunstgeschichte verwurzelt, doch pulsiert es mit einer starken Strömung der Gegenwart und bietet Einblicke in das, was vor uns liegt.“ (Zit. ders.)

Details

Beginn:
10. April 2025
Ende:
24. Mai 2025
Veranstaltungskategorie:
Veranstaltung-Tags:
Eintritt: -

Veranstaltungsort

Galerie feinart berlin
Niebuhrstraße 71
Berlin, 10629 Deutschland
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Veröffentlicht am: 21.03.2025 | | Tag: intern,

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