Valentina Murabito – La donna del mare
Valentina Murabito entführt bei 68projects by KORNFELD in eine faszinierende Welt, in der Mythologie, Natur und Fotografie auf außergewöhnliche Weise verschmelzen.
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Die CWC GALLERY präsentiert vom 22. April bis 17. Juni 2017 die Ausstellung »Me & I« von Tina Berning & Michelangelo Di Battista.
Nach dem großen Erfolg der ersten Ausstellung in der Galerie CAMERA WORK im Jahr 2010 werden in der zweiten großen Ausstellung von Tina Berning & Michelangelo, die sich in drei Abschnitte gliedert, mehr als 30 neue Werke gezeigt. Sämtliche Arbeiten sind Unikate, die noch nie zuvor in einer Ausstellung gezeigt wurden. Bei Tina Berning & Michelangelo Di Battista verschwimmen die Grenzen zwischen Fotografie, Zeichnung, Malerei und Kunsthandwerk. Anachronistisch und analog kombinieren sie ihre Arbeitsfelder, verzichten dabei jedoch gänzlich auf die technischen Möglichkeiten am Computer. Michelangelo Di Battistas Fotografien entwickeln sich dank Tina Bernings Applikationen, Zeichnungen und kunsthandwerklichen Kommentare weiter. Im Sommer 2007 trafen die zwei Künstler das erste Mal bei einem Termin für die italienische »Vogue« aufeinander und erkannten bei der Zusammenarbeit umgehend das große Potenzial einer kreativen Kollaboration.
Der Hauptteil der Ausstellung umfasst beeindruckende Porträts von faszinierenden Frauen, deren Schönheit und Persönlichkeit hervorgehoben wird. Alle Frauen wurden kürzlich von Michelangelo Di Battista fotografiert. Diese zum Teil großformatigen Fotografien wurden anschließend von Tina Berning analysiert und künstlerisch weiterbearbeitet. Ihr Ansatz geht dabei über das einfache Wertschätzen eines Frauenporträts in der Fotografie hinaus. Es ist vielmehr die Untersuchung von zeitgenössischer, weiblicher Schönheit. Ein Großteil der Ausstellung ist Natalia Vodianova gewidmet, die oft als Inbegriff der weiblichen Schönheit angesehen wird. Durch das Verschmelzen mehrerer künstlerischer Disziplinen wird die oberflächliche Maskerade aufgebrochen, wodurch sich eine weitere komplexe Ebene in der Rezeption der porträtierten Frauen öffnet. Die Zeichnungen von Tina Berning nehmen sich der Fotografien an und lassen einen vielschichtigen Entwurf des Wesens des Porträtierten entstehen. Das fertiggestellte Werk regt den Betrachter an, Kriterien wie Schönheit und Eleganz zu hinterfragen und die Anziehungskraft des Kunstwerks als Ganzes zu verinnerlichen. Somit werden auch die Unterschiede zwischen der Selbstwahrnehmung des Individuums und der Person untersucht, wie sie von der Gesellschaft wahrgenommen wird.
Die Beanie, der Zweispitz, die Melone, der Fes, die Ushanka: Der Hut ist so alt und so universell wie die grundlegenden menschlichen Vorstellungen und Werte wie Freiheit, Liebe, oder Schönheit. In der Tat spielt Schönheit eine essenzielle Bedeutung für die Ausstellung »Me*&*I«: eine philosophische Idee, welche die gesamte Ausstellung und den künstlerischen Ansatz ummantelt. Zugleich kann dies als Kommentar zu der Beziehung zwischen Individuum und der Gruppe verstanden werden. Hierbei werden Hüte verwendet, um mehrere Ebenen für die Interpretation und das Verständnis einer offensichtlichen, gemeinsamen Zugehörigkeit zu öffnen. Es ist wohl das geselligste Kleidungsstück überhaupt und veranschaulicht eines der fundamentalsten Paradoxien der menschlichen Natur: das Identitätsparadoxon. In diesem Sinne ist der Hut ein binäres Accessoire, ein Zubehör von sozialer Freiheit und sozialer Compliance. Bestimmte Arten von Hüten galten schon jeher als Merkmal einer Gruppe von Menschen oder einer Gemeinschaft, wie beispielsweise den Mitgliedern in einer Gilde oder in einer sozialen Klasse. Allerdings kann der Hut auch als Revolte verwendet werden und spielt ebenso eine Rolle, wenn es darum geht, sich von einer Gruppe zu lösen, um Konventionen zur Schau zu stellen oder um sich von der Menge abzuheben.
Viele Persönlichkeiten der Vergangenheit und Gegenwart, wie Andy Warhol, Queen Elizabeth II oder Lady Gaga, trugen Hüte, um ihre Identitäten weiter auszubauen. Michelangelo Di Batistas und Tina Bernings Werke zeigen nicht nur ein Spiel mit den verschiedenen Materialien, sondern auch mit den Begriffen der Identitätsdefinition, Bildung, Entwicklung, Verkleidung und Transformation. Unvermeidlich verweilt der Betrachter der Werke im Thema der überwältigenden Konformität und deren Konsequenzen für die »freien Geister« unter den Menschen. Doch die Werke untersuchen ebenso die Bedeutung eines Individuums in der heutigen Gesellschaft. Das Konzept von »Me & I« basiert auf den Ideen des Soziologen und Philosophen George Herbert Mead (1863–1931 . Ihm zufolge bilden das »I« und das »Me« die Person und das Selbst.
Das »Me« ist das Ergebnis der Beobachtung der Reaktionen der Anderen zu sich selbst – die Menschen lernen, wer sie sind. Im Gegensatz dazu ist das »I« die Antwort des Individuums auf die Haltung der Gemeinschaft. Einige Hutblöcke, die als Modelle für die Fotografien dienten – werden als Teil der Ausstellung in einer Installation zu sehen sein. Die Auseinandersetzung mit verschiedenen Wahrnehmungen des Eindrucks wird im Ausstellungsteil »Charis« fortgesetzt, der eine Auswahl von Werken zeigt, die scheinbar zusammenhangslose Objekte darstellen: kulinarische Klingenwerkzeuge aus dem 19. Jahrhundert, aus dem 18. bis 20. Jahrhundert stammende Stammes- und Volkskunstlöffel und Pfannen von Holz, Horn, Geweih, Knochen und Messing sowie Steinarmbänder aus der Südsahara. Oberflächlich betrachtet haben diese Gegenstände nichts miteinander zu tun: Sie werden aus verschiedenen Materialien von verschiedenen Völkern mit verschiedenen Handwerken hergestellt. Einige von ihnen werden industriell erzeugt, während andere von Fachleuten gefertigt werden. Sie haben mannigfache Funktionen, kulturelle Bedeutungen und Konnotationen. Dennoch führt diese offensichtliche Unverbundenheit zu einer tieferen Hinterfragung der Natur dieser Gegenstände und ihrer Beziehung zu uns. In absoluter Stille schauen sie aus den monumentalen Fotografien auf uns und erzählen uns mehr über uns selbst und die existentielle Metamorphose, der wir uns unterziehen. Sie laden uns ein, die nicht-dualistischen Erzählungen von Körperlichkeit und Virtualität, Materialität und Spiritualität in dem digitalen Zeitalter, in dem wir heute leben, zu erforschen. Michelangelo Di Battista und Tina Berning und ihre »Charis«-Serie bestärken die Schönheit und Wichtigkeit von materieller Existenz. Sie sehen die Objekte nicht als passive Teilnehmer unseres Lebens, sondern als aktive Akteure auf Augenhöhe mit dem Menschen. »Matter feels, converses, suffers, desires, yearns and remembers«, sagte die amerikanische Philosophin und Feministin Karen Barad.
Die Kunstobjekte sind voll von dieser lebenden Materie. Gleichermaßen sind sie mit Gefühlen erfüllt und mit unausgesprochenen Worten, denen der Betrachter zuhören kann: Was erzählen sie uns über uns selbst und die Metamorphose, der wir uns unterziehen? Welche Rolle spielt die Seele eines Objektes im 21. Jahrhundert? Auch bei »Charis« basiert das fertige Kunstwerk auf einer Fotografie von Michelangelo Di Battista, die von Tina Berning mit unterschiedlichen künstlerischen Ansätzen als auch Materialien weiterentwickelt wurde.
22. April bis 17. Juni 2017
Auguststraße 11–13
10117 Berlin
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