Die Ausstellung verbindet die Arbeiten des südtiroler Malers Robert Bosisio mit den Holzfiguren des Bildhauers Gregor Gaida, dessen Werk wir zum ersten Mal in der Galerie zeigen.
Ein auffälliges Objekt im Raum ist die Skulptur Apheirophobia (die Angst vor der Unendlichkeit)- eine Arbeit, die ihr Geheimnis nicht auf en ersten Blick preis gibt. Erst beim Umrunden entdeckt man, das es sich um einen männlichen muskulösen Rücken handelt, der drei Mal exakt gespiegelt. Die Arbeit steht zwischen menschlichem Körper uns Abstraktion. Der menschliche Körper wird von geometrischen Elementen durchdrungen. Organisches und Geometrie, Natur und Kultur gehen eine Verbindung ein, aus der ein eigenständiges Objekt entsteht.
Wir zeigen auch die zweiteilige Arbeit Outliners die sicher zu den eindrucksvollsten und individuellsten Werken von Gaida gehört. Die beiden Jungs (absolut identische Figuren, die lediglich anders im Raum positioniert sind), bestechen vor allem durch ihre Anordnung im Raum und ihren Naturalismus. Sie gehen unweigerlich eine starke Verbindung mit dem Umraum und den anderen Objekten oder Bildern im Raum ein. Das vom Künstler geschaffene Werk scheint erstaunlich autonom zu sein und wiederum aus sich heraus eine Zeichnung im Raum zu erschaffen, womit das Figurenpaar den gesamten Ausstellungsraum gliedert.
Dr. Ari Hartog verweist in einem Katalogtext zu Recht darauf, dass Gaida seine Skulpturen im Grunde wie ein Maler das Leinwandbild oder ein Fotokünstler das fotografische Bild behandelt, in dem er das Motiv radikal beschneidet und den menschlichen Torso so fragmentiert und verändert, dass er nur noch als Ausgangsmaterial dient, um ein völlig autonomes Objekt schaffen zu können, das ganz eigenen Regeln bzw. nur dem gestalterischen Willen des Künstlers unterworfen ist.
Diese Vorgehensweise ist durchaus mit der Arbeitsweise von Robert Bosisio zu vergleichen, dessen Bildwerke ebenfalls oft auf Fotos basieren, sich aber nahezu vollständig davon emanzipieren und im Laufe des Malprozesses immer mehr in den Hintergrund treten, um der Malobefläche, der Struktur und der ungeheuer subtilen Farbigkeit Raum zu geben. Bosisio erarbeitet sich seine Bilder über sehr lange Zeiträume, indem immer neue Farbschichten (bis zu 20 Schichten) aufgetragen werden, Teile wieder abgekratzt oder abgewaschen werden und Materialien wie reines Pigment, Sand, Asche und verschiedenste Farbmaterialien miteinander verwoben werden. Dabei kann auch ein Bauchnabel zum bildfüllenden Motiv werden. Allen Bildern gemeinsam ist das Schwanken zwischen gegenständlichem Motiv und dem Verschwinden des Motivs zu Gunsten der Oberflächenstruktur und des Farbklangs im Bild.
Ergebnis ist ein hochkomplexes Bild, auf dem die Portraitierten oder Körperteile entrückt erscheinen und wie hinter einem Schleier verschwommen. Sie werden dadurch entpersonalisiert und bekommen etwas Archetypisches.
In dieser Ausstellung kontrastiert die körperliche, dreidimensionale Wucht der Gaida Skulpturen mit den sehr subtilen Arbeiten von Bosisio, die eher eine meditative Betrachtung erfordern.